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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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dass ich die Nachrichten gehört habe.«
    Â»Auf welchem Sender?«
    Â» FFH . Den höre ich immer.« Zwischen Theissens Augenbrauen erschien eine Falte. »Warum ist das wichtig?«
    Pia überhörte seine Frage.
    Â»Als Sie ankamen, sind Sie zum Empfangstresen gegangen und haben in die Teeküche geschaut. Später haben Sie den Aufzug gemieden und das Gebäude über die Feuertreppe verlassen. Wieso?«
    Â»Wieso – was? Ich verstehe nicht …«
    Â»Wieso wollten Sie nicht, dass Herr Grossmann Ihre späte Anwesenheit bemerkt?«
    Â»Ich wollte ihn nicht wecken.«
    Â»Sie wollten Ihren Nachtwächter nicht wecken!« Pia schnaubte spöttisch. Der Sympathievorschuss, den sie Theissen gewährt hatte, schmolz wie Schnee in der Sonne. »Eigentlich sollte man erwarten, dass Sie verärgert sind, wenn Ihr Nachtwächter bei der Arbeit tief und fest schläft.«
    Stefan Theissen schien das Thema unangenehm zu sein, aber er war kein Mann, der unangenehmen Dingen auswich.
    Â»Ich gebe zu, das mag sich für Sie seltsam anhören«, erwiderte er. »Mir war es an dem Abend aber ganz recht, dass Rolf mich nicht bemerkte. Ich hatte es eilig und befürchtete, er würde mich aufhalten.«
    Diese Antwort stellte Pia nicht zufrieden, aber sie ließ es dabei bewenden. Irgendetwas an Theissens Verhalten machte sie misstrauisch. Sie erinnerte sich an die Bemerkung der Empfangsdame, die sich nicht erklären konnte, weshalb Grossmann eine solche Narrenfreiheit in der Firma genossen hatte – alter Schulfreund hin oder her.
    Â»Wohin sind Sie von hier aus gefahren?«, fragte Pia.
    Â»Nach Hause.«
    Â»Auf direktem Weg?«
    Bisher war Stefan Theissen kooperativ gewesen, doch nun ging er spürbar auf Distanz.
    Â»Warum fragen Sie das alles?«
    Das war keine Antwort, aber sein Alibi würden sie gleich heute noch überprüfen. Hatte er keins, hatte er ein Problem.
    Â»In der Nacht von Freitag auf Samstag starb Ihr Nachtwächter«, erinnerte Pia ihn. »Jemand hat einen toten Hamster auf Ihren Schreibtisch gelegt. Wenn Sie es nicht selbst waren, muss noch jemand anderes im Gebäude gewesen sein, Einbrecher vielleicht.«
    Theissen verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie konsterniert an.
    Â»Einbrecher? Hier?«
    Â»Ja. Irgendwie muss der Hamster auf Ihren Schreibtisch gekommen sein.« Pia legte den Kopf schräg. »Es sei denn, tote Tiere auf Schreibtischen sind hier an der Tagesordnung.«
    Theissen überhörte ihren Sarkasmus und schwieg, ohne den Blick von ihren Augen abzuwenden. Was hatte er gedacht, wie der Hamster auf seinen Schreibtisch gelangt war?
    Â»Unsere Kollegen haben an keiner Tür Einbruchsspuren festgestellt. Derjenige, der hier im Gebäude war, muss einen Schlüssel gehabt haben.«
    Es dauerte nur Sekunden, bis Stefan Theissen die richtigen Rückschlüsse aus Pias Vermutung zog. Er schüttelte den Kopf.
    Â»Nein«, sagte er mit Nachdruck. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich kenne jeden, der einen Schlüssel hat. Und niemand von denen würde einen Menschen umbringen! Nein, nein, ganz sicher nicht.«
    Pia begegnete Cems Blick. Hatte Stefan Theissen wirklich keine Ahnung, wie unbeliebt sein alter Freund Rolf bei den Mitarbeitern der WindPro gewesen war? Oder wollte er es gar nicht wissen?
    *
    Â»Was ist denn hier los?« Ludwig Hirtreiter knallte die Tür seines Geländewagens hinter sich zu und stapfte quer über die Wiese zu Jannis und dem Reporter hinüber. »Wir hatten doch 16 : 30 Uhr vereinbart!«
    Die Fernsehleute hatten die Kamera bereits wieder eingepackt und waren dabei, das Zubehör in ihren Kombi zu laden. Vom Dorf her rumpelten ein paar Autos den steinigen Feldweg hoch und zogen Staubfahnen hinter sich her. Andere Mitglieder der Bürgerinitiative parkten bereits am Rande der mit Löwenzahn übersäten Wiesen, stiegen aus ihren Autos und entrollten die mitgebrachten Transparente.
    Â»Kann mir mal einer erklären, was das hier soll?« Hirtreiter stemmte die Arme in die Seiten und funkelte Jannis zornig an. Bevor dieser antworten konnte, sprang Ricky für ihn in die Bresche und legte Hirtreiter eine Hand auf den Arm.
    Â»Wir konnten dich auf dem Handy nicht erreichen.« Sie schenkte ihm ein treuherziges Lächeln, das bei Männern nur selten seine Wirkung verfehlte. »Die Zeit hatte sich ganz kurzfristig geändert

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