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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die dunklen Locken. »Da war ich auch bei meiner Mutter. Sie macht die Gaststätte jetzt alleine, ihr hatten an dem Abend zwei Leute abgesagt, und sie selbst musste in die Küche. Deswegen habe ich ihren Job hinterm Tresen übernommen und die Gäste bedient. Das tue ich öfter, seitdem mein Vater nichts mehr machen kann.«
    Pia warf Friederike Franzen einen scharfen Blick zu. Auch das hatte sie ganz offensichtlich nicht gewusst. Aber wieso fühlte sie sich genötigt, ihrem Freund ein Alibi zu geben?
    Â»Wann sind Sie nach Büttelborn gefahren, und wann waren Sie zurück?«, fragte Bodenstein.
    Â»Ich war etwa um halb neun in der Gaststätte und gegen drei wieder zu Hause.«
    Â»Und Sie?«, wandte Pia sich an Frau Franzen.
    Â»Wer? Ich? Wieso?«, fragte diese verwirrt.
    Â»Na ja, Sie sagten gerade, Ihr Freund sei die ganze Nacht über daheim gewesen. Vielleicht waren Sie ja auch unterwegs, deshalb ist es Ihnen nicht aufgefallen, dass er erst um drei nach Hause kam.«
    Â»Ich bin früh ins Bett gegangen, weil ich ziemlich k. o. war«, erwiderte Frau Franzen. »Nachdem ich noch etwas ferngesehen hatte. Als ich aufgewacht bin, lag Jannis neben mir im Bett.«
    Â»Was lief denn im Fernsehen?«
    Sie fuhr mit dem Daumennagel über ihre Unterlippe. Dunkelroter Nagellack, der nicht zu ihren abgearbeiteten Händen passte.
    Â»Irgendein alter Tatort im Dritten. Zwischendurch habe ich rumgezappt.«
    Bodenstein und Pia wechselten einen Blick.
    Â»Gut«, sagte Bodenstein mit einem unverbindlichen Lächeln. »Danke. Das war’s. Ich möchte Sie bitten, morgen aufs Kommissariat nach Hofheim zu kommen, um Ihre Aussagen zu Protokoll zu geben.«
    Er reichte ihnen seine Visitenkarte. Theodorakis und seine Freundin wirkten überrascht, dann erleichtert. Was hatten sie befürchtet? Und warum?
    Pia nahm ihre Unterlagen, stand auf und öffnete die Schiebetür des Busses, um die beiden herauszulassen.
    Â»Ach, Herr Theodorakis, wegen dieses Vorfalls vorhin auf dem Parkplatz«, sagte sie. »Wollen Sie Anzeige gegen Herrn Theissen erstatten? Wir könnten Ihnen Polizeischutz besorgen.«
    Theodorakis tat so, als müsse er überlegen, wovon sie sprach, und übersah den fragenden Blick seiner Freundin. Auch von Theissens Attacke auf dem Parkplatz, dem Grund für sein gebrochenes Nasenbein, schien er ihr also nichts erzählt zu haben.
    Â»Nein, nein«, winkte er lässig ab. »Das ist nicht nötig.«
    Â»Wenn Sie meinen.« Pia zuckte die Achseln. »Ich kann es Ihnen nur anbieten.«
    Â»Danke, das ist nett. Aber wie gesagt, es ist unnötig.«
    Die beiden kletterten aus dem Fahrzeug. Pia blickte ihnen nach. Auch jetzt keine Umarmung, kein Trost. Sie gingen nebeneinander her, ohne sich zu berühren. Bodenstein trat neben sie.
    Â»Bisschen überheblich, der Kerl, hm?«, bemerkte er.
    Â»Bisschen sehr überheblich. Überhaupt sind die zwei ein komisches Gespann.« Pia schüttelte den Kopf. »Und sie weiß ja gar nichts über ihn.«
    Â»Zumindest erzählt er ihr nichts über seine Eltern.« Bodenstein schob die Tür des Mannschaftswagens hinter sich zu. »Morgen überprüfen wir seine Alibis, wobei ich beinahe sicher bin, dass sie stimmen.«
    Â»Und das heißt: Alles zurück auf Anfang«, seufzte Pia. »Was für ein Mist. Er war so ein prima Tatverdächtiger.«
    *
    Auf der Strecke vom Autoschalter bei McDonald’s in Wallau bis zum Kommissariat hatte Bodenstein zwölf Chicken Nuggets verputzt, zwei BigMäc sowie eine große Portion Pommes und das alles mit einer großen Cola heruntergespült. Jetzt war ihm etwas übel, er hatte ein schlechtes Gewissen und fettige Finger, aber er konnte wenigstens wieder klar denken.
    Â»Wenn die nicht angefangen hätten, mit Tomaten und Eiern zu werfen, dann wäre die Situation nicht so eskaliert«, behauptete Pia, die während der ganzen Fahrt kaum einen Ton gesagt hatte. »Ich glaube, das Chaos war inszeniert.«
    Sie setzte den Blinker und bog auf den Parkplatz der Regionalen Kriminalinspektion ein.
    Â»Und von wem?« Bodenstein stopfte die leeren Verpackungen in die Papiertüte.
    Â»Tja. Als Erstes fällt mir Theodorakis ein. Aber das macht eigentlich keinen Sinn.«
    Â»Es fing an, als der Bürgermeister den Saal verlassen wollte.«
    Â»Nein. Vorher«,

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