Wer zuerst kommt, küsst zuerst
sensibel. „Was, wenn ich es meinem Vater noch nicht erzählt hätte?“, fuhr sie fort, und ihre Stimme rutschte eine Nuance höher. „Glaub mir, du möchtest Jed Titan lieber nicht begegnen, wenn er so richtig in Fahrt ist.“
„Bist du bald fertig?“, fragte Cruz.
„Ich fange gerade erst an.“
„Gut. Ich bin in zehn Minuten da. Dann kannst du mich persönlich anschreien.“
Noch bevor sie protestieren konnte, legte er auf.
Sie knallte den Telefonhörer auf den Tisch und marschierte in ihr privates Badezimmer, wo sie sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen ließ und ihr Make-up kontrollierte. Sie hasste sich dafür, dass sie für ihn gut aussehen wollte, und beschimpfte sich innerlich, während sie neuen Lipgloss auflegte.
Warum sie? Warum hatte er sich sie ausgesucht? Sie hatte weder Skyes umwerfende Kurven und feminine Gesichtszügenoch Izzys Abenteuerlust. Sie war eine klassische kühle Blondine. Oder wie Andrew es so eloquent ausgedrückt hatte: eine Eisprinzessin. Cruz war die Leidenschaft in Person. Also warum sie?
Spielte es denn eine Rolle? Sie hatte bekommen, was sie wollte – einen millionenschweren Rettungsring. Sie war immer noch im Rennen um Titan World und die Zuneigung ihres Vaters. In sechs Monaten wäre sie Cruz los. Bis dahin würde sie ausharren. Darin war sie gut.
Ihre Assistentin rief an, um sie über sein Eintreffen zu informieren. Lexi ignorierte, dass sich ihr Magen verkrampfte und ihre Knie weich wurden, und machte sich auf zum Eingangsbereich ihres Spas.
Wie immer machte es sie auch diesmal glücklich, durch ihre Geschäftsräume zu gehen. Die hohen Decken und die Zierleisten aus dunklem Holz verliehen dem Ort ein elegantes Flair. Sie grüßte die Mitarbeiter, denen sie auf ihrem Weg begegnete. Jeannie, die in wenigen Minuten eine Kundin zur Gesichtsbehandlung erwartete, schien kurz davor, unter dem Gewicht mehrerer Dutzend Handtücher zusammenzubrechen.
„Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Lexi und nahm ihr einen Armvoll ab.
Jeannie richtete sich auf. „Danke. Mrs. Miller kommt gleich, und sie verlangt immer extra viele Handtücher im Zimmer. Sie benutzt sie zwar nicht, aber sie will sie in Sichtweite haben.“
Mrs. Miller war eine Stammkundin. Wöchentliche Maniküre, alle vierzehn Tage Pediküre und Gesichtsbehandlungen. Außerdem Massagen sowie falsche Bräune im Sommer.
„Lieber mehr Handtücher als eine kläffende Hündin, die überall hinpinkelt“, meinte Lexi grinsend, während sie die Handtücher ins Regal räumte.
„Na ja, wenigstens fänden dann die Handtücher Verwendung.“ Jeannie lachte und verschwand in einem der anderen Behandlungsräume.
Lexi setzte ihren Weg zum Haupteingang fort, wobei sie am Ruheraum vorbeikam. Er war mit drei Sofas und mehreren Sesseln möbliert. Frauen in dicken Bademänteln saßen bei Kräutertee zusammen, während sie entweder auf ihre Behandlungen warteten oder sich im Anschluss daran noch ein wenig entspannten. Im Hintergrund klimperte beruhigende Musik. Eine junge Mitarbeiterin bot Zeitschriften an und schnitt frisches Obst.
Lexi blieb stehen und ließ ihren Blick zurück durch den langen Korridor schweifen. Fast alle Behandlungsräume waren geschlossen und die Türen mit dezenten „Besetzt“-Schildern gekennzeichnet. Es war mitten in der Woche, und sie waren beinahe ausgebucht. Wenn auch sonst nichts glatt lief – in ihrem Berufsleben stimmte alles.
Cruz stand neben der Rezeption. Sie hatte erwartet, dass er irgendwie deplatziert wirken würde. Doch stattdessen lehnte er lässig an einer Glasvitrine voller Kosmetika und schien sich auf eine männliche, sexy Art pudelwohl zu fühlen. Alle Frauen sahen ihn mit Blicken an, die ihm nicht nur die Kleider vom Leib rissen, sondern ihm auch das Frühstück ans Bett brachten und ihn anflehten, es noch einmal zu tun.
Lexi verspürte ein merkwürdiges, besitzergreifendes Gefühl, was vollkommen verrückt war. Eigentlich hätte sie nur das Bedürfnis haben sollen, ihn wegen der Sache mit der Anzeige anzuschreien.
Als er aufsah und sie erblickte, lächelte er sie so entwaffnend an, dass ihr Nervensystem mit einem heftigen Kribbeln reagierte.
„Lexi“, sagte er im Näherkommen, nahm sie an den Händen und küsste sie sanft. Er drückte ihr die Lippen ans Ohrund flüsterte: „Wenn du mich weiter so ansiehst, als würdest du mich lieber totgefahren am Straßenrand liegen sehen, wird uns niemand glauben, dass wir verlobt sind.“
„Uns wird erst recht niemand
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