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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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und deshalb …«
    Hirtreiter war immun gegen Rickys Charme.
    Â»So ein Quatsch!«, fiel er ihr wütend ins Wort und wischte ihre Hand von seinem Arm. »Ich wohne grad mal fünf Minuten entfernt. Du hättest nur deinen pickligen kleinen Adjutanten schicken müssen, um mir Bescheid zu sagen.«
    Mark ignorierte die Beleidigung, die auf ihn gemünzt war. Er stand ein Stück abseits und hatte Rickys Hunde vorsichtshalber an die Leine genommen, denn sie konnten Hirtreiters Jagdhund, der auf der Rückbank des Jeeps saß, auf den Tod nicht ausstehen.
    Â»Lassen Sie uns die Aufnahme noch einmal wiederholen«, wandte Hirtreiter sich an den Reporter, der bedauernd lächelte. Der Beitrag solle heute Abend in der Hessenschau gesendet werden, und vorher müsse das Filmmaterial bearbeitet und geschnitten werden.
    Â»Aber ich weiß doch gar nicht, was der Kerl gesagt hat!«, grollte Hirtreiter mit seiner Bassstimme. Er wies auf die parkenden Autos. »Alle unsere Mitglieder kommen, wir wollen zeigen, wie viele Menschen unsere Bemühungen unterstützen. So hat das doch überhaupt keinen Sinn!«
    Â»Tut mir wirklich leid.« Der Reporter hob hilflos die Schultern. »Herr Theodorakis hatte darum gebeten, den Dreh um anderthalb Stunden vorzuverlegen. Ich konnte ja nicht wissen, dass das nicht abgesprochen war.«
    Â» Was hast du gemacht?« Hirtreiter fuhr herum und schnappte aufgebracht nach Luft. »Wie kommst du dazu? Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«
    Mit seinen bulligen eins neunzig, dem kantigen, wettergegerbten Gesicht und der silbernen Haarmähne, die ihm bis auf die Schultern fiel, war er eine eindrucksvolle Erscheinung, und sein Zorn ließ ihn äußerst bedrohlich wirken. Hinter ihm versammelten sich die anderen Mitstreiter, auch sie waren alles andere als erfreut, als sie erfuhren, dass der Dreh längst im Kasten war.
    Â»Ich hab schon das Richtige gesagt«, erwiderte Jannis. Er hatte die Hände in die Taschen seiner Jeans gesteckt und wirkte unübersehbar zufrieden. »Jetzt reg dich nicht
auf.«
    Â» ICH REGE MICH AUF, WENN ES MIR PASST !«, polterte Hirtreiter los, dunkle Röte stieg ihm vom Hals aufwärts ins Gesicht. »Ich habe deine egozentrischen Alleingänge satt und jeder andere hier auch! Wir hatten zigmal über diesen Termin gesprochen, und dann gehst du her und verlegst ihn einfach nach deinem Gutdünken!«
    Der Reporter zog angesichts der Eskalation das Genick ein. Seiner betretenen Miene war deutlich anzusehen, dass er sich weit weg wünschte, doch der Weg zum Auto war ihm von gut drei Dutzend grimmig dreinschauenden Menschen versperrt.
    Â»Holen Sie Ihre Kamera auf der Stelle wieder aus dem Auto!«, schnauzte Hirtreiter ihn an.
    Â»Wir haben keine Zeit mehr«, widersprach der Reporter mutig. »Wenn Sie möchten, dass heute Abend über diese Sache berichtet wird, dann müssen wir jetzt los. Es wird ein toller Bericht, das verspreche ich Ihnen.«
    Gutes Argument, dachte Jannis. Natürlich wollten Hirtreiter und auch alle anderen, dass der Bericht noch am gleichen Abend ausgestrahlt würde. Die Zeit lief ihnen davon, denn übermorgen fand die Bürgerversammlung statt. Schließlich teilte sich die Menge, wenn auch widerwillig, der Reporter gab Fersengeld und hechtete ins Auto, in dem seine Kollegen bereits bei laufendem Motor warteten, wie in einem Fluchtwagen nach einem Bankraub.
    Â»So«, wandte sich Ludwig Hirtreiter mit drohender Stimme an Jannis, als sie unter sich waren, »und jetzt schreib dir mal was hinter deine Ohren, du kleiner, eitler Intrigant: Wir alle hier verfolgen ein gemeinsames Interesse. Wir leben in einer Demokratie und haben zusammen eine Entscheidung getroffen. Es kann nicht sein, dass einer ständig aus der Reihe tanzt!«
    Jannis grinste nur. Er hatte seine Plattform bekommen und war mehr als zufrieden. Hirtreiters Beleidigungen prallten an ihm ab wie Regentropfen an einer Ölhaut.
    Â»Was willst du eigentlich?«, fragte er. »Ich war es, der die Zahlen, Fakten und handfeste Beweise für den Betrug geliefert hat. Ohne mich würdet ihr doch immer noch mit ein paar Schildchen auf Wochenmärkten herumstehen und wegen ein paar Bäumen herumheulen.«
    Â»Vorsicht, Freundchen«, knirschte Hirtreiter erbost. »Pass auf, was du sagst, sonst vergesse ich mich!«
    Â»Ludwig«, mischte Ricky sich in versöhnlichem Tonfall ein,

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