Wer zuerst kommt, küsst zuerst
sie.
„Gute Idee.“ Skye zeigte auf das Haus in der Ferne. „Erin ist reingegangen. Wenn du willst, können wir zurückreiten.“
„Okay.“
Sie wendeten die Pferde.
„Ich bin mit der Planung für deine Verlobungsfeier fast fertig“, erzählte Skye. „Wenn du irgendwelche Wünsche hast, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, es mir zu sagen.“
„Niemand macht das besser als du“, erwiderte Lexi. „Ich möchte der Perfektion auf keinen Fall im Weg stehen.“
Ihre Schwester rümpfte die Nase. „Was bedeutet, dass dich der Gedanke, eine Party zu planen, zu Tode langweilt.“
„Das auch.“
„Verstehe. Ich erfülle nur meine Rolle.“
„Deine was?“
„Meine Rolle. Du bist die Geschäftsfrau, Izzy ist die Abenteurerin, und ich bin das Organisationstalent.“
„So habe ich das nie gesehen“, gestand Lexi. Erst in diesem Augenblick wurde ihr klar, dass jede von ihnen einen Weg gefunden hatte, sich vor ihrem Vater von den anderen abzuheben. „Bist du denn glücklich als Organisationstalent?“
„Ich glaube nicht, dass ich anders sein könnte. Du würdest weder Partys organisieren noch eine Stiftung führen wollen, und ich könnte deinen Job nicht machen. Und Izzys Vorlieben …“ Sie schüttelte sich. „Nein, danke.“
„Da bin ich ganz deiner Meinung.“ Lexi musste an den letzten Urlaub ihrer jüngsten Schwester denken. Sie war mit Haien geschwommen – mit großen Haien, die dafür bekannt waren zu beißen.
„Ich weiß, dass mein Job wichtig ist“, fuhr Skye fort. „Die Stiftung hat Erfolg. Hunger leidende Kinder bekommen etwas zu essen. Das ist wichtig. Es ist nur … ich weiß auch nicht. Manchmal …“
„Ist es nicht genug“, vollendete Lexi den Satz. Sie verstand die Unruhe, die in ihrer Schwester tobte, wenn sie sie auch nicht erklären konnte.
„Wir haben beide großes Glück“, meinte Skye. „Wir sollten dankbarer sein.“
„Ich werde daran arbeiten“, antwortete Lexi. Sie dachte an ihr Geschäft, daran, wie sie beinahe alles verloren hätte. „Kennst du Garth Duncan?“
„Ich habe von ihm gehört, aber wer hat das nicht? Ich glaube, wir sind uns noch nie begegnet. Warum?“
„Cruz würde ihn gern kennenlernen.“ Diesen Vorwand hatte Lexi sich in der letzten Nacht ausgedacht.
„Und du willst, dass dein Mann glücklich ist.“ Skye grinste. „Das ist so süß von dir.“
„Es ist nicht süß, und bitte nenn ihn nicht meinen Mann. Das fühlt sich irgendwie komisch an.“
„Lexi ist verli-iebt“, sang Skye. „Lexi ist verli-iebt.“
„Man sollte meinen, dass eine alleinerziehende Mutter reifer wäre.“
Skye lachte. „Da irrst du dich aber. Natürlich werde ich ihn zu irgendwas einladen. Nicht gerade zur Verlobungsfeier – die ist nur für die Familie und Freunde. Aber zu irgendeinem anderen Anlass. Ich gebe dir Bescheid.“
„Das wäre toll.“ Lexi wollte unbedingt den Mann treffen, der versucht hatte, ihr wehzutun, und herausfinden, was er gegen sie hatte und ob er einen neuen Angriff plante.
„Ich glaube, ich muss mich übergeben“, sagte Lexi, als sie auf die vorbeiziehende Landschaft starrte.
„Soll ich rechts ranfahren?“, fragte Cruz.
Sie schluckte und schüttelte den Kopf. „Nein, es ist eher ein mentales Problem als ein körperliches. Nicht, dass ich deine Mutter nicht kennenlernen möchte.“ Obwohl sie es eigentlich nicht wollte. „Aber ich will sie einfach nicht anlügen.“ Was wie eine einfache Lösung für ihre geschäftlichen Probleme ausgesehen hatte, war blitzschnell außer Kontrolle geraten.
„Wir können ihr auch die Wahrheit sagen“, schlug er vor.
Sie sank tiefer in den Beifahrersitz und schloss die Augen. „Oh, sicher. Das würde alles gleich viel besser machen.“
„Es wird schon gut gehen.“
„Du hast gut reden“, murmelte sie. Männer konnten sich immer leicht rausreden. Wenn die Wahrheit herauskäme, wäre sie diejenige, die in einem schlechten Licht dastünde.
Nicht, dass ihr das wichtig war. Ihr Problem war vielmehr, dass … dass …
Dass Cruz so dicht neben ihr im Auto saß. Sie nahm jede kleinste seiner Bewegungen wahr. Ihr Körper war hypersensibel, ihre Nervenenden gerieten bereits bei der flüchtigsten Berührung in Alarmbereitschaft.
Während sie sich alle erdenkliche Mühe gab, den Sex mit ihm zu vermeiden, musste sie feststellen, dass nicht mit ihm zu schlafen fast genauso verwirrend war wie sich ihm hinzugeben. Er hatte sie weder bedrängt noch auf „sein Recht“ gepocht, und selbst
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