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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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»wirklich, Jannis hat das großartig gemacht, du wirst ganz zufrieden sein.«
    Â»Halt dich da raus, du dumme Gans!« Hirtreiter warf ihr einen verächtlichen Blick zu. »Du hast doch von gar nichts eine Ahnung und quatschst nur nach, was der Kerl dir vorbetet!«
    Rickys Lächeln gefror, sie schwieg gekränkt. Auch Jannis wurde allmählich sauer. Was fiel dem alten Tyrannen ein, ihn wie einen dummen Jungen abzukanzeln?
    Â»Mit eurer krankhaften Geltungssucht macht ihr beiden noch alles kaputt!«, fuhr Hirtreiter in ätzendem Tonfall fort. »Für den Erfolg unseres Anliegens braucht man Sachlichkeit und Fingerspitzengefühl, man kann nicht nur draufhauen und polemisieren, aber das kapiert ihr sowieso nicht.«
    Mit einer wegwerfenden Handbewegung wandte er sich ab.
    Â»Zumindest sage ich, was ich weiß, und halte nicht wesentliche Informationen zurück wie du!«, rief Jannis ihm nach. »Warum hast du bisher niemandem erzählt, wie viel Geld dir die WindPro für die Wiese geboten hat?«
    Ludwig Hirtreiter fuhr herum. Die anderen Mitglieder der Bürgerinitiative murmelten und warfen sich Blicke zu.
    Â»Ich kann’s mir denken.« Jannis grinste boshaft. »Kein Schwein würde dir mehr glauben, dass du bei so viel Kohle wirklich gegen den Windpark bist!«
    Â»Was willst du damit sagen?« Hirtreiter kam näher wie ein wütender Stier, zornrot im Gesicht, die Fäuste geballt.
    Â»Dass du dich kaufen lässt. Und zwar für …«
    Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu Ende zu sprechen, denn Hirtreiter verpasste ihm mit seiner bratpfannengroßen Hand eine schallende Ohrfeige. Jannis taumelte und fiel hin, war aber sofort wieder auf den Beinen und ging auf Hirtreiter los. Ricky kam ihm zu Hilfe, es gab ein Handgemenge. Geistesgegenwärtig griffen drei der Umstehenden, die den Streit mit wachsender Fassungslosigkeit verfolgten, ein.
    Â»Niederträchtiger Mistkerl!«, schnaubte Hirtreiter wutentbrannt. »Mit deiner Rachsucht machst du alles kaputt, zusammen mit deiner … Schlampe!«
    Â»Na, na!«, versuchte ihn einer der Männer zu besänftigen, aber vergeblich. Hirtreiter riss sich los und stapfte zu seinem Auto. Ein paar Leute folgten ihm halbherzig, die anderen standen unentschlossen herum.
    Â»Hau bloß ab«, knurrte Jannis und rieb sich seine Wange.
    Ricky schluchzte schockiert. Mark ging zu ihr hinüber, die Hunde an der Leine.
    Â»Ich versteh gar nicht, was der Ludwig gegen uns hat.« Verweint sah sie Mark an. »Wir machen viel mehr als die meisten anderen, und trotzdem hackt er immer auf uns herum.«
    Â»Ã„rgere dich nicht über den«, sagte Mark schüchtern. »Ist doch bloß ein altes, blödes Arschloch.«
    Ein Lächeln huschte über Rickys Gesicht.
    Â»Du hast recht.« Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab und straffte entschlossen die Schultern. »Ein altes, blödes Arschloch. Das ist er.«
    *
    Der Sicherheitschef der WindPro, gleichzeitig auch Pressesprecher und Marketingleiter, war die Zuvorkommenheit in Person. Bereitwillig präsentierte er Pia und Cem die Sicherheitskarte des Schließplans und holte den Aktenordner mit den Quittungen aus dem Regal, auf denen die Mitarbeiter den Empfang der Schlüssel bestätigt hatten. Theissen und seine Ehefrau besaßen jeweils einen Zentralschlüssel, der Finanz- und der kaufmännische Direktor, die Abteilungsleiter Vertrieb, Technik, Rechtsabteilung, Controlling und Projektierung, die Personalchefin und der Nachtwächter. Und natürlich der Sicherheitschef selbst. Zwölf Verdächtige. Pia blätterte den Ordner durch und notierte sich die Namen. Dann schlug sie den Trennstreifen um und fand noch weitere Quittungen älteren Datums.
    Â»Was ist das?«, erkundigte sie sich.
    Â»Das … nun ja …« Der Sicherheitschef fuhr sich mit der Handfläche über den kahl rasierten Schädel. »Wissen Sie, unser System ist etwas altmodisch. Es gibt noch Schlüssel, keine elektronischen Schlösser und Chipkarten. Eine Umstellung ist zwar geplant, aber noch ist es nicht so weit. Der eine oder andere ehemalige Mitarbeiter hat wohl seinen Schlüssel nicht abgegeben.«
    Â»Ach ja?« Pia blickte auf. »Um wie viele Personen handelt es sich da?«
    Der Mann hüstelte nervös.
    Â»Das war noch vor meiner Zeit«, räumte er dann ein.
    Â»Aber wenn all

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