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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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fest davon überzeugt, dass er bei der Versammlung auftauchen würde.
    An großen Stellwänden war eine beeindruckend realistisch wirkende Fotomontage angebracht, die den Bergrücken des Taunus mit zehn monströsen Windrädern zeigte. In großen Trauben drängten sich die Leute um die Tische der Bürgerinitiative »Keine Windräder im Taunus«, nahmen Informationsbroschüren mit und trugen sich in die Unterschriftenlisten ein, die zusammen mit der Einwendung gegen den Bau des Windparks dem Regierungspräsidenten in Darmstadt übergeben werden sollten. Auf einem der Tische stand ein gerahmtes Foto von Ludwig Hirtreiter, das jemand mit einem Trauerflor versehen hatte.
    Â»Da kommt Theissen«, sagte Cem Altunay. »Ziemlich mutig von ihm.«
    Der Geschäftsführer der WindPro betrat gemeinsam mit dem Eppsteiner Bürgermeister die Halle und wurde mit Blitzlichtgewitter und Pfeifkonzert empfangen.
    Â»Da ist auch Theodorakis«, ergänzte Pia.
    Â»Er hat sogar seine Putzfrau mitgebracht«, wunderte sich Cem.
    Â»Von wegen Putzfrau«, knurrte Pia. »Die hat uns schön angelogen.«
    Bodenstein trat dem dunkelhaarigen Mann, der eilig in Richtung Hallentür strebte, in den Weg.
    Â»Guten Abend«, sagte er und zückte seinen Ausweis. »Sie sind ja schwerer zu erreichen als der Papst. Bodenstein, Kripo Hofheim.«
    Die angebliche Putzfrau ging mit gesenktem Kopf weiter, Theodorakis und seine Lebensgefährtin, der das Zoogeschäft in Königstein gehörte, blieben stehen. Pia und Cem hatten ihr auf dem Weg vom Rabenhof zum Kommissariat einen Besuch abgestattet. Sie hatte ihr rosafarbenes Dirndl abgelegt und war jetzt von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, als sei sie auf dem Weg zu einer Beerdigung.
    Â»Guten Abend«, erwiderte Theodorakis unbehaglich. Er trug Jeans und ein graues Sakko, die äußerliche Demonstration seiner Trauer beschränkte sich auf eine schwarze Krawatte zum weißen Hemd. Unter seinem Arm klemmte ein Aktenordner. Seine Augen schweiften nervös zur geöffneten Hallentür. »Ich hätte mich gleich morgen früh bei Ihnen gemeldet, aber es gab heute noch viel zu organisieren.«
    Â»Morgen früh ist zu spät. Wir möchten jetzt mit Ihnen sprechen.« Bodenstein setzte eine undurchdringliche Miene auf. Er hatte nicht vor, Theodorakis von der Podiumsdiskussion abzuhalten, aber er würde den Mann ein wenig schmoren lassen. Theodorakis geriet ins Schwitzen.
    Â»Hat das nicht noch eine Stunde Zeit? Ich muss aufs Podium. Es geht gleich los.«
    Â»Eigentlich hat es keine Stunde Zeit«, sagte Bodenstein kühl und ließ den Mann genüsslich zappeln.
    Â»Es ist wirklich wichtig, dass Jannis heute Abend für uns spricht«, mischte sich seine Freundin ein. »Gerade jetzt, wo … wo Ludwig … nicht mehr da ist.«
    Ihre Stimme zitterte, ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen.
    Â»Denken Sie, unser Anliegen ist nicht wichtig?«, antwortete Bodenstein. »Wir sind nicht aus Spaß hier.«
    Â»Bitte!« Theodorakis standen die Schweißperlen auf der Stirn. »Wir haben monatelang auf diesen Abend hingearbeitet. Danach stehe ich Ihnen für alle Fragen zur Verfügung.«
    Bodenstein runzelte die Stirn, als würde er darüber nachdenken, dann nickte er.
    Â»Okay«, sagte er schließlich gnädig. »Aber Sie melden sich gleich nach der Veranstaltung bei mir.«
    Â»Selbstverständlich, das werde ich tun.« Theodorakis war sichtlich erleichtert. »Danke für Ihr Verständnis. Komm, Ricky.«
    Die Schwarzgekleidete nickte Bodenstein zu und folgte ihrem Freund.
    Â»Lasst uns auch reingehen.« Bodenstein setzte sich in Bewegung, aber der Ordner an der Hallentür schüttelte den Kopf.
    Â»Der Saal ist mehr als voll. Nur noch Empore.«
    Bodenstein präsentierte dem Mann seinen Polizeiausweis.
    Â»Na gut. Zwei noch, aber mehr nicht. Sonst krieg ich Ärger.«
    Cem und Kathrin stiegen hoch auf die Empore, Bodenstein und Pia quetschten sich in den hoffnungslos überfüllten Saal.
    Der Bürgermeister und Stefan Theissen hatten bereits auf dem Podium Platz genommen, neben ihnen saß die Vertreterin des Umweltministeriums. Theodorakis sprang lässig die Stufen hinauf, übersah Theissen, nickte dem Bürgermeister zu, reichte der Frau vom Ministerium die Hand und nahm neben dem anderen Sprecher der Initiative

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