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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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schien Pia die Nacht im Untersuchungsgefängnis nicht nachzutragen. »Das Gewehr in meinem Schrank – ist es sicher das, mit dem mein Vater erschossen wurde?«
    Â»Ja. Das Ergebnis aus der Ballistik war eindeutig.« Pia nickte. Es war eigenartig, hinter Bodensteins Schreibtisch zu sitzen. Die Perspektive war ungewohnt, und irgendwie fühlte es sich nicht richtig an. »Wieso fragen Sie das?«
    Â»Hm. Ich besitze selbst ein Jagdgewehr, einen Drilling. Den habe ich mitgenommen, als ich nach einem Streit mit meinem Vater damals den Rabenhof verlassen habe. Es ist zwar nicht erlaubt, ein Gewehr einfach in seinen Schlafzimmerschrank zu legen, aber es war ja nicht geladen, und Besuch krieg ich auch nie.«
    Â»Moment.« Pia blätterte in der Akte, bis sie Krögers Bericht vom Mittwoch gefunden hatte. Im Waffenschrank von Ludwig Hirtreiter hatten laut Liste drei Waffen gefehlt: eine Mauser 98 , ein Drilling Marke Krieghoff Trumpf Kaliber 7 × 57 R und eine Pistole P 226 SIG . Im Bericht aus der Ballistik wurde die Mordwaffe als eine Mauser 98 bezeichnet. Wenn es stimmte, was Frauke sagte, dann hatte jemand die Gewehre einfach vertauscht. Aber wer? Und warum? Um gezielt den Verdacht auf Frauke zu lenken?
    Â»Haben Ihre Brüder Schlüssel für Ihre Wohnung?«, wollte sie wissen.
    Â»Meine Brüder?«, fragte Frauke verwundert. »Warum sollten die …«
    Sie verstummte, furchte nachdenklich die Stirn.
    Â»Sie meinen, die beiden hätten mir die Tatwaffe untergeschoben, um mich loszuwerden?«
    Â»Genau.«
    Â»Nein, das glaube ich nicht.« Frauke schüttelte den Kopf. »Gregor weiß gar nicht, wo ich wohne, und Matthias … dass der in seiner momentanen Situation überhaupt so weit denkt, wage ich zu bezweifeln.«
    Â»Wer bliebe dann übrig?«
    Â»Seitdem ich mich aus Versehen mal ausgesperrt habe und hundert Euro an diesen Halsabschneider vom Schlüssel-Notdienst zahlen musste, hängt ein Zweitschlüssel für meine Wohnung im Büro vom Tierparadies«, entgegnete Frauke langsam. Ihre Augen weiteten sich entsetzt, als sie die Bedeutung ihrer Worte begriff. »O mein Gott!«
    Â»Das schränkt den Kreis der Verdächtigen erheblich ein«, bestätigte Pia. »Wer hat Zugang zum Büro?«
    Â»Ricky, Nika, Jannis und ich. Du meine Güte! Das hieße ja, dass … nein!«
    Â»Doch.« Pia nickte und lehnte sich zurück. »Frau Franzen, Herr Theodorakis oder Nika. Einer von den dreien muss es getan haben, wenn Sie es nicht selbst waren.«
    Und davon ging sie nicht mehr aus. Alles, was Frauke Hirtreiter gestern gesagt hatte, hatte sich nach gründlicher Überprüfung bestätigt: Im Kofferraum des Mercedes hatten die Bilder gelegen, ebenso die Kassette, die sie aus dem Schrank im Haus ihres Vaters genommen hatte. Im Handschuhfach waren Tankquittungen von mehreren Tankstellen an der A 8 und von einer AGIP -Tankstelle in der Lenggrieser Straße in Bad Tölz gefunden worden.
    Â»Wem würden Sie denn so etwas zutrauen?«, fragte Pia.
    Â»Ich weiß nicht«, Frauke Hirtreiter schüttelte ratlos den Kopf. »Jannis kann schon ziemlich aufbrausend sein, und er hatte einen Riesenzorn auf meinen Vater. Ricky? Nein. Sie wäre gar nicht in der Lage gewesen, Tell zu erschießen, so tierlieb wie sie ist.«
    Â»Bliebe nur noch Nika. Über sie weiß ich eigentlich gar nichts. Erzählen Sie mir von ihr.«
    Â»Nika.« Frauke seufzte und schüttelte den Kopf. »Die ist ein armes Ding. Vor ungefähr einem halben Jahr tauchte sie bei Ricky auf. Die beiden waren früher dicke Freundinnen gewesen. Nikas Ehe war wohl gerade in die Brüche gegangen, und sie hatte ihren Job verloren. Ach, sie tut mir immer irgendwie ein bisschen leid.«
    Â»Warum?«
    Â»Sie wirkt immer so … verloren und einsam, ein dünnes, zartes Geschöpf. Redet kaum. Ricky und Jannis nutzen sie nach Strich und Faden aus. Sie putzt bei ihnen zu Hause und im Laden und macht die ganze Buchhaltung für Ricky, dafür hat sie das Zimmer im Keller umsonst«, erzählte Frauke. »Sie beklagt sich aber auch nie. Offenbar gefällt es ihr, so zu leben. Dumm ist sie auf jeden Fall nicht, sie hat nur überhaupt keinen Ehrgeiz. Und eitel ist sie auch nicht gerade, so, wie sie immer herumläuft.«
    Das klang nicht unbedingt nach einer Doppelmörderin, die in ein kriminelles Komplott von

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