Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
und ich haben hier schon welche gegessen.”
„Hm, dann nehme ich vielleicht einen Muffin und dazu einen Latte”, murmelte Rachel. Inez nickte und überflog die Speisekarte, während sie grübelte, was sie nehmen sollte. In der Zwischenzeit war die ältere Frau bedient worden, und die Angestellte hinter der Theke wandte sich ihnen zu. Rachel wollte Inez vorlassen, aber die wehrte ab und erwiderte: „Ich weiß noch nicht, was ich möchte.”
Rachel gab ihre Bestellung auf, während Inez sich wieder der Tafel mit der Speisekarte zuwenden wollte, dann aber feststellen musste, dass sie sich gegen ihren Willen weiterdrehte und schließlich das Cafe verließ. Ein tonloser Aufschrei ging durch ihren Kopf, als ihr klar wurde, was mit ihr geschah und dass Rachel zu abgelenkt war, um etwas davon mitzubekommen.
Und dabei war Inez so entspannt gewesen. Sie hatte geglaubt, dass alles vorüber sei. Ihre Erinnerung daran, wie der Unbekannte sie am gestrigen Abend kontrolliert hatte, war nur bruchstückhaft gewesen, als sie auf dem Sofa erwachte und Thomas, Etienne und Rachel reden hörte. Kleine Splitter und Mosaiksteinchen, verschwommene Bilder und weit entfernte Sinneswahrnehmungen waren alles gewesen, an das sie sich erinnern konnte, doch als der Schrecken sie nun erneut traf, da kehrten die Ereignisse mit beängstigender Klarheit in ihr Gedächtnis zurück.
Das Entsetzen, kontrolliert zu werden und einem anderen Willen gehorchen zu müssen, der endlose Weg durch dunkle Straßen, die kalte Nachtluft, dazu die unablässigen Gedanken, was ihr Widersacher wohl mit ihr vorhatte. Die Hilflosigkeit und die Unfähigkeit, irgendetwas dagegen unternehmen oder sich wehren zu können, als er sie gezwungen hatte, sich dem Fluss zuzuwenden, während sie genau wusste, dass er sie töten würde....
Jetzt war es wieder ganz genauso, als sie durch die dunklen Straßen von York ging. Diesmal würde wohl endgültig der Tod auf sie warten, und sie spürte, wie sie sich innerlich in ihr Schicksal ergab. „Inez!”
Rachels Stimme erschien ihr wie eine Rettungsleine mitten auf dem Ozean. Erleichterung überkam sie, und sie begann sofort, sich zur Wehr zu setzen und gegen die fremde Kontrolle über ihren Körper anzukämpfen. Es half nichts. Sie setzte weiter einen Fuß vor den anderen, und sie konnte den Mund kein bisschen bewegen, um Rachel etwas zuzurufen. Stattdessen wurde sie plötzlich schneller und begann zu rennen, und das mit einer Geschwindigkeit, die sie nie für möglich gehalten hätte.
Anstatt beunruhigt zu reagieren, nahm Inez es als ein Zeichen, dass sie vielleicht noch eine Chance hatte. Rachel musste sie verfolgen, und ihr würde sie nicht davonlaufen können. Die Frau war eine Unsterbliche, und von Thomas wusste sie, dass die alle stärker und schneller als Sterbliche waren. Inez war davon überzeugt, dass die Frau sie einholen und retten würde.... sofern sie nicht vorher einen Herzschlag erlitt, da die ihrem Körper zugemuteten Anstrengungen zu groß waren. Der Gedanke weckte erneut Sorge in ihr, denn so schnell, wie sie Arme und Beine bewegte, konnte sie das nicht lange durchhalten. Ihr Herz raste schon jetzt schneller, als sie es jemals erlebt hatte, da es verzweifelt versuchte, dem Körper genug Sauerstoff zukommen zu lassen.
Plötzlich trat ein Stück vor ihr ein Mann auf den Gehweg, und Inez riss entsetzt die Augen auf, als sie ihn wiedererkannte. Er war groß, blond und bärtig; er war schwarz gekleidet, und sein kaltes Gesicht wies keinen Hauch von Menschlichkeit oder Gnade auf. Er war genauso aufgetaucht wie am Abend zuvor, nur war sie da nicht wie eine Wahnsinnige auf ihn zugerannt. Er streckte den Arm aus und bekam sie zu fassen.
Inez hätte gern vor Schmerzen gestöhnt, als sie auf Bauchhöhe gegen seinen Arm prallte. Jetzt rannte der Blonde, weitaus schneller, als ihr Körper es jemals hätte leisten können, und er hielt sie dabei so im Arm, dass sie aus dem Augenwinkel Rachel sehen konnte, die ihnen weiterhin folgte. Inez hätte vor Erleichterung weinen können, da sie nun wusste, es war noch nicht alles verloren. Im nächsten Moment kam Wut in ihr auf, da diese Situation so verdammt ungerecht war.
Würde sie nicht von diesem Kerl kontrolliert werden, dann hätte sie ihn treten und schlagen und ihm die Haut vom Arm kratzen können. Bis zum letzten Atemzug hätte sie sich gegen ihn zur Wehr gesetzt, aber diese Chance bekam sie nicht. Denn obwohl der Mann größer, stärker und schneller war, weil es sich
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