Wer zuerst kommt, küsst zuerst
glaube ich nicht.“
Kathy ignorierte sie. Sie stellte das Trockenfutter neben das Dosenfutter und legte noch ein paar Spielsachen dazu. Lexi folgte ihr zur Kasse.
„Das ist wirklich keine gute Idee“, protestierte sie.
Kathy nickte. „Ich weiß, aber das wird sich noch ändern.“ Sie streichelte das Katzenjunge. „Ich werde dich vermissen, aber du wirst es gut haben.“ Als Letztes stellte sie einen kleinen Transportkorb auf den Verkaufstresen. Dann verschwand sie im hinteren Teil des Ladens.
Lexi wandte sich an das Mädchen an der Kasse. „Das ist echt verrückt.“
Das Mädchen lachte. „Ich weiß, aber so geht das hier ständig. Die Leute kommen rein, und Kathy sagt ihnen, welches Tier sie brauchen. Und sie irrt sich so gut wie nie. Alle lieben sie.“
Der kleine Kater war eingeschlafen. Lexi wusste, dass es am klügsten wäre, ihn dazulassen, aber sie konnte nicht. Also gut. Sie würde ihn mit zur Arbeit nehmen und irgendjemandem schenken. Jeder liebte Katzen. Es konnte doch nicht so schwer sein, ein Zuhause für den Kleinen zu finden.
„Sie ist nicht ganz …“ Lexi hielt inne. Was sollte sie sagen? Normal? Richtig?
„Früher war sie anders“, erwiderte das Mädchen. „Zumindest habe ich das gehört. Irgendetwas ist passiert. Aber das muss lange her sein. Ich arbeite hier schon seit zwei Jahren, und in der Zeit hat sie sich nicht verändert. Aber mit dem Kätzchen hat sie recht. Warten Sie’s nur ab.“
Lexi und das Mädchen gingen zweimal zu ihrem Wagen, um alles im Kofferraum zu verstauen. Den Kater setzte sie in den Korb und stellte ihn neben sich auf den Beifahrersitz. Dann betätigte sie den Knopf, der den Beifahrerairbag ausschaltete – wobei sie sich ziemlich blöd vorkam.
„Ich gehe viel zu weit“, murmelte sie, aber der schlafende Kater antwortete nicht. Auf dem Weg zurück zur Arbeit versuchte sie, alle Puzzleteile zusammenzusetzen.
Warum sollte ein mächtiger Mann wie Garth so ein kleines Geschäft betreiben? Und was war mit Kathy geschehen? Was hatte sie verändert, und könnte das möglicherweise mit Garth oder ihrem Day Spa zusammenhängen?
Um kurz nach fünf erreichte Lexi Cruz’ Haus. Trotz bester Absichten hatte sie es nicht übers Herz gebracht, das Kätzchenjemand anderem anzubieten. Sie kam sich unglaublich albern vor. Eigentlich mochte sie gar keine Katzen. Aber diese war offenbar eine Ausnahme.
Sie packte, so viel sie tragen konnte, und ging ins Haus. Als sie hörte, wie Cruz sich mit jemandem auf Spanisch stritt, blieb sie stehen.
Sie folgte den Stimmen bis zu seiner Bürotür. Er stand hinter seinem Schreibtisch, ein Mann, den sie nicht kannte, stand davor. Sie waren offensichtlich wütend aufeinander, aber sie konnte nicht verstehen, worum es ging.
Sie stapfte nach oben und nahm den Kater mit. Nach zwei weiteren Gängen hatte sie alles reingebracht und in ihrem vorübergehenden Büro schräg gegenüber dem Schlafzimmer ein Katzenzuhause gebaut. Eine Viertelstunde später kam Cruz herein.
Er sah wütend und frustriert aus.
„Entschuldige bitte“, murmelte er.
„Schon gut. Geschäftliche Probleme?“
„Nein.“ Er zog die Augenbrauen hoch, als er die Katze auf ihrem Schreibtisch sah. „Was ist das?“
Wonach sieht es denn aus?“
„Du hast dir eine Katze gekauft?“
„So ähnlich.“
Das Katerchen tapste zu ihm hinüber und stupste mit dem Kopf gegen seine Finger. Cruz nahm ihn hoch und streichelte ihn an der Wange. Sogleich begann der Kleine zu schnurren.
„Ich mag Katzen“, war sein überraschender Kommentar. „Wie heißt sie?“
„Sie ist ein Er, und sein Name ist C.C.“ Der Name war ihr einfach so in den Sinn gekommen. Als Cruz die Stirn runzelte, lächelte sie. „Zu Ehren deiner Firma. Cruz Control .“
„Du hast die Katze nach mir benannt?“
„Mhm.“
„Brav.“
C.C. entspannte sich auf Cruz’ Arm, rollte sich langsam auf den Rücken und schlief dann mit in die Luft gestreckten Pfötchen ein. Cruz setzte sich neben den Schreibtisch und streichelte weiter C.C.s Bauch.
„Das war mein Vater“, erklärte er, ohne aufzusehen.
Das hatte Lexi nicht erwartet. Sie versuchte, sich an das Aussehen des Mannes zu erinnern, aber sie hatte ihn nur eine Sekunde lang von hinten gesehen.
„Ich gehe davon aus, dass ihr euch nicht gut versteht, richtig?“
„Schon seit Jahren nicht. Er wurde in diesem Land geboren, ist also US-amerikanischer Staatsbürger. Meine Mutter kam als illegale Einwanderin hierher. Mittlerweile ist sie
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