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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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heute … O Mann! Ich bin echt froh, dass du noch rechtzeitig aufgetaucht bist. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre. Ich hätte ewig ein schlechtes Gewissen Ricky gegenüber gehabt.«
    Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.
    Â»Mark, du bist doch auch ein Mann! Was hättest du denn an meiner Stelle gemacht, wenn dir die beste Freundin deiner Freundin plötzlich um den Hals fällt und dich küsst? Ich … ich war total … überrumpelt! Kannst du dir nicht vorstellen, wie das ist?«
    Der Appell an die Komplizenschaft unter Männern war erfolgreich. Mark sah ihn argwöhnisch an, doch langsam kehrte das Vertrauen in seine Augen zurück.
    Â»Ich sag dir, die meisten Weiber sind schlecht. Nika ist es völlig egal, dass Ricky ihre beste Freundin ist.« Jannis redete und redete, es war ihm gleichgültig, in welches Licht er Nika rückte.
    Noch heute Abend musste er Ricky unbedingt sagen, dass er Mark nicht mehr im Haus sehen wollte. Der Junge hatte echt einen Sprung in der Schüssel, kein Wunder, bei seiner Vergangenheit.
    Die Haustür ging auf, die Hunde begannen freudig zu bellen und sprangen Ricky entgegen. Strahlend kam sie in die Küche und stellte zwei Einkaufstüten auf den Küchentisch. Unsensibel, wie sie war, bemerkte sie nichts.
    Â»Hallo, Schatz!« Sie gab Jannis einen Kuss, dann wandte sie sich an Mark. »Hey, Mark. Danke, dass du mit den Hunden spazieren warst.«
    Sie packte die Tüten aus und räumte die Einkäufe in den Kühlschrank, dabei erzählte sie von der Besitzerin des Jack Russells, die vor Freude geweint und dem Tierheim einen Scheck über tausend Euro spendiert hatte. Erst jetzt schien ihr aufzufallen, dass weder Jannis noch Mark etwas sagten.
    Â»Ist etwas?«, fragte sie erstaunt und blickte von einem zum anderen.
    Â»Nein, nichts, Liebling.« Jannis lächelte treuherzig. »Ich war nur in Gedanken. Du kommst doch gleich mit zu dem Vortrag nach Falkenstein, oder?«
    Â»Natürlich. Deshalb habe ich mich ja extra beeilt.« Ricky erwiderte sein Lächeln, und Jannis nahm sie in die Arme. Er warf Mark über ihre Schulter einen warnenden Blick zu und signalisierte ihm mit einer Kopfbewegung, zu verschwinden. Der Junge schluckte, doch glücklicherweise brachte er es wohl nicht übers Herz, seiner angebeteten Ricky zu erzählen, was vorgefallen war.
    Â»Ich … ich muss dann auch mal los«, murmelte er und verschwand durch die Küchentür in den Garten.
    *
    Die Stimmung unter den hochkarätigen Gästen aus Wirtschaft und Politik war locker und erwartungsvoll. In den ersten Reihen des Festsaals hatten die Honoratioren von Stadt, Kreis und Land Platz genommen, dahinter die Vertreter der Presse, die zahlreich der Einladung des Wirtschaftsclubs Vordertaunus gefolgt waren.
    Dr. Stefan Theissen hatte als Präsident des Wirtschaftsclubs Vortaunus den Abend mit einer kurzen Begrüßungsrede eröffnet, und nun referierte Professor Dirk Eisenhut über ökologische, wirtschaftliche und politische Folgen des Klimawandels. Er nannte Zahlen und Fakten, gab anschauliche Beispiele und las zwischendurch Passagen aus seinem neuen Buch, das innerhalb weniger Tage auf Platz 1 der Bestsellerliste geschossen war. Gespannt folgte das Publikum seinen Ausführungen und würdigte den Vortrag mit begeistertem Applaus. Theissen war trotzdem ein wenig nervös, als er sich zu Eisenhut auf das Podium begab, um die anschließende Diskussion zu moderieren. Als die abgesprochenen, wohlwollenden Fragen von Klimapapst Eisenhut eloquent beantwortet worden waren, atmete er auf. Doch seine Erleichterung war verfrüht.
    Â»Ich danke Ihnen und hoffe …«, begann er, als ein Mann in einer der mittleren Sitzreihen aufstand. Theissen traute seinen Augen nicht. Was zum Teufel tat Theodorakis hier im Saal?
    Â»Ich hätte noch die eine oder andere Frage«, sagte der nun. »An Herrn Dr. Theissen allerdings.«
    Die Leute aus den vorderen Reihen blickten sich neugierig um.
    Â»Wir wollen die Diskussion an diesem Punkt beenden. Vielen Dank!«
    Â»Wieso denn? Lassen Sie ihn doch die Frage stellen!«, rief ein anderer Mann. Theissen spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Zu allem Unglück saß Theodorakis mitten im Publikum, man konnte ihn nicht aus dem Saal entfernen, ohne dass es Aufsehen erregt hätte.
    Â»Am Mittwoch in der Dattenbachhalle bin

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