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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Hinweise auf gewaltsames Eindringen gegeben hatte. Der Einbrecher war entweder hereingelassen worden, oder er hatte einen Schlüssel besessen. Außerdem war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Grossmann vom dritten Stock aus die Treppe hinuntergestürzt war. Dafür sprachen nicht nur Textilfaser- und Blutspuren auf den Treppenstufen, sondern vor allem seine Taschenlampe, die im dritten Stock auf dem Boden des Flurs gefunden worden war. Das zweite Telefonat galt ihrem Chef. Bodenstein ging sofort ans Telefon, woraus Pia schloss, dass die Hochzeitszeremonie bereits vorüber war. In knappen Worten klärte sie ihn über den Stand der Dinge auf.
    Â»Er kommt um vier zur Besprechung ins K 11 «, sagte sie zu Cem, als sie das Gespräch beendet hatte.
    Â»Du machst das aber auch ganz gut«, erwiderte er anerkennend.
    Â»Danke.« Sie grinste. »Ich schaue Oliver schließlich schon eine Weile über die Schulter. Und er ist ein super Chef.«
    Â»Ja, finde ich auch«, pflichtete er ihr bei. »Ich bin ziemlich froh, hierher versetzt worden zu sein.«
    Â»Wo warst du vorher?«
    Â»Offenbach. Acht Jahre, erst SB 13 , dann 12 und seit drei Jahren K 11 .«
    Die klassische Ochsentour also: Sexualdelikte, Raub, Mord. Er hatte die Königsklasse, das K 11 , zu dem jeder Kripobeamte wollte, bereits erreicht.
    Â»Aha, Offenbach.« Pia hob die Augenbrauen. »Kickers oder Eintracht?«
    Â»Weder noch.« Cem lachte. »Ha-Ha- HSV !«
    Â»Soll’s geben. Ich bin sowieso neutral, was das betrifft.« Sie sah ihn neugierig an.
    Â»Wieso bist du weg von Offenbach?«
    Â»Mein Chef konnte mich nicht leiden«, gab Cem freimütig zu. »Er hat ständig geglaubt, ich wäre scharf auf seinen Posten. Irgendwann war es nicht mehr zu ertragen, und als ich erfahren habe, dass bei euch eine Stelle frei ist, hab ich mich drauf beworben.«
    Â»Das freut mich.« Pia lächelte. »Wir haben dringend Verstärkung gebraucht. Kai kann ja wegen seiner Prothese nicht mit raus zu Außenermittlungen, und zu dritt ist es schon manchmal heftig.«
    Auf der Fahrt zur WindPro erfuhr sie noch einiges. Cem Altunay war in Rüsselsheim geboren und aufgewachsen, jetzt lebte er in Dietzenbach, war verheiratet und hatte zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn von sieben und neun Jahren. Sein Vater und seine Brüder arbeiteten bei Opel, aber er hatte immer davon geträumt, nach dem Abitur zur Polizei zu gehen.
    Das Auto holperte über die S-Bahn-Gleise. Sie hatten das Gewerbegebiet am Rand von Kelkheim-Münster erreicht, und wenig später bog Cem auf den Parkplatz der WindPro ein. Im Gebäude war eine Putzkolonne damit beschäftigt, die Blutspuren auf der Treppe zu beseitigen. Ohne sich an der Rezeption anzumelden, gingen Pia und Cem hinauf in den dritten Stock. Oben angekommen, bogen sie nach rechts zu Theissens Büro ab, doch Pia ging weiter und öffnete die Glastür ganz am Ende des Flurs.
    Â»Feuertreppe«, stellte sie fest.
    Â»Abkürzung«, ergänzte Cem. »Unser Einbrecher muss sich hier gut auskennen.«
    Â»Vielleicht ist er sogar ein Mitarbeiter, den Grossmann erkannt hat«, sagte Pia. »Das würde den Täterkreis erheblich einschränken.«
    Sie klopfte an die Tür von Theissens Büro. Der Firmenchef erhob sich von seinem wieder makellos sauberen Schreibtisch und knöpfte das Jackett zu, als Pia und Cem sein Büro betraten. Pia sparte sich überflüssige Höflichkeitsfloskeln und kam gleich zur Sache.
    Â»Wir haben uns die Überwachungsvideos angesehen«, sagte sie. »Sie waren Freitagnacht hier im Gebäude. Wieso haben Sie uns das vorhin nicht gesagt?«
    Â»Habe ich das nicht?« Er legte die Stirn in Falten. »Das muss ich in der Aufregung vergessen haben. Ich war auch nur kurz da, höchstens eine Viertelstunde.«
    Â»Warum?«
    Â»Ich brauchte noch Unterlagen, die ich im Büro vergessen hatte.«
    Â»Wozu?«
    Â»Für eine Geschäftsreise«, antwortete Theissen ruhig. »Ich war übers Wochenende in Hamburg und habe mich dort mit einem Kunden getroffen, für den wir einen Offshore-Windpark in der Nordsee planen.«
    Â»Sie sind durch die Tiefgarage gekommen. Wie und wann haben Sie das Gebäude wieder verlassen?«
    Â»Ich bin über die Feuertreppe hinausgegangen. Und ich war vor Mitternacht wieder im Auto. Ich erinnere mich nämlich,

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