Wer zuerst kommt, küsst zuerst
doch erst letzte Woche kennengelernt. Auf meiner Party. Ich habe euch einander vorgestellt.“
Lexi zog den Kopf ein. „Na ja, nicht ganz. Cruz und ich kennen uns schon lange. Seit zehn Jahren.“
So gern sie ihrer Schwester auch den wahren Grund für ihre Verlobung gesagt hätte – es ging nicht. Seit Jed sie zu Erbschaftskonkurrentinnen gemacht hatte, hatte sich ihre Beziehung grundlegend verändert. Lexi wollte die Firma, und Skye wollte Glory’s Gate. Solange in dem Punkt nichts entschieden war, spielten sie nicht mehr im selben Team.
Für Jed wäre es ein Leichtes gewesen, die Erbmasse aufzuteilen und jeder Schwester zu geben, was sie wollte, aber das war nicht sein Stil. Es machte ihm Spaß, seine Töchter gegeneinander aufzubringen. Das war gewissermaßen ein neuer Sport für ihn.
Lexi vermied es, Dana anzusehen, deren neugieriger Gesichtsausdruck sagte: weitere Fragen später. Auch wenn sie nicht alles sagen konnte, so wollte sie sich doch so nahe wie möglich an die Wahrheit halten. Vielleicht würde das schon reichen.
„Ich habe Cruz das erste Mal während meiner Collegezeit getroffen. Mit ein paar Freunden bin ich auf eine Party gegangen, wo angeblich ein Typ illegale Autorennen fuhr. Der Gewinner bekam das Auto seines Gegners.“
Skye riss die Augen auf. „Wer macht denn so was?“
„Männer sind halt Idioten“, sagte Dana mit einem Achselzucken. „Das ist so ein Machoding. Damit hat Cruz also angefangen, ja?“
Lexi nickte. Sie wusste nicht viel über seine Vergangenheit, aber ein kurzer Anfall von Neugierde hatte dazu geführt, dass sie im Internet mehrmals nach seinem Namen gesucht hatte. Er hatte mit nichts angefangen und aus seinem Geschäft ein Imperium gemacht.
„Alle Jungs haben ihre Autos an ihn verloren und waren natürlich stinkwütend auf ihn“, fuhr Lexi fort. „Na ja, und es gab wohl kein Mädchen, das sich nicht für ihn interessiert hätte.“
Lexi erinnerte sich noch, wie er damals ausgesehen hatte. Groß, braungebrannt und gefährlich. Auf seinen Lippen lag ein lässiges Lächeln, das Dinge versprach, die sicher nicht legal sein konnten. Sein Lachen hatte ihr am ganzen Körper Gänsehaut verursacht. Die Sonne schien ihm zu folgen und ihn mit einem goldenen Glanz zu umgeben, als ob auch sie immer in seiner Nähe sein wollte.
Lexi hatte ihren Blick nicht von ihm wenden können, und offenbar war er auch an ihr interessiert gewesen. Doch sie war unerwartet schüchtern und, anders als die anderen Mädchen, nicht in der Lage gewesen, mit ihm zu flirten.
„Cruz sprach mich an. Ich wusste nicht, was ich sagenoder wie ich reagieren sollte, also forderte ich ihn zu einem Rennen heraus.“
„Sag, dass das nicht wahr ist!“ Skye klang entsetzt.
„Beeindruckend“, murmelte Dana. „Wie ist es ausgegangen?“
„Ich war völlig unerfahren.“ Bei der Zweideutigkeit ihrer Äußerung schüttelte Lexi den Kopf. „Ich hatte noch nicht mal ein Knöllchen für zu schnelles Fahren bekommen. Ich war ihm hoffnungslos unterlegen, und er schnappte sich mein Auto.“
„Das ist aber nicht sehr nett“, murrte Skye.
„Damit hat er sich seinen Lebensunterhalt verdient“, stellte Dana klar. „Lexi ist zwar hübsch, aber nicht hübsch genug.“
„Na, vielen Dank auch.“
„Du weißt genau, was ich meine.“
Allerdings. Sie war damals einen neuen Mercedes im Wert von mehr als sechzigtausend Dollar gefahren. Welcher Mann würde auf so einen Wagen verzichten, um das Mädchen zu kriegen?
„An jenem Abend traf ich ihn auf der Party wieder. Wir unterhielten uns. Ich fühlte mich erniedrigt, weil ich das Auto verloren hatte, und bat ihn um eine Revanche. Stattdessen küsste er mich. So hat es angefangen.“
„Du hast mit ihm geschlafen?“ Skye stand auf und stemmte die Hände in die Hüfte. „Du hast mit ihm geschlafen, nachdem er dir das Auto abgenommen hat?“
„Du überraschst mich immer wieder“, kommentierte Dana. „Find ich gut.“
Es war besser gewesen als gut – jedenfalls bis zum nächsten Morgen. Aber das würde sie für sich behalten. „Am nächsten Morgen bekam ich Panik und lief davon“, log sie. „Ich wusste, dass ich einen Fehler gemacht hatte.“
„Und er rannte dir hinterher“, seufzte Skye.
Lexi konnte sich nicht erklären, wie ihre Schwester noch immer so romantisch sein konnte – immerhin hatte sie eine arrangierte Ehe geführt, war früh verwitwet und zog ihr Kind alleine groß.
„Ja, so ähnlich“, murmelte Lexi, obwohl die Wahrheit ganz
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