Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
Natürlich konnte es sein, dass sie sich inzwischen auf den Weg gemacht hatten, was sich mit einem einzigen Anruf schnell herausfinden ließ. Es konnte doch nichts schaden, diese Möglichkeit zu überprüfen, selbst wenn das nur dem Zweck diente, sie auszuschließen. Die Tür zu den Toiletten ging auf, und Inez hoffte, dass niemand versuchen würde, sich vorzudrängen, wenn die Frau endlich die Kabine verließ. Sie musste nämlich dringend zur Toilette.
Zum Glück war es ein Mann, der die falsche Tür erwischt hatte.
Sie lächelte den großen Blonden freundlich an und wartete darauf, dass er seinen Fehler bemerkte, sich kleinlaut entschuldigte und hinausging. Doch das tat er nicht. Stattdessen sah er Inez mit finsterer Entschlossenheit an und kam direkt auf sie zu.
13
Thomas war in einem Haushalt mit zwei Frauen aufgewachsen, von daher wusste er, wie lange es dauern konnte, bis ein weibliches Wesen von der Toilette zurückkehrte. Also ging er zum Zeitschriftenständer und sah den Stapel Magazine durch, als Inez die Treppe heraufkam. Verwundert darüber, wie schnell sie wieder da war, legte er die Tageszeitung zur Seite und setzte sich an den Tisch. Sie hielt den Kopf nach vorn gebeugt und starrte in ihre Tasse.
Als sie nach einigen Sekunden noch immer keine Regung zeigte, fragte er besorgt: „Ist alles in Ordnung?”
Inez hob den Kopf und sah ihn lächelnd an. „Ja, natürlich. Wieso fragst du?”
Er erwiderte das Lächeln und schüttelte den Kopf. „Ach, nur so.” Nachdem sie ihren Muffin aufgegessen und den Latte ausgetrunken hatte, sah Thomas sie wieder an. „Wollen wir gehen?”
Sie nickte, nahm ihre Handtasche und stand auf. „Wohin jetzt?”
„Tja, im Moment fällt mir nichts Besseres ein, als durch die Stadt zu bummeln und dabei nach Tante Marguerite Ausschau zu halten. So groß ist York nicht, jedenfalls nicht das Stadtzentrum, und nachts dürfte hier nicht allzu viel los sein. Vielleicht haben wir ja Glück und entdecken sie irgendwo. Unterwegs hätten wir dann auch noch Zeit, um mal in Ruhe darüber nachzudenken, wo wir gezielt nach ihr suchen könnten. Morgen Abend sollten wir uns in den Buchhandlungen umsehen, aber heute ist es dafür zu spät. Auf jeden Fall können wir nach den Öffnungszeiten sehen und herausfinden, ob irgendein Geschäft länger als bis fünf Uhr geöffnet ist.”
„Das kann gut sein”, meinte sie, als sie neben ihm her zur Treppe ging. „Hier sind so viele Touristen unterwegs, dass viele Geschäfte länger als üblich geöffnet sein dürften.”
„Wenn wir eine Buchhandlung entdecken, sehen wir nach”, meinte er abschließend und folgte ihr nach unten. „Heute Abend schlendern wir erst mal nur durch die Stadt und überlegen uns, wie wir am besten die Suche nach ihr in Angriff nehmen. Am ehesten sollte sie eigentlich in irgendeinem Archiv sein, falls es hier so etwas gibt, aber selbst die sind um diese Zeit längst geschlossen. Vermutlich ist das auch etwas, was eher Tiny erledigen wird.”
„Und was Marguerite überflüssig machen würde”, kommentierte sie ironisch.
„Richtig, und genau das würde ihr gar nicht gefallen. Ich bin davon überzeugt, dass sie Mittellund Wege gefunden haben wird, um ihn begleiten zu können. Entweder indem sie am Tag mitgeht oder indem sie sich eine Methode ausdenkt, wie sie sich auch nachts Zutritt verschaffen kann.”
Inez nickte, als sie im Erdgeschoss angekommen waren, machte zwei Schritte und blieb dann stehen, um sich umzuschauen. „Was ist?”, fragte er, als er neben ihr stand.
„Ich überlege nur, wo die Toiletten sind”, sagte sie.
„Musst du schon wieder?”, wunderte sich Thomas, ehe ihm bewusst wurde, dass sie wissen müsste, wo es zu den Toiletten ging, wenn sie eben schon dort gewesen wäre.
„Schon wieder? Ich habe keine Toilette mehr aufgesucht, seit wir das Hotel verlassen haben”, gab sie lachend zurück. „Oh, da sind sie ja. Ich bin gleich zurück.”
Verwundert sah Thomas ihr nach. Schon wieder? Ich habe keine Toilette mehr aufgesucht, seit wir das Hotel verlassen haben, hatte sie gesagt, dabei war sie doch erst vor ein paar Minuten zu ihm an den Tisch zurückgekommen. „Frauen”, murmelte er und betrachtete gedankenverloren die Auslage an der Theke. Plötzlich bemerkte er Mr. Rotschopf, der zuvor Inez so unverhohlen angestarrt hatte.
Grinsend meinte er zu Thomas: „Die brauchen ewig, bis sie vom Klo zurückkommen, stimmt’s?” Dann fragte er: „Möchten Sie noch etwas
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