Wer Wind sät
gesprochen!
»Ja, ja. Mir gehtâs gut. Mark hat hier übernachtet ⦠Ach, Unsinn! Er hat auf der Couch geschlafen.« Sie lachte, es klang ein wenig geringschätzig. »Was glaubst du denn von mir? ⦠Ja, das weià ich auch ⦠natürlich ⦠Ich komme gleich. Brauchst du irgendetwas? ⦠Okay. Ja, das mache ich. Ich liebe dich, mein Schatz. Ich vermiss dich. Ohne dich ist es hier ganz komisch.«
Mark musste schlucken. Plötzlich war ihm schwindelig; ein unwillkommenes Flimmern am Rand seines Gesichtsfeldes kündigte die Kopfschmerzen an. Er beugte sich nach vorne und presste die Hände gegen die Schläfen. Hatte Ricky ihm nicht erst vor ein paar Stunden versichert, sie würde ihn lieben? Und jetzt sagte sie dasselbe zu Jannis! Wie konnte sie das tun?
»Hey, Mark.« Ricky hatte das Gespräch beendet. »Du bist ja schon wach.«
Er hob den Kopf und starrte sie an.
»Warum hast du Jannis eben angelogen?«, wollte er wissen.
»Was meinst du?«
»Du hast so getan, als wären wir bei euch zu Hause. Und du hast ihm erzählt, ich hätte auf der Couch geschlafen. Aber das stimmt doch gar nicht.«
»Na und?« Ricky zuckte lächelnd die Schultern. »Er muss sich in seinem Zustand doch nicht unnötig aufregen.«
Mark glaubte, sich verhört zu haben.
»Hat es ⦠hat es dir denn gar nichts bedeutet, das mit mir, meine ich?«, würgte er hervor. »Du hast doch zu mir gesagt, du würdest mich lieben. Hast du das einfach nur so dahingesagt? Oder hast du es gerade nur einfach so zu Jannis gesagt?«
Ricky hörte auf zu lächeln.
»Ich glaub, du spinnst ein bisschen, Mark«, sagte sie. »Jannis ist mein Freund. Es geht dich gar nichts an, was ich zu ihm sage. Selbst schuld, wenn du lauschst.«
Sie ging an ihm vorbei ins Badezimmer. Mark folgte ihr.
»Aber ⦠aber warum hast du denn dann mit mir ⦠geschlafen?«
»Das wolltest du doch die ganze Zeit schon.« Sie blickte ihn an und grinste. »Und ich wollte dir eine Freude machen. Es hat dir doch auch Spaà gemacht, oder nicht?«
Das verschlug ihm die Sprache. HeiÃe Röte kroch ihm vom Hals aufwärts ins Gesicht. Mit ein paar Worten machte sie aus etwas Einzigartigem Gewöhnliches. Es hatte ihr rein gar nichts bedeutet, mit ihm zu schlafen.
»Jannis liebt dich nicht mehr«, stieà er hervor. »Am Freitag hat er Nika in der Küche abgeknutscht! Wäre ich nicht gerade mit den Hunden zurückgekommen, wäre es wohl nicht dabei geblieben, so scharf wie er auf die blöde Schlampe ist.«
Ricky erstarrte.
»Das denkst du dir jetzt aus«, warf sie ihm vor.
»Nein, tue ich nicht«, widersprach er und versuchte, die Nadelstiche hinter seinen Augen zu ignorieren. Er hasste den gekränkten Ton in seiner Stimme, aber er kam nicht dagegen an. Dazu pochte der Schmerz drohend in seinen Schläfen und machte ihn verrückt. Wenn er nicht innerhalb der nächsten Viertelstunde seine Tabletten nahm, war es zu spät. »Er hat lauter bescheuertes Zeug geredet, und dann hat er Nika angegrabscht und ihr unter den Rock gegriffen. Ich glaub, deswegen ist sie auch abgehauen.«
Ricky stemmte grimmig die Hände in die Seiten.
»Weshalb sagst du mir das jetzt?«, wollte sie wissen.
»Weil ich dich liebe«, entgegnete er verunsichert. Er hatte mit einer ganz anderen Reaktion gerechnet. Tränen. Damit, dass er sie trösten und sie seiner Treue und Liebe versichern konnte. »Wir gehören zusammen, Ricky. Und wir haben doch auch ein Geheimnis, nicht wahr?«
Ihr Gesicht erstarrte zu einer Maske der Wut.
»Nur falls du glaubst, mich erpressen zu können«, zischte sie und deutete mit dem Zeigefinger auf ihn, »ich weià auch eine ganze Menge über dich!«
Mark war schockiert über die Kälte, mit der sie das sagte. Nichts war mehr übrig von der Euphorie, die er beim Aufwachen verspürt hatte. Er hatte alles kaputtgemacht!
»Ich will dich doch nicht erpressen!«, beteuerte er bestürzt. »Niemals!«
Sie starrte ihn aus schmalen Augen an.
»Bitte, Ricky, du darfst nicht sauer auf mich sein«, bettelte er verzweifelt. »Ich ⦠ich liebe dich doch! Ich tu alles für dich!«
Mit einem Ruck wandte sie sich von ihm ab.
»Ich muss gleich zu Jannis ins Krankenhaus, und du fährst besser nach Hause, bevor dein Vater mit der
Weitere Kostenlose Bücher