Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
antun?«
»Dada?«
Das war das erste Mal, dass Button dieses Wort aussprach, seit sie Iowa verlassen hatten. Das Baby runzelte die Stirn und sagte es noch einmal. »Dada?« Füllte ihre kleinen Lungen.
»DADA!«
Nealy durfte ihn nicht hereinlassen. Sie schaffte es ohnehin kaum, die Nächte zu überstehen, und konnte den Trauerprozess nicht wieder von vorne beginnen. Erst recht nicht, wo sie morgen die wichtigste Pressekonferenz ihres Lebens absolvieren musste.
Eilig küsste Nealy die kleine dicke Pfote. »Tut mir Leid, meine Süße, aber er wird nicht kommen!«
Button schob die Unterlippe vor, und ihre babyblauen Augen wurden groß und rund. Sie legte die Wange an Nealys Brust.
Nealy streichelte ihre Haare und wünschte, sie wären wieder zu viert unterwegs.
Mat parkte kurzerhand am Straßenrand vor dem Grundstück, im Kopf den vagen Plan, Lucy abzufangen, wenn sie von der Schule heimkam; aber ein naseweiser Secret-Service-Agent hatte andere Vorstellungen.
Schon wollte Mat dem Kerl Bescheid stoßen, dass dies eine öffentliche Straße war – entschied dann jedoch, es ihm nicht noch schwerer zu machen. Er erledigte bloß seinen Job, und sein Job war es, für die Sicherheit von Mats Familie zu sorgen. Die Familie, der Mat den Rücken gekehrt hatte!
Auf dem Weg zum Hotel zermarterte er sich das Hirn. Aber jede Beleidigung, die er Nealy an den Kopf geworfen hatte, jeder Befehl, jede Beschwerde, er hätte viel zu viele Weiber am Hals, kam ihm in den Sinn und ließ ihn nicht mehr los. Niemand konnte behaupten, er hätte sich von seiner besten Seite gezeigt.
Er war so in seine Misere versunken, dass er versehentlich am Hotel vorbeifuhr. Was für ein Trottel warf etwas so Kostbares weg? Welcher Trottel warf seine Familie weg?
Beim Wenden entschied er, dass er sich selbst für den Rest seines Lebens dafür prügeln oder etwas unternehmen konnte – um das, was er mit allen Kräften zu ruinieren versucht hatte, wieder zu kitten. Aber dafür brauchte er einen Plan.
Nealy explodierte. »Was meinen Sie damit, er geht zu CNN?« Sie umklammerte ihr Handy fester und sank wieder in den Ledersitz ihres Lincoln Town Car zurück.
Steve Cruzak, der Secret-Service-Agent, der heute Fahrdienst hatte, warf einen Blick in den Rückspiegel und dann auf seinen neben ihm sitzenden Partner. Jenseits der getönten Scheiben zog die grüne Hügellandschaft von Nordvirginia im gleißenden Morgenlicht an ihnen vorbei, während sie nach Osten zum Arlington Hotel fuhren, wo Nealys Pressekonferenz stattfinden sollte.
»Er hat keine Erklärung dafür abgegeben«, erwiderte ihr Anwalt.
Der schwere Chanel-Ohrring, den sie sich vom Ohrläppchen gezogen hatte, als ihr Handy klingelte, stach ihr in die Handfläche. Normalerweise wäre ihre Assistentin mit ihr im Wagen gesessen, aber sie hatte eine Erkältung. Jim Millington, ihr neuer Wahlkampfleiter, sowie Terry und die wichtigsten Mitarbeiter befanden sich bereits im Hotel, wo sie sich unter die Presse mischten, die auf ihre Ankunft wartete.
Drei Monate lang hatte sich Mat geweigert, irgendwelche Fernsehinterviews zu geben; aber jetzt, an dem Tag, an dem sie ihre wichtigste Pressekonferenz abhielt, änderte er plötzlich seine Meinung. Er wollte sie erpressen.
»Vielleicht sollten Sie mit ihm reden«, schlug der Anwalt vor.
»Nein.«
»Nealy, ich bin kein politischer Berater, aber die Augen des gesamten Landes ruhen auf Ihrer Kampagne. Dieser Kerl ist ein offenes Pulverfass. Wer weiß, was in ihm vorgeht? Es schadet doch keinem, wenn Sie ihn einmal anhören.«
Mehr, als er sich vorstellen konnte! »Das kommt überhaupt nicht in Frage.«
»Nun gut, dann übernehme ich das.«
Sie schob ihr Handy wieder in die braune Aktentasche zurück, die sie anstelle einer Handtasche trug, und steckte sich dann ihren Goldohrring wieder an. Für die Pressekonferenz hatte sie ein weiches, enganliegendes cremefarbenes Wollkleid von Armani ausgewählt, dazu einen Seidenschal, der am Hals locker verknotet war. Ihr kesser Kurzhaarschnitt, den sie sich während ihres Abenteuers zugelegt hatte, war von ihrem langjährigen Friseur ein wenig gezähmt worden, sodass sie nun zwar elegant, aber dennoch modern aussah. Sie hatte beschlossen, den Kurzhaarschnitt beizubehalten, ebenso wie ihre natürliche Haarfarbe. Das waren zwar nur kleine Veränderungen, dafür aber umso bezeichnender. Jede dieser Neuheiten bewies, dass sie ihr Leben endlich in die eigenen Hände genommen hatte – weshalb sie sich auch
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