Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
brechen, als er von Thomas gestört wurde. Vielleicht war es tatsächlich keine so gute Idee, sie ins Krankenhaus zu bringen, überlegte er. Er wollte sie keine Minute aus den Augen lassen, aber es gab keine Gewissheit, dass man sie nicht doch von ihm trennen würde, wenn man sie über Nacht dabehalten wollte. Der Unsterbliche würde möglicherweise einen neuen Anschlag auf ihr Leben unternehmen, und das musste Thomas verhindern.
„Kein Krankenhaus”, stimmte er ihr beschwichtigend zu, als sie sich weiter in seinen Armen wand. „Ich bringe dich zurück in unser Haus.” Ein schwacher, erleichterter Seufzer kam über ihre Lippen, und sie schloss die Augen und stellte ihre Gegenwehr ein. Als Thomas sie betrachtete, regte sich in ihm der Zorn. Keine Frau sollte in Angst leben, und es musste schon mit dem Teufel zugehen, wenn es ausgerechnet seine Frau treffen würde.
Sobald er sie ins Haus gebracht hatte, würde er sie wandeln. Der feindselige Unsterbliche würde sie zwar immer noch lesen können, bis sie gelernt hatte, einen Schutzwall dagegen zu errichten, aber es würde schon schwieriger sein, sie zu kontrollieren.... und erheblich schwieriger, sie zu töten. Dann hatte sie endlich eine Chance, sich zur Wehr zu setzen.
Die Straßen waren weitgehend verlassen. Auf dem Weg zum Haus begegnete Thomas nur ein paar Leuten, aus deren Geist er mühelos die Erinnerung daran löschen konnte, dass er an ihnen vorbeigegangen war. Es hätte auch noch gefehlt, dass irgendjemand zur Polizei gelaufen wäre, um zu melden, dass er einen Mann mit einer bewusstlosen Frau im Arm durch die Stadt hatte gehen sehen. Dabei war Thomas so froh, ihre Unterkunft zu erreichen, dass ihm zunächst gar nicht auffiel, was nicht stimmte, während er sich abmühte, die Tür aufzuschließen und Inez nach drinnen zu schaffen.
Erst als er die Tür hinter ihnen zugedrückt und sich zur Treppe umgedreht hatte, um Inez nach oben ins Schlafzimmer zu bringen, wurde ihm bewusst, dass im Haus die Lichter brannten, obwohl er sie zuvor beim Hinausgehen alle ausgemacht hatte. Abrupt blieb er stehen, als er bereits einen Fuß auf die unterste Stufe gesetzt hatte. Sein Blick glitt nach oben, als er hörte, wie dort eine Tür geöffnet wurde.
Als niemand zum Kopf der Treppe kam und er eine Bewegung aus einem der Räume wahrnahm, wirbelte Thomas herum und brachte Inez schnell ins Wohnzimmer. Er legte sie auf die Couch, dann kehrte er zur Tür zurück, nahm eine Tischlampe an sich und zog den Stecker mit einem Ruck aus der Steckdose, ehe er sich wieder in den Flur begab.
14
„Du kannst Inez nicht ohne ihre Zustimmung wandeln!”
Thomas warf Etienne einen finsteren Blick zu, als der seinen Satz wiederholte. Er wünschte, er hätte nie einen Ton über seine Absicht verlauten lassen. Genau genommen hätte er seinen Cousin besser mit der Tischlampe außer Gefecht gesetzt, anstatt sich gerade noch zurückzuhalten, als ihm klar wurde, wer da soeben aus seinem Schlafzimmer gekommen war. Er hatte Inez im Wohnzimmer zurückgelassen und war nach oben geschlichen, um den mutmaßlichen Eindringling niederzuschlagen. Er war bereits auf dem Treppenabsatz gewesen und hatte sich der einzigen geschlossenen Tür sie führte zum Schlafzimmer mit dem Doppelbett genähert, als die auf einmal geöffnet wurde und Etienne zum Vorschein kam.
Als er seinen Cousin sah, ließ er die Lampe sinken und umarmte ihn zum Gruß, und während Rachel ebenfalls aus dem Zimmer trat, erklärte Etienne, er habe seinen Termin eingehalten, und sie habe sich ein paar Tage freigenommen, um herzukommen und ihm bei seiner Suche zu helfen. Der mürrische alte Mann von nebenan hatte sie bei ihrer Ankunft ins Haus gelassen, auch wenn er ziemlich ungehalten gewesen war, dass er mitten in der Nacht aus dem Bett geholt wurde. Etienne war in seine Gedanken eingedrungen und hatte den Zwischenfall gelöscht, sodass der Mann am kommenden Morgen glauben würde, er habe die ganze Nacht friedlich durchgeschlafen.
Als Rachel nachfragte, welche Fortschritte sie bislang gemacht hätten, wurde Thomas an Inez erinnert, und er stürmte nach unten, um nach ihr zu sehen. Rachel warf einen Blick auf die fahle, triefend nasse Frau auf dem Sofa, dann scheuchte sie Thomas nach oben, um ein Nachthemd zu holen, damit sie ihr die nasse Kleidung ausziehen konnten. Thomas eilte ins Schlafzimmer, öffnete Inez’ Koffer und betrachtete das verführerische schwarze Negligé, das sie aus Amsterdam mitgebracht hatte. Er klappte den
Weitere Kostenlose Bücher