Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
hatten, und verließ das Zimmer.
„Inez.”
An der Tür angekommen, blieb sie wie erstarrt stehen und drehte sich argwöhnisch um. „Ja?”
„Du musst mir schon sagen, was du haben willst, sonst kann ich nichts bestellen”, machte er ihr lächelnd klar.
„Oh.” Sie lachte nervös auf, rasselte ihre Bestellung herunter und zog sich dann hastig zurück, bevor er sie aufhalten konnte. Sie stürmte in das erste Zimmer, das sie fand, legte den Koffer auf den Gepäckhalter und öffnete ihn, um ihn nach den Dingen zu durchwühlen, die sie für ihr Bad benötigte. Anschließend sah es rings um den Koffer so aus, als sei ein Tornado durch das Zimmer gefegt, doch das war ihr egal. Sie hatte das Gefühl, in ihrem ganzen Leben noch nie so unter Druck gestanden zu haben. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf, während sie ins Badezimmer lief und alles neben dem Waschbecken deponierte.
Sie hatte sich um Fusionen und feindliche Übernahmen gekümmert, und mit der gleichen Lässigkeit meisterte sie auch andere geschäftliche Notsituationen, überlegte sie, während sie den Wasserhahn aufdrehte und Badelotion in die Wanne gab. Außerdem handelte es sich hier nicht um ihr erstes Mal. Sie hatte schon früher Sex gehabt, aber nie war sie so nervös gewesen wie jetzt, nicht einmal beim allerersten Mal. Aber da war es ihr auch weitestgehend egal gewesen. Kein Mann hatte ihr je so viel bedeutet wie Thomas.
„Was denn?”, fragte sie ihr Spiegelbild, doch im gleichen Moment wusste sie, es stimmte. An der Universität war sie mit etlichen Männern ausgegangen, doch die waren ihr alle schrecklich unreif und sogar langweilig erschienen, woraufhin sie irgendwann ganz damit aufgehört hatte, sich zu verabreden. Ihre Arbeit war einfach viel interessanter gewesen, und wenn sie es genau betrachtete, pflegte sie seit zehn Jahren eine Liebesaffäre mit ihrer Karriere, mit der kein Mann mithalten konnte.
Bis jetzt.
Thomas konnte damit mühelos mithalten. Und nachdem sie zunächst gedacht hatte, das Schönste an dieser Sache mit dem Lebensgefährten sei die Tatsache, dass sie von ihrer Seite aus keinerlei Anstrengungen unternehmen musste und sich nebenher weiter ihrer Arbeit widmen konnte, begann ihre Einstellung dazu sich allmählich zu wandeln. Die Arbeit gab ihr nie dieses mitreißende, aufregende Gefühl, das Thomas bei ihr mit einem Blick oder einer sanften Berührung auslösen konnte, von einem seiner leidenschaftlichen Küsse ganz zu schweigen. Die Arbeit brachte sie nie zum Lachen, und sie vermittelte auch nicht diese Unbeschwertheit, die sie heute erfahren hatte, als sie durch Amsterdam spaziert waren. Und die Arbeit bewirkte auch nie, dass Inez sich schön und sexy fühlte, wie es ihr bei Thomas gegangen war, als er im Kattenkabinet all diese reizenden Dinge zu ihr gesagt hatte.
Thomas konnte mit ihrer Arbeit mithalten, und er hatte bereits einen deutlichen Vorsprung herausgeholt.
„Ich stecke in Schwierigkeiten”, raunte sie ihrem Spiegelbild zu, weil es ihr tatsächlich so vorkam. Thomas war der Erste, der den Computer geknackt hatte, von dem ihre früheren Freunde immer behauptet hatten, dass er sich dort in ihrem Körper befand, wo bei anderen Menschen das Herz saß.... Zwar hatte er mit ihr darüber gesprochen, dass sie seine Lebensgefährtin war, doch von Liebe war nie die Rede gewesen. Inez fürchtete, sich auf einen düsteren, beängstigenden Pfad zu begeben, der alles in einem ganz neuen Licht erscheinen ließ. Bislang hatte sie nur entscheiden müssen, ob sie damit zurechtkommen würde, jahrhundertelang zu leben. Aber nun stellte sich ihr die Frage, ob sie auch in der Lage war, mit einem Mann zusammenzuleben, den sie über kurz oder lang von ganzem Herzen lieben würde, von dem sie aber nicht wusste, ob er diese Liebe jemals erwidern würde.
Ihre Panik wich einem düsteren Gefühl, während Inez sich auszog und in die Wanne stieg.
„Inez?” Die Frage, die von einem leisen Klopfen an der Tür begleitet wurde, ließ sie die Augen aufschlagen. Sie setzte sich abrupt in der Wanne auf, sank dann aber schnell wieder zurück, bis ihre Schultern unter dem wenigen noch verbliebenen Schaum verschwanden. „Ah, du bist ja wach”, sagte Thomas, der einen Blick durch den Türspalt warf. „Ich hatte befürchtet, du könntest eingeschlafen sein.”
„Nein, nein”, erwiderte sie rasch und lächelte ihn an. „Wie lange bin ich denn schon im Bad?”
„Weit über eine Stunde”, ließ er sie wissen. „Das Essen ist
Weitere Kostenlose Bücher