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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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vererbt?«
    Â»Ja«, erwiderte Graf Bodenstein mit Grabesstimme. »Alle seine Grundstücke. Ausnahmslos.«
    Â»Etwa auch …?«, begann Bodenstein ungläubig.
    Â»Leider«, nickte sein Vater unglücklich. »Dieses unselige Grundstück auch.«
    Â»Großer Gott!«, stieß Bodenstein hervor, als er begriff, was das bedeutete. Seinem Vater würde die Wiese gehören, für die die WindPro drei Millionen zu zahlen bereit war!
    Â»Das ist ja unglaublich«, sagte er. »Hast du es Mutter schon erzählt?«
    Â»Nein. Ich habe es ja erst vor einer Stunde erfahren.«
    Â»Und wie haben Hirtreiters Kinder darauf reagiert? War Frauke auch da?«
    Â»Nein. Darüber habe ich mich gewundert. Ihr hat Ludwig den Hof vermacht. Gregor und Matthias waren natürlich außer sich, weil sie nur Geld und Elfis Elternhaus bei Bad Tölz kriegen sollen. Sie wollen das Testament anfechten, aber der Notar meint, sie hätten damit keine große Chance.«
    Bodenstein rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her.
    Â»Du hättest die beiden sehen sollen.« Graf Bodenstein seufzte tief. »Dieser Hass, mit dem sie mich angeschaut haben. Als könnte ich etwas dafür.«
    Â»Mach dir deswegen keine Gedanken«, entgegnete Bodenstein. »Wirst du die Wiese an die WindPro verkaufen?«
    Â»Bist du verrückt?« Sein Vater starrte ihn entgeistert an. »Ludwig wollte den Bau des Windparks verhindern! Er hat mir diese Wiese vererbt, weil er wusste, dass ich niemals etwas tun würde, was er selbst auch nicht tun wollte. Ich überlege sowieso, ob ich das Erbe überhaupt annehmen soll.«
    Â»Natürlich nimmst du es an!« Bodenstein flüsterte, weil sich am Nachbartisch ein älteres Ehepaar niedergelassen hatte. »Ludwig wollte, dass du diese Wiese bekommst, aber er kann nicht bestimmen, was du damit tust. Es sei denn, es steht explizit in seinem Testament.«
    Drei Millionen Euro! Wie konnte sein Vater auch nur eine Sekunde zögern?
    Â»Oliver! Begreifst du denn nicht?« Sein Vater blickte sich nervös um, dann beugte er sich vor. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den Bodenstein noch nie bei ihm gesehen hatte: nackte Angst.
    Â»Ludwig hatte das Testament erst vor sechs Wochen geändert, als ob er etwas geahnt hätte! Er wurde vielleicht wegen dieser Wiese umgebracht – und jetzt gehört sie mir! Was, wenn ich der Nächste bin?«
    *
    Â»Wieso haben diese Idioten das Testament eröffnen lassen?«
    Dr. Stefan Theissen musste sich bemühen, nicht zu schreien, so wütend war er. »Wir hatten doch ausführlich besprochen, dass sie damit warten!«
    Â»Geldgier kennt eben keine Grenzen.« Enno Rademacher zuckte mit den Schultern.
    Es war einfach nicht zu fassen. Erst gestern Abend waren die Brüder Hirtreiter anmarschiert und hatten die Vorverträge für den Verkauf der Wiese unterschrieben. Man hatte sogar noch einen Champagner darauf getrunken. Und jetzt stellte sich heraus, dass ihr Vater dieses verdammte Grundstück nicht seinen Kindern, sondern einem Freund vermacht hatte, der ein ebenso erbitterter Gegner des Windparks war wie er selbst.
    Â»Was ist mit einer einstweiligen Verfügung?« Theissen wandte sich vom Fenster ab. Seine Gedanken rotierten. Eigentlich hatte er überhaupt keine Zeit, sich jetzt um diese Sache zu kümmern, denn er musste dringend nach Falkenstein. Eisenhut war bereits eingetroffen, er wollte mit ihm zu Mittag essen und dabei über diese unangenehme Sache mit den Gutachten sprechen.
    Â»Ganz schwierig.« Rademacher saß mit gespannter Miene hinter seinem Schreibtisch und schüttelte den Kopf. Im Aschenbecher qualmte eine Zigarette vor sich hin. »Gegen wen sollen wir die erwirken? Der Eigentümer ist tot, der Erbe ist noch nicht im Grundbuch eingetragen, ergo noch nicht Eigentümer. Das kann dauern.«
    Bis ein Testament wirksam war, dauerte es seine Zeit, und falls die Hirtreiters es überdies anfochten, würde es Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis die Besitzverhältnisse feststanden.
    Â»Verdammt, verdammt, verdammt!«, fluchte Theissen und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Versuch, mit ihm einen Vorvertrag zu machen. Biete dem Kerl Geld, setz ihn unter Druck, was weiß ich! Jeder ist käuflich. Wir können uns keine Verzögerung mehr erlauben. Wenn wir bis zum 1 . Juni nicht angefangen haben, ist die Baugenehmigung

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