Wer Wind sät
dazwischen. »Ein nutzloser Windpark bringt doch kein Geld!«
Zustimmendes Gemurmel. Der Bürgermeister und die Doppelnamen-Frau blickten zu Theissen hinüber, doch der lieà sich nicht anmerken, was in ihm vorging. Theodorakis führte an, dass die Gutachten, die das Land Hessen und die Bürgerinitiative selbst in Auftrag gegeben hatten, einen Windpark am vorgesehenen Standort für unwirtschaftlich erklärten.
»Die beiden Windgutachten, die die WindPro vorgelegt hat, sagen allerdings genau das Gegenteil aus.«
Alarmiert hob Theissen den Kopf. Bodenstein erinnerte sich an die Seite des Windgutachtens, die Krögers Leute unter dem Kopierer in Theissens Vorzimmer gefunden hatten.
»Denkst du dasselbe wie ich?«, fragte Pia leise.
»Ich glaube schon«, erwiderte Bodenstein ebenfalls mit gesenkter Stimme. »Die Seite aus dem Gutachten.«
»Wenn das der eigentliche Grund für den Einbruch war, steht Theodorakis wieder ganz oben auf der Liste der Verdächtigen.«
»Hm«, bestätigte Bodenstein. »Er lehnt sich ganz schön weit aus dem Fenster.«
»Bis der Betreiber merkt, dass der Windpark ineffizient ist«, schallte Theodorakisâ Stimme aus den Lautsprechern, »vergehen ein paar Jahre. Bis dahin hat die Projektgesellschaft mit den Fonds, durch die der Bau finanziert wurde, ihr Geld doppelt und dreifach verdient. Dazu kommen Subventionen in Millionenhöhe von Europa, Bund und Land, an denen auch die Kommune interessiert ist. Wir betrachten es als unsere Aufgabe, das zu hinterfragen. Und wir werden heute Abend auch fragen, wie das Umweltministerium dazu kam â¦Â«, er machte eine Kunstpause, bis auch das letzte Augenpaar im Saal gespannt auf ihn gerichtet war, »⦠seine Meinung so plötzlich und vollkommen zu ändern. Wir werden Herrn Theissen fragen, aus welchem Grund er die Umweltverbände in der Region mit so groÃzügigen Spenden unterstützt hat.«
»Was wollen Sie damit andeuten?«, fragte der Bürgermeister mit einem gönnerhaften Lächeln, das im Hinblick auf die angespannte Stimmung fehl am Platz wirkte.
»Ich muss nichts andeuten !«, entgegnete Theodorakis. »Ich habe Beweise . E-Mails, in denen geheime Absprachen getroffen wurden, Beweise dafür, dass Geld geflossen ist, wo keines hätte flieÃen dürfen. Ich habe Beweise, dass die WindPro, um eine Baugenehmigung zu bekommen, Entscheidungsträger im Ministerium und bei der Stadt Eppstein bestochen hat.«
Der Bürgermeister winkte grinsend ab, als wolle er das, was sein Gegner von sich gab, lächerlich machen.
»Das ist doch alles Unsinn!«, ergriff Theissen das Wort. »Dieser Mann ist nur auf Rache aus, weil wir ihm letztes Jahr gekündigt haben!«
»Wo sind denn die Beweise?«, rief jemand aus dem Publikum.
»Es gibt keine!«, beeilte Theissen sich zu sagen. »Es sei denn, er hat welche gefälscht.«
»Das haben Sie doch selbst erledigt!«, triumphierte Theodorakis, nahm seinen Aktenordner vom Tisch und hielt ihn hoch. »Hier ist alles dokumentiert!«
Theissen und der Bürgermeister wechselten einen raschen Blick, als sie begriffen, dass bis jetzt alles harmloses Vorgeplänkel gewesen war.
»Herr Theodorakis war lange Jahre Projektleiter der WindPro.« Theissen erhob sich nun ebenfalls und ging in die Offensive. »Aufgrund einiger Verfehlungen wie â¦Â«
»Stimmt nicht!«, rief Theodorakis dazwischen.
»Sie erlauben, dass ich jetzt rede«, entgegnete Theissen kühl.
»Sie lügen doch!«
»Wer hier lügt und wer nicht, wird sich zeigen.«
Die Köpfe der Leute drehten sich von links nach rechts, wie bei einem Tennismatch. Es war heià im Saal. Viele fächelten sich mit den Prospekten der Bürgerinitiative Luft zu. Lächelnd wandte sich Theissen wieder an das Publikum.
»Meine Damen und Herren, es ist nicht meine Art, in aller Ãffentlichkeit schmutzige Wäsche zu waschen, aber ich lasse auch nicht zu, dass eines unserer Projekte aus purer Rachsucht schlechtgemacht wird.« Seine Stimme, die etwas tiefer war als die seines Gegners, klang ruhig und überzeugend. »Herr Theodorakis verlor nach seiner fristlosen Entlassung mehrere Prozesse gegen uns vor dem Arbeitsgericht und sucht aus ganz persönlichen Gründen Vergeltung. Lassen Sie sich bitte von ihm keine Märchen erzählen!«
Gemurmel wurde laut. Wenn das
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