Wer Wind sät
sich am Verschluss einer Sektflasche zu schaffen und schwafelte irgendetwas von einem triumphalen Erfolg. Nika drängte sich an Ricky vorbei, ging in den Flur und riss mit einem Ruck die Klotür auf. Jannis erleichterte gerade seine Blase und warf ihr über die Schulter einen erschrockenen Blick zu. Das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Wie konntest du das tun?«, fuhr Nika ihn an. Es war ihr egal, was Ricky denken mochte. »Du hattest mir etwas versprochen!«
»Darf ich wohl grad noch â¦Â«, begann er, aber sie packte ihn an der Schulter und zerrte ihn mit unerwarteter Kraft herum. Er fluchte wütend, weil er seine Hose und Schuhe vollgepinkelt hatte.
»Du hast meinen Namen erwähnt, stimmtâs?«
Ricky tauchte hinter ihr auf, die offene Sektflasche in der einen, eine brennende Zigarette in der anderen Hand.
»Was ist denn hier los?«, fragte sie und blickte misstrauisch zwischen den beiden hin und her, während Jannis mit hochrotem Gesicht krampfhaft versuchte, seinen Penis in die Hose zu stopfen.
»Wie konntest du das tun? Du hattest mir etwas versprochen!«
»Mein Gott, jetzt reg dich doch nicht so auf!«, knurrte Jannis, erbost über die wenig schmeichelhafte Lage, in der er sich befand. »So wichtig bist du nun auch wieder nicht!«
»Ich würde gerne mal wissen, über was ihr redet«, mischte sich Ricky ein.
Nika beachtete sie nicht. Sie starrte Jannis fassungslos an. Er hatte sein Wissen um ihre wahre Identität bei der erstbesten Gelegenheit eiskalt ausgenutzt, um sich und sein Anliegen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Ihm lag nicht das Geringste an ihr.
»WeiÃt du, was du bist, Jannis?«, stieà sie hervor. »Du bist ein rücksichtsloser, egoistischer, geltungssüchtiger Mistkerl! Um in die Zeitung zu kommen, tust du wirklich alles. Aber du hast keinen blassen Schimmer, was du heute Abend angerichtet hast!«
Er besaà nicht einmal genügend Anstand, sich zu entschuldigen.
»So schlimm wirdâs wohl nicht sein«, antwortete er von oben herab.
Die niederschmetternde Erkenntnis, wieder einmal nur belogen und ausgenutzt worden zu sein, ernüchterte Nika. Jedes Wort war zu viel. Das, was geschehen war, lieà sich nicht mehr rückgängig machen. Sie drehte sich um und verschwand in den Keller.
*
Sie standen im Licht der StraÃenlaterne, das Polizeiauto mit blinkendem Blaulicht ein paar Meter entfernt. Niemand sah ihn, er legte an, zielte und drückte ab. Wommm! Volltreffer! Der Schädel zerplatzte wie ein Kürbis, Blut und Hirn spritzten. Schon tauchte im Fadenkreuz der Kopf des Nächsten auf. Diesmal zielte er etwas tiefer. Auf die Brust. Er drückte ab. Treffer! Der Todesschrei beschleunigte seinen Herzschlag, er schob konzentriert die Zunge zwischen die Lippen, seine Augen huschten hin und her. Da, wieder einer! Mark fuhr mit der feuchten Handfläche über seine Jeans und schoss. Die Kugeln rissen dem Mann den Arm ab. Blut sprudelte aus dem Stumpf.
Jannis, dachte er, du Schwein. Er hatte ganz genau gesehen, wie er sich an Nika gepresst, seinen Schwanz an ihr gerieben und ihr die Zunge in den Mund gesteckt hatte. Erst trieb er es mit Ricky, dann machte er sich an Nika ran. Und was er über das Windparkprojekt gesagt hatte! Ihm ging es überhaupt nicht um den Schutz der Natur, sondern nur um billige Rache und irgendeinen hirnrissigen Weltverschwörungskram! So ein beschissener Lügner! Mark kämpfte gegen die Tränen und feuerte auf alles, was sich ihm in den Weg stellte. Er hinterlieà auf seinem Computerbildschirm ein virtuelles Blutbad.
An anderen Tagen half das Spiel gegen seine Aggressionen, heute aber nicht. Er war total durcheinander und wütend. AuÃerdem brachten ihn diese verdammten Kopfschmerzen fast um den Verstand. Sollte er Ricky sagen, was er gesehen hatte? Vielleicht würde sie Jannis ja rausschmeiÃen, diesen verlogenen Mistkerl, dann könnte er bei ihr wohnen. Er würde sie lieben, immer und ewig, und er würde sie niemals belügen oder betrügen! Sie könnten gemeinsam den Laden machen, die Hundeschule, das Tierheim. Im Gegensatz zu Jannis, der heimlich die Katzen piesackte, liebte Mark alle Tiere, genauso wie Ricky das tat.
Er beendete das Spiel mit einem Tastendruck. Undenkbar. Alles würde sich verändern, wenn er Ricky die Wahrheit sagte. Jannis und sie waren die einzigen Freunde,
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