Wer Wind sät
auÃer sich und stürzte sich auf ihn. Ein Stuhl kippte um, die Hunde jaulten. Nika zog ihren Rock herunter.
»Spinnst du?«, schrie Jannis und hob schützend beide Hände vors Gesicht. »Was soll denn das?«
Doch der Junge war wie toll. AuÃer sich griff er ihn erneut an, stieà ihn mit beiden Händen gegen den massiven Tisch, die Tränen strömten ihm über das Gesicht. Ein zweiter Stuhl krachte zu Boden, die Hunde flüchteten aus der Küche. Endlich gelang es Jannis, Marks Handgelenke zu packen.
»Hör auf!«, keuchte er. »Hör auf!«
»Du hast dich mit der da geküsst! Mit dieser ⦠dieser Schlange«, stieà der Junge hervor und wies mit dem Kopf Richtung Nika, die wie erstarrt am Herd stand. Mark versuchte, sich von Jannis loszureiÃen, aber der hielt ihn eisern fest. Wie lange hatte der Junge wohl auf der Terrasse gestanden? Nach diesem Auftritt zu urteilen, wohl schon eine ganze Weile. Das war nicht gut. Ganz und gar nicht gut.
»Das hast du völlig falsch verstanden!«, entgegnete Jannis, aber Mark hörte nicht zu.
»Du lügst! Du lügst! Du lügst!«, schrie er auÃer sich. »Du bist total geil auf die! Ich seh doch, wie du sie immer anglotzt! Wie kannst du Ricky so belügen?«
»Jetzt hör auf damit!«, herrschte Jannis ihn an und schüttelte ihn. »Was ist denn in dich gefahren?«
Mark sackte in sich zusammen.
»Warum machst du das?«, schluchzte er. »Warum knutschst du mit Nika rum? Du hast doch Ricky!«
Er klammerte sich an Jannisâ Bein und flennte wie ein kleines Kind. Jannis wechselte einen raschen Blick mit Nika. Die wandte sich wortlos ab und verschwand in den Keller.
»Hey, Mark.« Er tätschelte den Kopf des Jungen. Ricky konnte jederzeit auftauchen, und dann würde es kompliziert. »Jetzt beruhig dich. Komm, steh auf.«
Jannis bückte sich und stellte die Stühle auf, dann rückte er den Küchentisch wieder gerade.
»Du hast das wirklich falsch verstanden«, sagte er. »Da war nichts.«
Er wollte seine Hand auf Marks Schulter legen, aber der Junge wich mit angewiderter Miene vor ihm zurück.
»Du lügst!«, wiederholte er mit gepresster Stimme. »Du bist ein Schwein! Ich hab genau gesehen, wie du ihr die Zunge in den Mund gesteckt und dich an sie gedrückt hast! Wenn ich nicht zufällig reingekommen wäre, hättest du sie in Rickys Küche gebumst!«
Jannis starrte den Jungen an. Was fiel der kleinen Kröte eigentlich ein, hier den Moralapostel zu spielen und ihm ein schlechtes Gewissen zu machen? Er hatte nicht die geringste Lust, sich vor einem durchgedrehten Sechzehnjährigen zu rechtfertigen. Aber ihm musste irgendeine halbwegs glaubwürdige Geschichte einfallen, sonst brachte der Junge es fertig, schnurstracks mit seinem Wissen zu Ricky zu rennen. Ihm wurde schwindelig, als er begriff, wie knapp er einer mittleren Katastrophe entronnen war. Wäre Mark zwei Minuten später aufgetaucht, hätte er Nika und ihn tatsächlich in flagranti auf dem Spülbecken erwischt!
»Jetzt mach hier doch nicht so ein Fass auf! Ja, okay, ich hab sie geküsst!«
»Aber warum?«, fragte Mark anklagend. »Du ⦠du liebst doch Ricky!«
»Mark«, Jannis zwang sich zu einem versöhnlichen Tonfall, »natürlich liebe ich Ricky. Das eben, das war nicht meine Schuld, wirklich. Ricky sollte davon nichts erfahren, es würde ihr nur weh tun.«
Mark schüttelte heftig den Kopf.
»Ich hab genau gehört, was ihr geredet habt«, schniefte er. »Der Windpark ist dir total egal. Aber ich ⦠ich ⦠hab dir doch geholfen! Ich hab alles getan, was du wolltest! Und ich hab geglaubt, dass du es ehrlich meinst.«
Solche Probleme brauchte Jannis im Moment überhaupt nicht. Er bückte sich und legte seine Arme um den Jungen, obwohl er ihm lieber in den Arsch getreten hätte. Marks wahnsinnige Wut hatte ihn erschreckt, Jannis kannte ihn nur still und beinahe unterwürfig. Was ging nur in seinem verdrehten Gehirn vor?
SchlieÃlich brachte er Mark dazu, sich auf einen Stuhl zu setzen. Er ging vor ihm in die Hocke und umfasste seine Hände.
»Nika hat damit angefangen«, sagte er eindringlich. »Seit Wochen schon macht sie mich heiÃ, sie läuft sogar nackt herum, wenn Ricky nicht da ist. Ich hab ihr wieder und wieder gesagt, sie soll das lassen, aber
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