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Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)

Titel: Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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sie es für nicht mehr als einen Zufall halten.
    Gestern Abend hatte sie die Ecken eines Wal-Mart-Kissens umgenäht und Bänder daran befestigt. Mit ihren kurzen braunen Haaren, der billigen Kleidung, den ringfreien Fingern und der minimalen Schminke sah sie aus wie eine Schwangere, der das Schicksal übel mitgespielt hatte. Wenn sie sprach, dann benutzte sie einen Südstaatenakzent, um ihre gepflegte Upper-Class-Ausdrucksweise zu überspielen, was ihre Tarnung komplett machte.
    Beim Verlassen des Truckstops wühlte sie in der Tasche, mit der sie das Weiße Haus verlassen hatte, nach ihren Wagenschlüsseln. Da war eine Packung Tempos, eine Rolle Pfefferminz, ihre neue Brieftasche, aber kein Schlüsselbund. Hatte sie ihn etwa im Wagen stecken lassen?
    Sie musste unbedingt vorsichtiger sein. Viel zu sehr hatte sie sich daran gewöhnt, dass ihr ihre Assistenten alles hinterhertrugen. Heute Vormittag zum Beispiel hatte sie ihre Tasche in dem Diner liegen gelassen, in dem sie gefrühstückt hatte, und hatte zurückrennen müssen, um sie sich wieder zu holen. Und jetzt die Schlüssel!
    Nealy trat auf den Parkplatz hinaus und blickte sich nach ihrem blauen Chevy um, konnte ihn jedoch nirgends sehen. Komisch. Sie dachte, sie hätte ihn neben dem heruntergekommenen gelben Wohnmobil geparkt – ganz bestimmt …
    Umgehend hastete sie dorthin, aber nichts stand da.
    Fassungslos starrte sie auf die leere Parkfläche und dann auf das Wohnmobil. Vielleicht irrte sie sich ja. Vielleicht hatte sie doch woanders geparkt. Mit heftig klopfendem Herzen blickte sie sich um. Und wollte es immer noch nicht glauben. Der Wagen war weg. Sie hatte die Schlüssel stecken lassen, und jemand hatte das Auto gestohlen!
    Ihre Kehle war auf einmal wie zugeschnürt. Ein einziger Tag in Freiheit. Sollte das alles gewesen sein?
    In ihr stieg eine Verzweiflung auf, die sie zu ersticken drohte. Nein, noch war die Hoffnung nicht verloren. Mit ihren mehreren Tausend Dollar Bargeld konnte sie sich wieder ein Auto kaufen. Irgendein netter Mensch würde sie in die nächste Stadt mitnehmen, und sie würde sich einen Autohändler suchen …
    Die Knie gaben unter ihr nach, und sie sank auf die nächstbeste Holzbank. Ihr Geld lag sicher verstaut im Kofferraum. Und in ihrer Brieftasche befand sich nur ein jämmerlicher Zwanzig-Dollar-Schein.
    Sie vergrub das Gesicht in den Händen. Jetzt musste sie das Weiße Haus anrufen, und innerhalb einer Stunde würde es an diesem friedlichen Fleckchen nur so wimmeln von Secret-Service-Agenten. Man würde sie in einen Helicopter verfrachten und rechtzeitig zum Dinner wieder im Weißen Haus absetzen.
    Es lief alles genau vor ihrem inneren Auge ab. Eine Standpauke von ihrem Vater, Mahnungen von wegen Pflichterfüllung seitens des Präsidenten. Grässliche Schuldgefühle. Schon morgen Abend würde sie wieder in Habachtstellung antreten und Hunderte von Händen schütteln, bis ihr die Finger abfielen. Und alles war nur ihre eigene Schuld. Was nutzte ihr ihre ganze Bildung, ihre Erfahrung, wenn sie nicht mal imstande war, auf dem Parkplatz den Schlüssel abzuziehen?
    Ihr Hals schnürte sich zu, und mühsam rang sie nach Luft.
    »Sie is sauschwer, und ich trag sie nich länger!«
    Nealy hob den Kopf und sah, wie das junge Mädchen von vorhin das Baby auf dem Gehsteig absetzte und den prächtigsten Vater des Jahres anfauchte, der bereits zu dem gelben Wohnmobil unterwegs war.
    »Wie du willst!« Er sprach nicht laut, besaß aber eine tiefe, weit tragende Stimme.
    Das Mädchen rührte sich nicht von dem Baby weg, machte aber auch keine Anstalten, es wieder hochzunehmen. Die Kleine ließ sich auf die Knie plumpsen, als wolle sie davonkrabbeln, doch der heiße Asphalt bremste sie abrupt. Aber sie war ein schlauer kleiner Wonneproppen und stemmte sich hoch, sodass nur noch das Allernötigste den Asphalt berührte – ihre Handflächen sowie die Fußsohlen. Mit dem Popöchen in der Luft begann sie nun, wie eine Spinne auf allen vieren sich vorwärts zu hanteln.
    Das Mädchen fiel wieder über ihren Vater her. »Ich mein’s ernst, Jorik! Du benimmst dich wie ein Arschloch!« Nealy zuckte bei der groben Ausdrucksweise des Mädchens zusammen. »Sie is nich giftig. Du kannst sie zumindest mal anfassen.«
    »Das Baby ist deine Sache. Ich bin nur fürs Fahren zuständig. Und jetzt komm.« Der Mann namens Jorik mochte zwar ein lausiger Vater sein, aber er war schlau genug gewesen, die Wagenschlüssel mitzunehmen, und schob nun einen davon ins

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