Wer Wind sät
ist mit Matthias Hirtreiter?«, erkundigte Bodenstein sich. Ein paar der Beamten grinsten sich an; sie waren bei der Durchsuchung von Matthiasâ Haus dabei gewesen und hatten erlebt, wie er völlig zusammengebrochen war.
»Dem traue ich die Tat nicht zu«, sagte Pia. »Er ist ein Weichei.«
Gleichzeitig mit der Kripo war nämlich der Gerichtsvollzieher bei Matthias Hirtreiter aufgetaucht und hatte gepfändet. Die Polizei war Hirtreiter gleichgültig gewesen, aber er hatte wie ein kleiner Junge geweint, als Bilder, Möbel, Schmuck und schlieÃlich sogar der Sportwagen seiner Frau beschlagnahmt worden waren.
»Was habt ihr über den Mann vom Parkplatz herausgefunden?«, fragte Bodenstein in die Runde.
»Zwei Anwohner haben den Mann tatsächlich gesehen«, antwortete Cem Altunay. »Eine Frau, die in der Krone bestelltes Essen abgeholt hat, und ein Mann, der mit seinem Hund vom Wald kam.«
»Beschreibung?«
»Sehr groà und kräftig. Graues Haar, Pferdeschwanz. Sonnenbrille. Bei dem Auto handelte es sich um einen schwarzen 5 er BMW mit Münchner Kennzeichen.«
In dieser Sekunde lichtete sich der Nebel in Bodensteins Kopf, die Erinnerung durchzuckte ihn wie ein gleiÃender Blitz.
»Ich habe den Mann schon mal gesehen«, unterbrach er Cem, der gerade vorschlug, einen Polizeizeichner mit der Anfertigung eines Phantombildes zu betrauen. Alle Blicke wandten sich ihm zu.
»Erinnere dich, Pia. Das war am Dienstag, bei der WindPro. Er ging mit uns aus dem Gebäude und dann zum Parkplatz, als wir von Theissen kamen.«
Pia, für ihr phänomenales Gedächtnis bekannt, schüttelte ratlos den Kopf. Eine gespannte Stille breitete sich im Besprechungsraum aus. Nichts erfüllte Untergebene mit mehr Genugtuung, als wenn ein Häuptling öffentlich irrte.
Doch Bodenstein war sich hundertprozentig sicher. Der Mann, ein wahrer Hüne mit einer Lederweste und einem grauen Pferdeschwanz, hatte ihn noch neugierig gemustert, sein Gang auf dem Weg zum Parkplatz war eigenartig wiegend gewesen.
»Wir hatten Theissen und Rademacher diese Kopie von dem Gutachten gezeigt«, versuchte er ungeduldig Pias Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. »Ich erinnere mich so genau an diesen Augenblick, weil mir auffiel, dass du â¦Â«
Er verstummte. Das gehörte jetzt wohl kaum in die groÃe Runde.
»Als dir was auffiel?«, hakte Pia aber nach. Zwischen ihren Augenbrauen erschien eine scharfe Falte.
Fünfundzwanzig Kriminalpolizisten warteten wie die Luchse auf Bodensteins Erklärung.
»Der Ring«, erwiderte er schlieÃlich. »Ich hatte kurz vorher den Ring an deiner Hand bemerkt. Deshalb erinnere ich mich so gut.«
Fünfundzwanzig Augenpaare wanderten wie ferngesteuert zu Pias linker Hand, die sie nun zu einer Faust ballte und wieder öffnete. Sie betrachtete nachdenklich den schmalen silbernen Reif am Ringfinger, ihre Stirn glättete sich, aber ihre Miene blieb ausdruckslos.
»Tut mir leid«, sagte sie nach ein paar Sekunden. »Ich kann mich beim besten Willen nicht an den Mann erinnern.«
Sie hob den Kopf, blickte zu Dr. Engel hinüber, die ihrerseits nickte.
»Das warâs für heute.« Pia blickte in die Runde. »Danke für euren Einsatz. Schönen Feierabend und schönes Wochenende für die, die eins haben werden.«
Unter Gemurmel und dem Scharren der Stuhlbeine auf dem Linoleumboden löste sich die Runde auf, die Kollegen schlenderten hinaus auf den Flur. Zurück blieb das Team des K 11 .
»Ich erwarte Sie morgen früh um neun in meinem Büro«, sagte Dr. Engel noch in Bodensteins Richtung, dann nickte sie hoheitsvoll und verschwand.
Bodenstein wartete, bis sie den Besprechungsraum verlassen hatte.
»Hast du zehn Minuten Zeit für mich?«, fragte er Pia.
»Selbstverständlich, Chef«, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen. Sie war noch immer sauer.
»Was hat der Ring zu bedeuten?«, fragte Kai neugierig.
»Das sag ich euch vielleicht morgen.« Pia griff nach ihrem Rucksack. »Oder auch nicht.«
*
Plötzlich knallte die Glastür gegen einen der Stühle, und die Hunde stürmten in die Küche, schwanzwedelnd und aufgeregt hechelnd. Jannis lieà Nika erschrocken los und taumelte ein paar Schritte rückwärts. Eine Faust flog auf ihn zu, er konnte dem Schlag nur knapp ausweichen.
»Du Schwein!«, brüllte Mark
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