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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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vor der Hofeinfahrt gestanden.«
    Â»Angeblich?«
    Â»Ich weiß, dass sie und ihre Brüder mit ihrem Vater seit Jahren im Streit lagen. Sie wollten ihn an dem Abend überreden, ein Kaufangebot in Millionenhöhe für ein Grundstück anzunehmen. Hirtreiter wollte unter keinen Umständen verkaufen, seine Kinder wollten unter allen Umständen, dass er es tut. Frauke kann darüber hinaus mit Waffen umgehen. Es sind schon Menschen wegen weitaus weniger Geld umgebracht worden.«
    Dr. Nicola Engel blickte ihn nachdenklich an.
    Â»Okay«, sagte sie schließlich. »Wie willst du weiter vorgehen?«
    Â»Es gibt Hinweise auf eine Verbindung zum Tod von Rolf Grossmann, denn es gibt noch einen anderen Tatverdächtigen, und das ist derselbe wie im Fall Grossmann. Bis jetzt konnten wir noch nicht mit ihm sprechen, aber das werden wir heute Abend tun. Sobald uns der Bericht aus der Rechtsmedizin vorliegt und wir die Tatzeit eingrenzen können, werden wir die Alibis der drei Hirtreiter-Kinder und des anderen Verdächtigen überprüfen.«
    Â»Was hat dein Vater mit der ganzen Sache zu tun?«
    Â»Nichts.« Bodenstein hob überrascht die Augenbrauen. »Hirtreiter war sein Freund. Die beiden waren heute Morgen verabredet, und als Hirtreiter nicht erschien, hat mein Vater ihn gesucht. Und leider auch gefunden.«
    Das Telefon auf dem Schreibtisch der Kriminalrätin summte. Sie blickte auf das Display, dann zu Bodenstein.
    Â»Danke, das war’s fürs Erste«, sagte sie. »Halte mich bitte auf dem Laufenden.«
    Â»Mach ich.« Er verstand, dass er entlassen war, und erhob sich. Sie nahm den Hörer ab, meldete sich und sagte etwas zu dem Anrufer.
    Â»Ach, Oliver.«
    Bodenstein drehte sich um. Sie hatte die Hand über die Sprechmuschel gelegt und lächelte.
    Â»Es wäre von Vorteil, wenn die Presse nichts von der Verwicklung deines Vaters in den Fall erführe.«
    Er öffnete schon den Mund, um zu entgegnen, dass sein Vater nicht in den Fall verwickelt sei und er nicht vorhabe, überhaupt irgendetwas der Presse zu sagen, aber da hatte sie schon wieder den Hörer ans Ohr gehoben. Bodenstein nickte also nur und verließ ihr Büro.
    Sein Magen knurrte jämmerlich, er hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen. Der Versuchung an der Dönerbude, an der er auf dem Weg ins Kommissariat Pia zuliebe einen Zwischenstopp eingelegt hatte, hatte er erfolgreich widerstanden, ebenso der Käse-Sahne-Torte, die Dr. Engels Sekretärin zur Feier ihres Geburtstages ausgegeben hatte. Bisher war es ihm nie aufgefallen, aber die Leute schienen ständig und überall zu essen. Ostermann biss gerade in einen Schokoriegel, als er dessen Büro betrat, und Kathrin Fachinger lehnte mit einem Teller in der Hand neben der Kaffeemaschine und mampfte ein Stück der besagten Geburtstagstorte. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Kathrin Fachinger bemerkte seinen gierigen Blick.
    Â»Es sind noch zwei Stücke im Kühlschrank, Chef«, sagte sie. »Soll ich Ihnen eins …«
    Â»Nein«, unterbrach er sie säuerlich. »Wenn ihr fertig gegessen habt, erwarte ich euch im Besprechungsraum.«
    Neulich hatte er in der Zeitung von einem Mann in Indien gelesen, der seit dreißig Jahren überhaupt nichts gegessen hatte. Dann würde er es wohl schaffen, mal für ein paar Wochen auf die Bremse zu treten. Reine Willenssache, mehr nicht.
    Â»Chef!«, rief Ostermann ihm mit vollem Mund hinterher. »Ich habe grad ein paar interessante Informationen bekommen.«
    Â»Besprechungsraum!«, rief Bodenstein über die Schulter und verließ schnell das Büro.
    *
    Die Dattenbachhalle in Ehlhalten war bereits bis auf den letzten Platz gefüllt, aber noch immer strömten Menschen durch die weit geöffneten Türen herein und wurden von Ordnern auf die Empore geschickt. Das Interesse der Öffentlichkeit an dem geplanten Windpark schien riesengroß, die Nachricht von Hirtreiters Ableben hatte in Ehlhalten längst die Runde gemacht und die Neugier der Einwohner gesteigert.
    Bodenstein, Pia, Kathrin Fachinger und Cem Altunay hielten im Foyer Ausschau nach Jannis Theodorakis, der den ganzen Tag über wie vom Erdboden verschluckt gewesen war. Weder an seinem Arbeitsplatz in der IT -Abteilung einer Frankfurter Großbank noch im Zoogeschäft seiner Lebensgefährtin hatte man eine Ahnung, wo er sein mochte, aber Bodenstein war

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