Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
sich zu dem Mann um. Der Mann nickte, verschwand im Haus und warf die Tür zu.
Augenblicke später wurde sie abermals geöffnet, der Mann, der keine Schuhe trug, kam auf Strümpfen mit einem Zettel und einem Schlüssel zu Thomas geeilt.
„Da haben Sie den Schlüssel, mein Sohn. Meine Nummer steht auf dem Zettel, falls Sie irgendetwas brauchen. Ich muss jetzt zurück und Baywatch gucken.” Mit diesen Worten machte er kehrt und zog sich in sein Haus zurück. Die Tür wurde zugeworfen, und dann war zu hören, wie er sie verriegelte.
Thomas sah Inez ungläubig an. „Baywatch?”
„Bei uns hier laufen eure besten Serien in Wiederholung”, gab sie augenzwinkernd zurück.
Er schüttelte den Kopf, dann schloss er die Haustür auf. „Ich bin Kanadier”, betonte er. „Wir haben Baywatch nicht verbrochen. Das könnt ihr uns nicht anhängen.”
„Pamela Anderson können wir euch schon anhängen”, konterte sie.
„Nur teilweise. Ich wette, sie hat amerikanische Implantate”, meinte Thomas, öffnete die Tür und ging zur Seite, um Inez vorgehen zu lassen.
„Wir sollten uns vielleicht nicht darüber lustig machen”, sagte sie, als sie eintrat und das Licht anschaltete. „Vermutlich ist Baywatch das einzig Aufregende, was der alte Mann hier am Tag zu sehen bekommt.”
„Alt?”, wiederholte er ironisch, stellte den Koffer ab und schloss die Tür hinter sich. „Im Vergleich zu mir ist er ein junger Hüpfer.” Sie musste ihn verdutzt angesehen haben, da er ernster wurde und hinzufügte: „Du weißt es, Inez. Ich habe dir gesagt, dass ich 1794 geboren wurde.”
„Ja”, antwortete sie. „Bloß.... man vergisst das so leicht, weil du nicht so alt erscheinst.”
„Weil ich nicht so alt aussehe.” Er kam zu ihr und rieb über ihre Arme. „Geht es dir gut? Du bereust doch nicht etwa.... ?”
„Nein”, unterbrach sie ihn hastig und schüttelte nachdrücklich den Kopf. Sie wusste selbst nicht so genau, wieso es sie so erschreckt hatte, dass er älter war als der Mann aus dem Nebenhaus. Sie vermutete, dass 1794 für sie bislang einfach nur eine Zahl gewesen war. Sie zwang sich zur Ruhe, setzte ein Lächeln auf und scherzte: „Ich werde mich schon daran gewöhnen, dass ich mit einem alten Sack ausgehe.”
„Oh!”, ächzte Thomas und drückte eine Hand auf seine Brust. „Das war ein Stich ins Herz. Du bist eine grausame Frau, Inez Urso.”
„Ich weiß, und das solltest du nicht vergessen”, sagte sie, wobei ihr Lächeln einen natürlicheren Zug annahm. „Das werde ich nicht”, versicherte er ihr. „Und ich bin auch temperamentvoll”, erklärte sie und warf einen Blick ins Wohnzimmer. Es war ein sehr neutral gehaltener Raum. Beigefarbener Teppichboden, die Wände im gleichen Ton gestrichen, die Möbel alle grau und nicht ein Hauch von Dekoration es sei denn, man ordnete einen Fernseher den Kunstwerken zu.
„Ein erfreuliches Temperament”, meinte er und spähte über ihre Schulter in den Raum. Dabei strich er mit einer Hand über ihren Po. „Und das ist auch sehr erfreulich.”
Amüsiert wehrte sie seine Hand ab. „Benimm dich, wir haben zu arbeiten.”
„Ja, Ma’am”, stimmte er ihr zu und folgte ihr in die Küche, die in Hell- und Dunkelbraun gehalten war.
„Sieht sauber aus”, sagte sie und gab sich Mühe, nicht zu kritisch zu sein.
„Ja, finde ich auch”, bestätigte Thomas amüsiert und stellte sich mit dem Rücken zur Wand, damit sie an ihm vorbei die Treppe hinaufgehen konnte. Nach ein paar Schritten wurde ihr klar, warum er sie vorgelassen hatte, da sie plötzlich seine Finger an ihren Knöcheln spürte, wo sie die Stelle berührten, an der sie besonders empfindlich war. Sie blieb stehen und warf ihm einen finsteren Blick über die Schulter zu. „Ich bin sterblich. Du willst bestimmt nicht, dass ich die Treppe runterfalle und mir das Genick breche.”
„Ich würde dich schon auffangen”, versicherte er ernst. „Ich werde immer da sein, um dich aufzufangen, Inez.” Inez schluckte, drehte sich wieder um und ging weiter.
Im ersten Stock standen zwei kleine Schlafzimmer zur Verfügung, eins mit zwei Einzelbetten, das andere mit einem Doppelbett. Außerdem gab es ein großzügiges Badezimmer. Nachdem sie die Matratzen getestet hatten, entschieden sie sich für das Zimmer mit den zwei Einzelbetten, dann brachten sie das Gepäck nach oben und kehrten in die Küche zurück, weil sie einen Tee aufsetzen wollten. Bastien hatte versprochen, ihnen verschiedene Lebensmittel
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