Wer zuerst kommt, küsst zuerst
der einzige, der einen Plan hatte. Auch Jed hatte einen. Nur welchen?
„Wir müssen vorsichtig sein“, warnte Lexi ihre Schwestern. „Ich weiß nicht, wie Jed in der Sache mit drinhängt, aber Garth will uns bestrafen. Und jede von uns hat ihre Schwachstelle.“
„Ich nicht“, widersprach Izzy. „Ich habe nichts, was er mir wegnehmen könnte. Ich besitze weder ein Geschäft noch eine Stiftung. Ich arbeite nur, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wenn er dafür sorgt, dass ich gefeuert werde, suche ich mir was anderes.“
„Trotzdem“, beharrte Lexi. „Sei vorsichtig. Wir wissen nicht, was er als Nächstes unternimmt.“
Skye rieb sich die Schläfe. „Glaubst du, er ist auch hinter Erin her?“
Lexi rief sich ihre fröhliche, lustige, aufgeschlossene Nichte vor Augen. „Wenn du mich fragst, ob ich glaube, dass er sie entführt: nein. Aber wenn du wissen willst, ob er sie irgendwie benutzen würde, wenn er die Möglichkeit hätte: ohne zu zögern.“
Skye nickte. „Das sehe ich genauso. Aber wieso jetzt? Warum wir?“
Sie sahen einander ratlos an. Keine von ihnen wusste eine Antwort. Sie waren nicht mal sicher, ob sie die richtigen Fragen stellten. Nur eines war klar: Garth beabsichtigte, die Titans zu vernichten, und sie würden ihn aufhalten müssen.
18. KAPITEL
E gentlich hatte Lexi gar nicht in das Babygeschäft gehen wollen. Es lag neben einer Hallmarkfiliale, wo sie eine lustige Karte kaufte, um sie Kendra zu schi cken. Auf dem Weg zu ihrem Auto wurde sie jedoch magisch von der Schaufensterdekoration angezogen, die ein Kinder zimmer zeigte. Die Bettbezüge waren in mintgrün und gelb gehalten. Winzige Teddybärengel schwebten auf cremewei ßem Stoff. Die geöffnete Tür neben dem Schaufenster war ein fach zu verlockend. Sie musste hineingehen.
Es gab Dutzende Einrichtungsbeispiele und verschiedene Abteilungen – Kleidung, Bücher, Hochstühle, Autositze und Spielzeug. Sie streifte durch die Möbelabteilung, fuhr mit der Hand über das Geländer eines Gitterbettchens und strich über eine Bettdecke.
Das ist alles so klein, dachte sie, während sie zu den An ziehsachen ging. So winzig. Wie konnte ein Baby so klein sein und dennoch real? Ihr Kind war es noch nicht. Es war eine als Reiskorn verkleidete Theorie. Schwanger? Sie? Unmöglich.
Und doch war es so. In ungefähr acht Monaten würde sie ein Kind gebären.
Sie nahm ein rosaweißes Kleid mit Rüschen hoch und legte es zurück. Die Jungensachen sprachen sie an. Latzhosen mit Babyhunden und T-Shirts mit kleinen Zügen.
Ein Junge wäre schön, dachte sie abwesend. Ein Junge wie Cruz. Es würde ihr gefallen, ihren Sohn anzusehen, der von Cruz die Augen und die dunklen Haare geerbt hätte. Und auf jeden Fall sein Lächeln. Einem Kind würde dieses unwider stehliche Lächeln gut stehen.
„Hallo. Kann ich ihnen helfen?“
Lexi sah die ältere Frau an, die neben ihr stand. „Ich sehe mich nur um.“
Die Frau lächelte. „Dafür sind Sie aber ziemlich konzentriert. Ihr erstes?“
Lexi hatte noch niemandem von ihrer Schwangerschaft erzählt. Sie glaubte es ja selbst kaum. Trotzdem sagte sie: „Ja. Ich habe es erst vor ein paar Tagen erfahren. Ich frage mich, wann ich es endlich realisiere.“
„Spätestens wenn Sie Ihr Baby zum ersten Mal um vier Uhr morgens stillen.“ Die Frau tätschelte ihren Arm. „Herzlichen Glückwunsch.“
„Danke. Ich kenne mich überhaupt nicht mit Babys aus.“
„Sie wissen mehr, als Sie denken. Das tut jede Mutter. Aber sicherheitshalber gibt es auch einen ganzen Haufen Bücher zu diesem Thema. Ich kann Ihnen ein paar empfehlen.“
„Danke.“
Gemeinsam gingen sie in die Bücherabteilung. Die Frau zog einige Exemplare aus den Regalen und zählte ihre Vorzüge auf. Lexi suchte sich zwei aus.
„Freut Ihr Mann sich, oder hat er Angst?“, fragte die Verkäuferin auf dem Weg zur Kasse.
„Ich habe es ihm noch gar nicht erzählt. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Oder wie ich es sagen soll.
Würde Cruz sich freuen? Oder würde er in dem Kind eine zweite Kendra sehen? Ein Kind, das es zu ignorieren galt?
Die Frau reichte ihr eine durchsichtige Plastikschachtel. Darin lag auf gekräuselten, pinken und blauen Papierstreifen ein Schnuller.
„Versuchen Sie es damit“, schlug sie vor. „Dann wird er verstehen.“
Lexi nickte und lege die Schachtel auf die Bücher.
Als sie bezahlt hatte und in ihrem Auto saß, starrte sie auf die Einkaufstüte, die auf dem Beifahrersitz stand. Sie
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