Wer zuerst kommt, küsst zuerst
ziemlich viel Ärger. Die Akten sind geschlossen, also habe ich mich mal ein wenig umgehört und zwei Cops gefunden, die sich an ihn erinnern. Es waren die üblichen Gaunereien unter Jugendlichen.“
„Lass mich raten“, unterbrach Lexi. Sie musste an ihr Gespräch mit Cruz denken. „Er hat Autos gestohlen.“
„Er wurde zwar nur einmal gefasst, aber ja. Er hat Autos gestohlen. Und ein paar andere, kleinere Sachen. Seit seinem achtzehnten Geburtstag ist er ein Vorzeigebürger. Ein erfolgreicher Vorzeigebürger. Alles, was er anfasst, wird zu Gold.“
Wie bei meinem Vater, dachte sie. Cruz und Jed hatten mehr gemeinsam, als ihr lieb war.
„Wie gesagt“, fuhr Dana fort, „keine ernsthaften Beziehungen, obwohl er auf einen bestimmten Typ steht.“
Lexi verstand nicht. „Was für einen Typ?“
„Einen Frauentyp.“ Dana sah auffallend intensiv auf die Tanzfläche.
Lexi folgte ihrem Blick und sah Sabrina, die unverwandt redete. Sie fand, dass Cruz gelangweilt aussah, aber vielleicht war auch der Wunsch Vater dieser Einschätzung.
„Ich verstehe nicht, was du meinst“, gab sie zu.
Dana seufzte. „Groß, blond, blaue Augen. Du, Lexi. Du bist sein Typ.“
„Oh.“ Und was hieß das? Interessierte er sich deshalb fürsie? Weil sie in sein Beuteschema passte?
„Er ist gefährlich“, warnte Dana sie. „Egal, wie zivilisiert er nach außen wirkt, er ist anders als die Männer, mit denen du bisher zusammen warst. Er ist mit Sicherheit kein Andrew.“
„Zum Glück“, murmelte Lexi.
„Du hast recht. Andrew konnte erfolgreich vertuschen, dass er ein totales Schwein war. Cruz hingegen ist geradeheraus. Aber das macht ihn nicht weniger gefährlich. Sei einfach vorsichtig.“
„Es ist ein Geschäft“, erinnerte Lexi sie. „Mit Gefühlen hat das nichts zu tun.“
Ihre Freundin sah wenig überzeugt aus. „Ich werde dich in ein paar Monaten noch mal daran erinnern. Mal sehen, ob du das dann immer noch so siehst.“
„Cruz für Sie, auf Leitung eins.“
„Danke“, sagte Lexi in die Gegensprechanlage auf ihrem Büroschreibtisch und atmete ruhig ein und aus, bevor sie den Hörer abnahm.
„Guten Morgen“, begrüßte sie ihn.
„Guten Morgen.“
Seine tiefe Stimme klang sexy, und sie wünschte sich, er wäre das Erste, was sie morgens sähe. Aber er hatte das Haus immer schon verlassen, wenn sie nach unten kam.
„Ich habe den geheimnisvollen Garth Duncan weiter unter die Lupe genommen“, berichtete er. „Der Mann achtet penibel auf seine Privatsphäre und verwischt seine Spuren gründlich, deshalb wird das Ganze noch eine ganze Weile dauern. Aber eine interessante Sache habe ich bereits herausgefunden.“
„Und die wäre?“
„Er ist Inhaber einer Tierhandlung. In Titanville.“
Einer Tierhandlung? Ein millionenschwerer Mann? Ein skrupelloser Unternehmer mit Killerinstinkt, der absichtlichversucht hatte, ihr Geschäft zu ruinieren, war Inhaber einer Tierhandlung?
„Bist du sicher? Vielleicht ist es nur jemand mit dem gleichen Namen?“
„Das dachte ich zuerst auch. Aber ich habe die Datenspur zurückverfolgt. Er ist es. Ich dachte mir, du willst dir den Laden vielleicht mal ansehen.“
„Auf jeden Fall. Ich werde noch heute hinfahren. Danke, Cruz. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du der Sache auf den Grund gehst.“
„Keine Ursache. Wir sehen uns heute Abend.“
„Ich freue mich schon.“
Die Worte waren draußen, bevor sie sie zurückhalten konnte. Sogleich errötete sie. Zum Glück telefonierten sie nur, und er sah es nicht. Trotzdem – sie hatte sich enttarnt.
Nach einer kurzen Pause erwiderte er: „Ich mich auch, querida .“ Der Tonfall seiner Stimme beschwor in ihrem Kopf Bilder von Satinbettwäsche und nackter Haut herauf.
Tief in ihrem Bauch brodelte das Verlangen. Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum. Die augenblickliche Erregung hatte etwas Unbehagliches.
„Also gut“, stammelte sie. „Dann werde ich mal, ähm, in diese Tierhandlung fahren. Ich halte dich auf dem Laufenden.“
Fünfzehn Minuten später stand sie in Titanville vor dem Pet Palace . Die großen Schaufenster waren mit bunten Blüten und verschnörkelter Schrift verziert. Lexi ging hinein.
Der große Raum war angenehm beleuchtet und roch frisch. In den Regalen standen Tiernahrung und Zubehörartikel. Sie hörte das Bellen von Welpen und das Zwitschern der Vögel. Ein Mädchen im Teenageralter saß hinter dem Tresen und sah von einem Lehrbuch auf.
„Hi“, begrüßte sie sie lächelnd.
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