Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
nicht von Mat zu einem Treffen zwingen ließ, das ihr bloß Kummer bescheren würde!
Sie zog ihr Lederportfolio heraus und studierte die Notizen, die sie in den vergangenen drei Monaten zusammengetragen hatte. Aber sie ergaben keinen Sinn mehr. Wenn Mat so unbedingt mit ihr sprechen wollte, wieso hatte er dann nicht zu dem direktesten Druckmittel gegriffen, das ihm zur Verfügung stand? Wieso hatte er nicht gedroht, gegebenenfalls die Adoption zu verhindern?
Weil ihm so etwas Hässliches nie in den Sinn käme.
»Wir sind da, Mrs. Case.«
Sie merkte, dass sie vor dem Hotel angekommen waren. Die Schmetterlinge in ihrem Magen begannen zu tanzen, als sie ihre Notizen wegsteckte und sich dann von dem Secret-Service-Mann die Tür öffnen ließ.
Eine Schar Fotografen erwartete sie, dazu Jim Millington, ein robuster Politveteran, der aus Georgia stammte und einen ausgeprägten Südstaatenakzent besaß. »Wir haben ein volles Haus«, flüsterte er und nahm ihr ihre Tasche ab. »Reporter aus allen Teilen des Landes. Bereit, Schätzchen?«
»Yep. Bereit.«
Jim führte sie in den Ballsaal, der mit weit mehr Reportern gefüllt war, als jede andere Wahlkampagne anziehen könnte. Niemand machte sich über ein kostenloses Buffet schneller her als die Presse, und besagtes Buffet sah aus wie von einem Rudel Wölfe bearbeitet.
Terry kam zu ihr, als aus den Lautsprechern Van Halens »Right Now« ertönte. Ihr Herz krampfte sich zusammen, denn das war Dennis’ Wahlkampfsong gewesen, und nun war er der ihre. Sie und Terry hatten darüber debattiert, ob sie ihn benutzen sollten – waren am Ende jedoch übereingekommen, dass er sowohl ein Tribut an vergangene Zeiten als auch ein Symbol des Übergangs darstellte.
Terry nahm ihren Arm. »Ganz ruhig, Babe.«
»Dieser Song …«
»Ich weiß. Hör mal, er würde es lieben, dich jetzt so zu sehen.«
Sie lächelte ihren rundlichen, ein wenig zerknittert wirkenden Freund an. Er sah besser aus als zu irgendeiner Zeit seit Dennis’ Tod. Dieser Wahlkampf tat ihm gut.
Mit Terry und Jim im Rücken kämpfte sie sich lächelnd und winkend durch die Menge zur Tribüne am Eingang des Saals. Ihr Vater stand bereits dort, daneben einige Parteigrößen. Einer von ihnen, ein populärer lokaler Kongressabgeordneter, trat ans Mikrofon und kündigte sie an. Die Reporter applaudierten höflich, und ihre Wahlkampfhelfer jubelten. Sie trat ans Mikrofon und begann zunächst mit ihren Dankeschöns. Dann leitete sie über zu ihrer eigentlichen Rede.
»Die meisten von Ihnen wissen, warum ich diese Pressekonferenz einberufen habe. Gewöhnlich sagen die Bewerber, dass sie lange und gründlich nachgedacht hätten, bevor sie sich entschlossen, zu kandidieren; aber ich musste das nicht. Ich wünsche es mir schon lange, obwohl mir erst vor kurzem klar wurde, wie sehr.« Sie machte ein paar Bemerkungen zur stolzen Geschichte des Staates Virginia und darüber, wie wichtig gerade im neuen Millennium eine starke Führung wäre. Dann erklärte sie ihre Absicht, Jack Hollings bei den Vorwahlen im Juni herauszufordern.
»… daher betrete ich hiermit offiziell den Ring und bitte die wundervollen Bürger des Staates von Virginia, mir ihr Vertrauen zu schenken und mich zu ihrer nächsten Senatorin zu wählen.«
Blitzlichter flammten auf, und Reporter sprachen über den Applaus der Menge in ihre Mikrofone. Als es endlich wieder ruhig wurde, begann sie die Hauptthemen ihres Wahlkampfs vorzustellen und neigte dann den Kopf, um Fragen entgegenzunehmen. Bis jetzt hatte sie sich an ihre Notizen gehalten. Doch nun waren Schlagfertigkeit und rasches Denken gefordert.
»Calli Burns, Richmond Times-Dispatch . Mrs. Case, inwieweit steht Ihre Entscheidung zu kandidieren mit Ihrem Verschwinden in Zusammenhang?«
Diese Frage hatte sie erwartet. Die Reporter wussten, dass ihre Leser im Moment mehr an ihrem Privatleben interessiert waren als an ihrem politischen Konzept. »In dieser Zeit konnte ich ein wenig Abstand vom Weißen Haus gewinnen und mein Leben wieder in die richtige Perspektive rücken …« Ihre gründliche Vorbereitung machte sich bezahlt, und sie hatte keinerlei Probleme, die Frage zu beantworten.
»Harry Jenkins, Roanoke Times . Sie haben kein Geheimnis aus Ihrer Unzufriedenheit mit dem politischen Leben gemacht. Wieso wollen Sie jetzt unbedingt wieder dorthin zurück?«
»Als First Lady hatte ich keine wirkliche Macht, um Veränderungen herbeizuführen …«
Eine Frage folgte der anderen. Obwohl sie es
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