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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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wie eine Sintflut, die mächtigen Bäume wurden von heftigen Sturmböen gepeitscht. Es sah aus, als vollführten ihre schwarzen Silhouetten einen irrsinnigen Tanz. Annikas Name stand auf der Liste der vermissten Personen des BKA , aber niemand hatte sich gemeldet, der sie gesehen haben wollte, nicht einmal irgendein Wichtigtuer. Es war schlicht zum Verzweifeln.
    Ein Klopfen an der Tür ließ ihn herumfahren. Sein Herz machte ein paar rasche Schläge, dann folgte die Enttäuschung. Stefan Theissen und zwei andere Vorstandsmitglieder des Wirtschaftsclubs traten ein. Ihre Anzüge waren durchweicht vom Regen.
    Â»Und?«, fragte er angespannt. »Haben Sie ihn?«
    Â»Nein, es tut mir leid.« Theissen hob bedauernd die Hände. »Das Gewitter … Plötzlich rannte alles durcheinander.«
    Â»So eine verdammte Scheiße!«, fluchte Eisenhut unbeherrscht. »Das darf doch nicht wahr sein! Wozu haben Sie einen Sicherheitsdienst?«
    Die drei Männer wechselten betretene Blicke.
    Â»Uns ist das auch sehr unangenehm«, sagte einer schließlich beschwichtigend. »Wir können uns nicht erklären, wie er in den Saal hineingekommen ist.«
    Â»Wahrscheinlich mit einem gefälschten Presseausweis«, meinte der zweite. Die selbstbewussten Unternehmer standen vor ihm wie geprügelte Kinder, nachdem der Abend zu einer mittleren Katastrophe geraten war.
    Â»Machen Sie sich keine Gedanken wegen dem Mann, er hatte nicht Sie persönlich gemeint.« Theissen bemühte sich vorsichtig um Schadensbegrenzung, aber Eisenhut konnte seine Enttäuschung kaum beherrschen.
    Â»Es ist mir vollkommen egal, was er gesagt hat«, entgegnete er heftig. »Das interessiert mich nicht im Geringsten. Ich …«
    Er verstummte, als er den befremdeten Gesichtsausdruck seiner Gastgeber sah, und erkannte seinen Fauxpas. Ihm wurde bewusst, wie schwer die Vorwürfe wogen, die der Mann eben in aller Öffentlichkeit geäußert hatte. Sie konnten Theissen und seiner Firma große Unannehmlichkeiten und wirtschaftlichen Schaden zufügen, denn zweifellos war dieser spektakuläre Auftritt zum Ende einer wenig spektakulären Veranstaltung für die Presse ein gefundenes Fressen.
    Er atmete tief durch.
    Â»Bitte entschuldigen Sie mein unhöfliches Benehmen«, sagte er dann. »Ich bin nur etwas durcheinander. Dieser Mann hat den Namen einer langjährigen, engen Mitarbeiterin von mir erwähnt, die seit ein paar Monaten spurlos verschwunden ist. Für einen kurzen Moment hatte ich wohl gehofft, er wüsste vielleicht, wo sie sich aufhält.«
    In der Suite des Kempinski Hotels war es ganz still, nur der Wind heulte, und der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben. Stefan Theissen musterte Eisenhut, dann komplimentierte er rasch seine Vorstandskollegen aus der Suite.
    Â»Annika war mehr als nur eine Mitarbeiterin«, erklärte Eisenhut, ließ sich auf einen Stuhl sinken und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. »Sie war fünfzehn Jahre lang meine Assistentin, der einzige Mensch, dem ich völlig vertrauen konnte. Wir … wir hatten einen heftigen Streit, und sie verschwand. Dann ist das Unglück mit meiner Frau passiert. Seitdem … versuche ich verzweifelt, Annika zu finden.«
    Er hob den Kopf und sah Theissen an.
    Â»Ich verstehe«, sagte der. »Und möglicherweise kann ich Ihnen helfen. Ich weiß, wer der Mann ist.«
    Â»Tatsächlich?« Eisenhut war wie elektrisiert.
    Â»Ja«, Theissen nickte bestätigend. »Er war Projektleiter bei uns und will sich an uns rächen, indem er versucht, den Bau des Windparks zu verhindern. Sein Name ist Jannis Theodorakis, und ich weiß sogar, wo Sie ihn finden können.«
    Er zog sein Mobiltelefon aus der Tasche seines Jacketts und begann zu telefonieren. Eisenhut konnte nicht länger stillsitzen und nahm seine Wanderung durch die Hotelsuite wieder auf. Die bloße Vorstellung, Annika bald wieder gegenüberzustehen, verursachte in seinem Innern ein wahres Gefühlschaos. Theissen sprach mit leiser Stimme, ging mit dem Telefon am Ohr zu dem zierlichen Sekretär aus Nussbaumholz und kritzelte etwas auf einen Bogen des Hotelbriefpapiers.
    Â»Das sind Name und Adresse seiner Freundin.« Er hielt Eisenhut das Blatt hin, und dieser musste sich beherrschen, um es ihm nicht aus der Hand zu reißen. »Angeblich wohnt er bei ihr. Ich hoffe, das hilft

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