Wer will schon einen Vampir?: Argeneau Vampir 8
wusste nur, dass sie über dies und jenes gesprochen hatte, doch sie hätte keine Einzelheiten mehr wiedergeben können. Als sie Thomas davon berichtete, schüttelte der grübelnd den Kopf. „Warum soll jemand diese Unterhaltung aus meinem Gedächtnis löschen?”, wunderte sie sich.
„Vielleicht waren wir der Lösung zu nahe gekommen”, gab er zu bedenken.
Das erschien ihr plausibel. „Worüber haben wir geredet?”
„Über die Tatsache, dass nur fünf Fahrkarten nach York gekauft wurden, aber die Zahl der Betten im Hotel in London auf mindestens sieben Personen hindeutet. Wir versuchten dahinterzukommen, wer diese Personen gewesen sein dürften, aber bei dreien mussten wir passen.”
„Wer waren die vier, auf die wir kamen?”, fragte Inez und fügte sogleich an: „Marguerite, Tiny, Christian und sein Vater?”
„Richtig, aber sonst ist uns niemand eingefallen, und dann bist du aufgestanden, um zur Toilette zu gehen.”
„Wahrscheinlich habe ich weiter darüber nachgedacht.”
„Ja, wahrscheinlich”, stimmte Thomas ihr zu. „Ich glaube, Bastien hat davon gesprochen, dass Christian in Kalifornien von einigen Cousins begleitet wurde. Vielleicht gehörten die ja zu dieser Gruppe.”
Inez trank einen Schluck Ale und verzog den Mund, als ihre Zunge den abgestandenen Geschmack wahrnahm.
„Übel, was?”, meinte Thomas mitfühlend. „Meins ist auch warm geworden.” Er sah sich um. „Die Kellnerin wird wahrscheinlich nicht an den Tisch kommen, solange unsere Gläser noch voll sind. Ich gehe zur Theke und hole zwei frische Alles. Denk du in der Zeit weiter nach, womöglich fällt dir ja etwas von dem ein, was dir beim ersten Mal durch den Kopf gegangen ist. Man kann dir die Erinnerung an das nehmen, was du gedacht hast, aber nicht den Denkprozess, der dich dahingeführt hat”, fügte er aufmunternd hinzu, strich über ihre Hand und stand dann auf.
Inez lächelte ihm flüchtig zu. Er wusste immer ganz genau, was er sagen musste. Und sie genoss es, diesen Mann nur anzusehen, so wie sie es auch jetzt tat, während er sich vom Tisch entfernte.
Ein leiser Seufzer kam über ihre Lippen, während sie sich wünschte, sie hätten ein wenig Zeit für sich, die sie gemeinsam verbringen könnten. Viel lieber wäre sie jetzt wieder im Dorchester Hotel, um sich von ihm lieben zu lassen, anstatt überlegen zu müssen, welche Erinnerung man ihr gestohlen hatte.
Solange sie aber auf der Suche nach Marguerite waren, blieb ihnen keine Zeit für das, was sie wollte, also konzentrierte sie sich weiter auf die Frage, wer zu Marguerites Gruppe gehört haben mochte. Von den vermutlich sieben Leuten waren nur fünf nach York gefahren, doch sie ging nicht davon aus, dass ausgerechnet Marguerite und Tiny die Gruppe verlassen hatten. Immerhin waren sie diejenigen, die nach Christians Mutter suchen sollten.
Christian musste auch mitgefahren sein, und vermutlich galt das auch für seinen Vater. Was die restlichen drei Personen anging, wusste sie nicht mal ansatzweise, wer die hätten sein können. Inez dachte über Christians Cousins nach, von denen Thomas gesprochen hatte, und sie fragte sich, ob Bastien wohl versucht hatte, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Wenn einer dieser Cousins die Gruppe vor der Fahrt nach York verlassen hatte, dann könnte der sie möglicherweise in die richtige Richtung führen.... Inez’ Gedanke brach mitten im Satz ab, da sie feststellen musste, dass sie plötzlich aufstand und den Tisch verließ. Nichts davon tat sie aus eigenem Antrieb, vielmehr geschah es einfach, als sei sie eine Marionette, die von einem Puppenspieler bewegt wurde.
Diese Erkenntnis löste bei ihr Panik aus, da ihr einfiel, dass die meisten sterblichen Frauen für Unsterbliche kaum mehr darstellten als aufblasbare Gummipuppen. Ihr war klar, dass sie kontrolliert wurde, und unwillkürlich fragte sie sich, ob ihr das bei den ersten beiden Mallen auch so bewusst gewesen war und ob sie ebenfalls diese Panik verspürt hatte, von der sie jetzt heimgesucht wurde. Ihr Herz raste wie verrückt, ihr Verstand suchte hektisch nach irgendeiner Form von Gegenwehr. Sie versuchte, sich der Kontrolle zu entziehen und einfach stehen zu bleiben, aber es gelang ihr nicht einmal, etwas langsamer zu gehen. Sie wollte schreien, um auf sich aufmerksam zu machen, doch sie brachte nicht Mal ein Flüstern zustande. Ihr Mund war fest geschlossen, und sie konnte keinen Ton von sich geben.
Keine Panik, ermahnte sie sich. Es wird alles gut ausgehen. Was
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