Wer zuerst kommt, küsst zuerst
musste es ihm sagen. Er hatte ein Recht, es zu erfahren. Und irgendwannsollte sie vermutlich auch erwähnen, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Vielleicht würde sich alles zum Guten wenden. Vielleicht wäre er aufgeregt und sähe das Kind als Chance für sie beide, von vorn anzufangen – als richtiges Paar. Vielleicht liebte er sie insgeheim schon seit Jahren und hatte nur nicht gewusst, wie er es ihr sagen sollte.
Eine hübsche Fantasie. Und sie wäre sogar noch schöner, wenn sie es schaffen würde, daran zu glauben.
„Dafür hab ich aber was gut bei dir“, raunte Lexi ihm zu, als sie sich durch die gut besuchte Cocktailparty bewegten.
„Das ist Teil unserer Abmachung“, erinnerte Cruz sie und legte ihr die Hand auf den unteren Rücken, um ihr einerseits nahe zu sein und sie andererseits zu dirigieren. „Ich brauche mich zwar nicht zu revanchieren, aber ich werde es trotzdem tun, weil ich so ein netter Mensch bin.“
Sie sah ihn an und lächelte. Ein Lichtstrahl fiel auf ihr Gesicht, ließ ihre blasse Haut aufleuchten und ihre Augen noch blauer wirken. Er hatte ja schon immer gewusst, dass sie schön war, aber in letzter Zeit schien sie ganz besonders zu strahlen.
„Und dabei wird es dann nur um mich gehen?“, fragte sie.
„Jede Sekunde.“
„Du bist ein schlechter Lügner.“
„Es wird nur um dich gehen – abgesehen von den letzten fünfzehn Minuten.“
Sie seufzte. „Das ist so typisch. Aber gut. Mach nur.“
Sie trat dichter an ihn heran, bis sie eng aneinander gepresst standen. Sein Körper reagierte augenblicklich, so wie immer. Das Bewusstsein, dass sie noch einige Stunden auf der Party verbringen würden, konnte sein Verlangen nach ihr nicht dämpfen. Es lebte in seinem Innern und ihm war, als könnte es ihn jede Sekunde mit Haut und Haar verschlingen.
Ein älteres Pärchen winkte ihm zu.
„Cruz. Ich habe gehört, dass du verlobt bist“, begrüßte der Mann ihn. „Wie ist es möglich, dass du so eine bezaubernde junge Dame für dich gewonnen hast?“
„Ich habe exzellente Qualitäten“, erwiderte Cruz.
„Da bin ich sicher“, sagte die Frau.
Er schüttelte dem Mann die Hand und küsste die Frau auf die Wange. „Margaret und Phillip, das ist meine Verlobte, Lexi Titan. Lexi, das sind Margaret und Phillip Reynolds. Phillip ist Inhaber eines großen Vertriebsnetzwerks für Autozubehör. Vor Jahren, als noch kein anderer bereit dazu gewesen wäre, ist er mit mir ein Wagnis eingegangen.“
„Das ist mein Verdienst“, erklärte Margaret lachend. „Ich sagte zu Phillip: Entweder du machst Geschäfte mit Cruz, oder ich gehe mit ihm fort.“ Sie ließ ihren Blick auf Cruz ruhen. „Auch wenn du mich leider nicht gefragt hast.“
Sie war mindestens siebzig und von einer Schönheit, die die Zeit überwand. Cruz dachte oft, dass Lexi in vierzig Jahren so wäre wie sie. Sie würde immer noch die Blicke der Männer auf sich ziehen, die anfangen würden, sich ihre Chancen auszurechnen.
„Ich wusste nicht, dass du frei warst“, neckte er sie. „Aber jetzt, da ich es weiß …“
„Denk nicht mal daran“, sagte Phillip und stellte sich zwischen die beiden. „Es ist nett, Sie kennenzulernen, Lexi. Ignorieren Sie die beiden einfach. Sie genießen es, mich zu quälen.“
„Es macht ja auch Spaß“, gestand Margaret. Sie griff nach Lexis linker Hand. „Darf ich?“
„Natürlich. Bitte.“ Lexi zeigte ihr den Ring.
„Wunderschön“, schwärmte Margaret. „Das hast du gut gemacht, Cruz.“ Sie tätschelte Lexis Finger. „Ich hoffe, Sie sind sich bewusst, dass Sie einen von den Guten abbekommen.Cruz war schon immer was Besonderes.“
Lexi sah ihn an. „Ja, das stimmt.“
Ihre Worte trafen ihn völlig unvorbereitet. Irgendetwas in ihrem Tonfall weckte in ihm den Wunsch, ihr zu glauben. Dann wandte sie sich ab, und der Zauber war gebrochen.
„Ich kenne Ihren Vater“, sagte Phillip. „Er ist ein beeindruckender Geschäftsmann.“
„Genau das sagt er jedem, der es hören will“, erwiderte sie lächelnd.
„Haben Sie nicht mal für ihn gearbeitet?“
„Während meiner Collegezeit“, antwortete Lexi. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich mehr sein will als Jed Titans Tochter. Deshalb bin ich gegangen und habe mein eigenes Unternehmen gegründet.“
Während Phillip und Lexi sich unterhielten, nahm Margaret Cruz beiseite.
„Beeindruckend“, flüsterte sie. „Eine Titan. Ich hätte dir gern geraten, vorsichtig zu sein, aber ich brauche dich nur anzugucken und
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