Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
beiseite. Samstagvormittag fuhr er meist zum Fullerton Beach hinaus, um ein wenig zu joggen; aber heute Vormittag hatte er leider keine Lust dazu. Überhaupt hatte er zu kaum etwas Lust. Vielleicht sollte er ja mit den Kolumnen für die nächste Woche anfangen …
Derweilen schweifte sein Blick über sein Wohnzimmer, in dem extra große Sessel und eine extra lange Couch standen, und er fragte sich, was sie heute wohl tun mochten. Kam Lucy mit den anderen Mädchen dieser schicken Privatschule aus, in die Nealy sie gesteckt hatte? Hatte Button irgendwelche neuen Wörter gelernt? Vermissten sie ihn? Dachten sie überhaupt noch an ihn?
Und Nealy … es sah aus, als würde sie sich ernsthaft auf die Jagd nach Jack Hollings’ Sitz im Senat machen. Er freute sich für sie – freute sich wirklich -, deshalb war es ihm auch ein Rätsel, warum es ihn immer wie ein Messer ins Herz traf, wenn er irgendwo ein Bild von ihr in einem ihrer Designerkostüme sah.
Da er es satt hatte, deprimiert herumzusitzen, machte er Anstalten, nach oben zu gehen, um in seine Joggingshorts zu schlüpfen; aber die Türklingel stoppte ihn.
Das Letzte, was er an einem Samstagmorgen wollte, war Gesellschaft. Er stakste zur Tür und riss sie auf. »Was zum Teufel …«
»Überraschung!«
»Überraschung! Überraschung!«
»Überraschung!«
Und zwar gleich ganze sieben! Sieben Überraschungen. Seine Schwestern platzten herein und warfen sich ihm in die Arme.
Mary Margaret Jorik Dubrowski … Deborah Jorik … Denise Jorik … Catherine Jorik Matthews … Sharon Jorik Jenkins Gros … Jacqueline Jorik-Eames … und Schwester Ann Elizabeth Jorik.
Pummelig und schlank; hübsch und schlicht; Collegestudentin, Hausfrau und Mutter, berufstätig; single, verheiratet, geschieden, Braut Christi – alle stürmten sie in seine Wohnung.
»Du hast am Telefon so deprimiert geklungen …«
»… also haben wir uns zusammengetan und beschlossen, dich zu besuchen.«
»Um dich ein bisschen aufzumuntern!«
»Aus dem Weg. Ich muss mal!«
»… hoffe bloß, du hast Entkoffeinierten.«
»Allmächtiger, meine Frisur! Wieso habt ihr mir nicht gesagt, dass ich aussehe wie …«
»… dein Telefon benutzen. Weil ich den Babysitter anrufen …«
»… all die Publicity in den letzten Monaten muss dir ganz schön an die Nieren gegangen sein.«
»Mist! Ich hab eine Laufmasche in meiner neuen …«
»… wozu sind Schwestern da?«
»… jemand eine Midol?«
Sie waren kaum zur Tür hereingerauscht, als sie auch schon anfingen, ihn eine nach der anderen beiseite zu nehmen.
»… Sorgen um Cathy. Ich glaube, ihre Bulimie ist wieder durchgebrochen und …«
»… meine Visa ausgeschöpft …«
»… mit dir über Don reden. Ich weiß, du mochtest ihn nie, aber …«
»… offensichtlich, dass der Prof mich hasst …«
»… ob ich den Job wechseln soll oder …«
»… alle Zweijährigen sind temperamentvoll, aber …«
»… zur Kommunion gehen und die Tatsache, dass Pater Francis die Hostie segnen kann, aber ich nicht …«
Innerhalb einer knappen Stunde hatten sie Lippenstift an sein Hemd geschmiert, seinen Lieblingssessel verrückt, in seinem Adressbuch herumgeschnüffelt, fünfzig Piepen von ihm geborgt und die Karaffe seiner neuen Krups-Kaffeemaschine zerbrochen.
Himmel, war er froh, sie zu sehen!
Zwei Schwestern verbrachten die Nacht im Drake, zwei übernachteten bei Mary Margaret in ihrer Wohnung im Oak Park und zwei blieben bei ihm. Da er in letzter Zeit sowieso nicht mehr richtig schlafen konnte, überließ er ihnen sein Doppelbett und zog selbst ins Gästezimmer.
Wie immer wachte er ein paar Stunden nach dem Einschlafen wieder auf und wanderte nach unten. Schließlich landete er im Wohnzimmer, wo er auf die toten Blätter und abgerissenen Äste, die auf seiner kleinen Terrasse herumlagen, hinausblickte. Er stellte sich Nealy vor, wie sie aussah, wenn sie sich geliebt hatten: das Haar zerzaust, die Haut ganz rosig …
»Wir sind schlimm, nicht wahr?«
Er drehte sich um und sah Ann die Treppe herunterkommen. Sie hatte diesen grässlichen grauen Bademantel an, den sie ins Kloster mitgenommen hatte. Ihr dickes, welliges Haar stand ihr vom Kopf ab und umrahmte ihr rundes, liebes Gesicht.
»Ja, ziemlich«, pflichtete er ihr bei.
»Ich weiß, ich sollte mich bei dir nicht über Kirchenpolitik beschweren, aber die anderen Nonnen sind so konservativ und …« Sie lächelte ihn bekümmert an. »Das tun wir immer, nicht wahr? Die Jorik-Mädchen sind
Weitere Kostenlose Bücher