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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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vom Kriminallabor erfahren, dass Ludwig Hirtreiter tatsächlich mit dem Gewehr erschossen worden war, das Kröger und sie in Fraukes Wohnung gefunden hatten.
    Darüber hinaus war Theodorakis’ Alibi für Dienstagnacht geplatzt, was ihn wieder in die Riege der Verdächtigen katapultiert hatte. Zwar war er tatsächlich zu seinen Eltern gefahren, aber erst zwei Stunden später bei ihnen eingetroffen, als er behauptet hatte.
    Gregor Hirtreiter hatte Pia auf massives Drängen seines Anwalts vor zwanzig Minuten laufen lassen müssen, die Beweise für eine Schuld reichten nicht aus, um ihn länger festzuhalten. Und eben war die Engel in Begleitung dreier Anzugtypen aufgetaucht, mit mörderisch schlechter Laune.
    Â»Wo ist Bodenstein?«, hatte sie grußlos geblafft.
    Pia war schon versucht gewesen, ihr im gleichen Tonfall zu antworten, sie sei ja wohl kaum das Kindermädchen ihres Chefs, aber dann hatte sie im letzten Moment den Mund gehalten. Gerade als sie überlegte, ob sie eine Streife zum Hofgut seiner Eltern schicken sollte, bog Bodensteins Dienstwagen in den Parkplatz ein. Pia folgte ihm.
    Â»Wo bleibst du denn?«, fragte sie, kaum dass er die Tür seines Autos geöffnet hatte. Sie wusste, wie sehr er es hasste, derart überfallen zu werden, aber das kümmerte sie an diesem Morgen nicht. »Warum ist dein Handy aus?«
    Â»Guten Morgen«, erwiderte Bodenstein und quälte sich aus dem engen Opel. »Der Akku ist wohl leer. Was ist denn los?«
    Er sah aus, als habe er in der Nacht kein Auge zugemacht. Pia würde ihn kein zweites Mal nach der Ursache seines seltsamen Benehmens fragen. Sein kopfscheues Ausweichmanöver auf ihre direkte Frage gestern hatte sie tief gekränkt, das brauchte sie nicht schon wieder. Wenn er ihr plötzlich nicht mehr vertraute, dann musste er es lassen.
    Â»Hier ist die Hölle los! Und oben bei der Engel sitzen drei Typen, die mit dir reden wollen.«
    Â»Ach ja? Worüber?«
    Â»Das weiß ich doch nicht! Aber an deiner Stelle würde ich sie nicht länger warten lassen.«
    Sie betraten gemeinsam das Gebäude. Pia versuchte, ihn auf dem Weg in den ersten Stock über alle Neuigkeiten zu informieren, doch er wirkte geistesabwesend.
    Â»Oliver!« Pia blieb auf der Treppe stehen und packte ihn am Arm. »Wir haben die Tatwaffe gefunden! Rademacher hat uns was verschwiegen! Das Alibi von Theodorakis ist geplatzt! Wir stecken bis zum Hals in Arbeit, und du hörst mir nicht mal zu! Was soll ich denn machen?«
    Bodenstein drehte sich um. Seine Gesichtszüge waren wie in Stein gemeißelt, aber den Ausdruck seiner Augen hatte er nicht annähernd so gut unter Kontrolle wie seine Mimik. Verwirrt sah er aus und gleichzeitig so aufgewühlt und zerquält, wie Pia es nie an ihm gesehen hatte. Sie hielt erschrocken inne und ließ seinen Arm los.
    Â»Es tut mir leid, Pia. Wirklich.« Er atmete tief ein, fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich werde dir alles erklären, es ist so viel …«
    Die Tür von Dr. Nicola Engels Büro wurde aufgerissen, und die Kriminalrätin erschien mit unheilverkündender Miene im Flur.
    Â»Sag mal, spinnst du, mir einfach das Telefon aufzulegen?«, fuhr sie Bodenstein an. Eisiger Zorn vibrierte in ihrer Stimme. »Ich sitze hier schon seit einer verdammten Stunde mit diesen …«
    Erst jetzt fiel ihr Blick auf Pia, die zwei Stufen unterhalb von Bodenstein auf der Treppe stand. Sie brach mitten im Satz ab und wandte sich ruckartig um. Bodenstein folgte ihr. Die Tür schloss sich hinter ihm mit einem energischen Knall, der durch die samstäglich leeren Korridore hallte wie ein Schuss.
    Ãœblicherweise siezten sich die beiden, doch Pia wusste wohl als Einzige im gesamten Kommissariat, dass diese distanzierte Höflichkeit pures Theater war. Bodenstein und die Engel waren in jüngeren Jahren für eine ganze Weile ein Paar gewesen, bis Cosima auf der Bildfläche erschienen war, der Engel kurzerhand den Verlobten ausgespannt und binnen Jahresfrist geehelicht hatte. Außerdem hegte Pia den Verdacht, dass die beiden im vergangenen Winter, kurz nachdem Bodensteins Vorzeigeehe in die Brüche gegangen war, mindestens eine Nacht miteinander verbracht hatten. Dafür gab es zwar keine Beweise, und Bodenstein hätte sich wohl eher die Zunge abgebissen, als Pia davon zu erzählen, aber seit jenem Tag hatte sich der Tonfall zwischen

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