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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Annikas Arbeit litt aber nicht darunter, ich glaubte fest an ihre Loyalität. Außerdem hoffte ich vielleicht ein wenig, der Fokus ihrer wahnhaften Liebe würde sich auf O’Sullivan richten.«
    Ziemlich blauäugig, dachte Pia bei sich, sagte aber nichts.
    Â»Am Morgen des Heiligabends war sie im Institut. Sie kam in mein Büro, mit einer Flasche Champagner. Das war ungewöhnlich, aber ich dachte mir nichts dabei. Wenn Sie einen Menschen fünfzehn Jahre lang kennen, dann trauen Sie ihm so etwas nicht zu.«
    Er machte eine Pause, rieb sich gedankenverloren mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel.
    Â»Trauen ihm was nicht zu?«, fragte Pia.
    Â»Ich öffnete den Champagner, schenkte uns zwei Gläser ein, wir stießen auf Weihnachten an. Plötzlich nahm sie die Flasche, schlug sie auf die Tischkante und fuchtelte mit dem abgebrochenen Flaschenhals vor meinem Gesicht herum.« Seine Stimme klang gepresst. »Sie war auf einmal eine Fremde, ihre Augen … ganz leer und starr. Das wurde mir unheimlich, aber ich war zu weit vom Telefon entfernt, als dass ich den Sicherheitsdienst hätte rufen können.«
    Â»Was wollte sie denn?«, erkundigte sich Pia. Eisenhut antwortete nicht sofort.
    Â»Sie hat von mir verlangt, dass ich mich scheiden lasse und sie heirate«, sagte er heiser. »Es war grotesk. Sie wollte meine Frau anrufen und zuhören, wie ich ihr das sage. Und danach wollte sie mit mir zu meinen Eltern fahren, um dort Weihnachten zu feiern. Bettina und ich hatten erst im Sommer geheiratet, und ich glaube, das hat Annikas … Krankheit einen verhängnisvollen Schub gegeben. Sie muss das als tiefe Demütigung empfunden haben, und das Resultat war blanker Hass.«
    Pia wartete darauf, dass er weitersprach. Eine hochintelligente Soziopathin. In ihrem Genick kribbelte eine Gänsehaut.
    Â»Ich konnte sie überwältigen und die Polizei rufen, dabei verletzte sie mich. Man entschied, sie in die geschlossene Psychiatrie zu überstellen. Da tobte sie, bis man sie sedierte. Bis heute gibt die Klinik keine Auskunft darüber, wie Annika entkommen konnte. Es wurden Untersuchungen eingeleitet, denn der Fehler, der damals passiert ist, kostete zwei Menschen das Leben: O’Sullivan und … meine Frau.«
    Â»Ihre Frau?«, fragte Pia überrascht.
    Â»Ja. Bettina muss ihr arglos geöffnet haben, sie kannte Annika ja, obwohl sie immer ein ungutes Gefühl ihr gegenüber hatte. Ich habe ihre Bedenken nie ernst genug genommen.«
    Er verstummte, fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Es fiel ihm sichtlich schwer, weiterzusprechen.
    Â»Was genau geschehen ist, weiß niemand. Es war am späten Nachmittag, an Silvester. Einen Tag, nachdem Annika aus der Psychiatrie geflüchtet war. Sie muss meine Frau niedergeschlagen haben, und …« Er holte tief Luft, und Pia ahnte, wie viel Kraft es ihn kostete, darüber zu sprechen. »Bevor sie das Haus verließ, hat sie Feuer gelegt. Als ich gegen halb sechs in unsere Straße einbog, stand das Haus in hellen Flammen. Die Feuerwehr war schon da, aber wegen der Kälte gefror das Löschwasser.«
    Â»Und was war mit Ihrer Frau?«, fragte Pia teilnahmsvoll. Eisenhuts Blick richtete sich in die Ferne.
    Â»Bettina hat das Feuer zwar überlebt, aber durch die Rauchgase und den Sauerstoffmangel hat sie eine irreparable Gehirnschädigung erlitten. Seitdem liegt sie im Wachkoma. Die Ärzte haben jede Hoffnung aufgegeben.«
    Â»Woher wissen Sie, dass Annika Sommerfeld dahintersteckt?«
    Â»Es gab jede Menge Spuren. In … in Bettinas Hand wurden Annikas Haare gefunden. Und es gab die Filme der Überwachungskamera.«
    Er räusperte sich.
    Â»Am Abend zuvor muss sie sich mit O’Sullivan getroffen haben. Sie hat ihn mit über vierzig Messerstichen regelrecht abgeschlachtet, die Polizei fand später die Tatwaffe in ihrer Wohnung. Ein Küchenmesser, das sie wohl schon mitgebracht hatte, um O’Sullivan umzubringen. Leider konnte sie wieder flüchten. Nach dem Anschlag auf mein Haus verlor sich von ihr jede Spur. Ich glaubte, sie habe sich vielleicht … umgebracht. Bis ich am Freitagabend ihren Namen gehört habe.«
    Einen Moment war es ganz still. Die Sonne war untergegangen, im Büro war es dämmerig. Pia beugte sich vor und schaltete die Schreibtischlampe ein.
    Â»Warum erzählen Sie mir das alles?«, wollte sie

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