Wer zuerst kommt, küsst zuerst
„Kann ich Ihnen helfen?“
„Ich, äh, möchte mich nur umsehen.“
„Okay. Wenn Sie Fragen haben, sagen Sie einfach mir oder Kathy Bescheid. Sie weiß alles.“
„Danke.“
Lexi ging den ersten Gang hinunter. Sie hatte keine Ahnung, wonach sie suchte oder warum sie gekommen war. Garth Duncan würde wohl kaum hinter einer Ecke lauern, und sie bezweifelte, dass er vertrauliche Firmenunterlagen auf einem Regal neben dem Kaninchenfutter aufbewahrte. Was wollte sie also?
Egal. Wo sie schon mal da war, konnte sie sich auch ein bisschen umsehen.
Sie betrachtete einen großen Käfig mit kleinen Vögeln.
„Ich glaube nicht.“
Die Stimme klang leicht und weich. Lexi drehte sich um und sah eine Frau neben sich stehen.
„Sie sind kein Vogeltyp. Und auch kein Reptilientyp.“ Die Frau lächelte. „Ich übrigens auch nicht, aber die meisten Jungs finden sie toll, und sie können ja nichts dafür, dass sie ein wenig Angst einflößend sind. Die Schildkröten nicht. Schildkröten sind lieb. Aber Schlangen? Nein. Obwohl wir uns gut verstehen. Schlangen mögen mich. Und Eidechsen. Eidechsen sind gut.“
Die Frau war durchschnittlich groß. Vielleicht Anfang fünfzig mit kurzem braunem Haar und wunderschönen grünen Augen. Und doch war irgendetwas an ihr seltsam, Lexi konnte nur nicht sagen, was.
„Ich bin Kathy“, stellte sich die Frau vor. „Ich kümmere mich um die Tiere. Einige sind zu verkaufen, aber ich achte sehr genau darauf, wer sie mit nach Hause nimmt. Wir müssen uns zuerst unterhalten.“
Es ist ihre Art zu sprechen, dachte Lexi. Vorsichtig und wohlüberlegt. Als würde sie über jedes Wort nachdenken, bevor sie es aussprach. Ihre Bewegungen waren geschmeidig,weshalb Lexi einen Schlaganfall ausschloss. Vielleicht hatte sie irgendeine Behinderung.
„Ich bin nicht auf der Suche nach einem Haustier“, sagte Lexi.
„Natürlich sind Sie das.“ Kathy neigte den Kopf zur Seite. „Aber nach welchem? Lassen Sie mich einen Moment überlegen.“
„In Ordnung.“
Lexi wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte wirklich kein Tier kaufen. So viel zu ihrem Talent als Schnüfflerin.
„Irgendwas Weiches“, murmelte Kathy und sah sie an. „Irgendetwas, womit Sie schmusen können.“ Dann lächelte sie, und ihre Augen begannen zu strahlen. „Ich hab’s: ein Kätzchen.“
„Ich bin wirklich kein Katzentyp.“
„Doch, natürlich. Kommen Sie.“
Kathy ging in den hinteren Teil des Ladens, und Lexi trottete hinterher. Gut. Sie würde das Kätzchen auf den Arm nehmen und dann höflich ablehnen. Das konnte ja nicht so schwer sein.
Drei Kätzchen spielten zusammen in einem großen Käfig. Kathy betrachtete sie genau und nahm dann das kupferrote heraus. „Hier“, sagte sie und reichte es Lexi. „Das ist es.“
Lexi sah an ihrem schwarzen Pullover hinab und seufzte. Sie nahm das Kätzchen auf den Arm.
Es war klein und warm und hatte dunkelgrüne Augen. In der Sekunde, als sie die Hände um seinen kleinen Körper schloss, fühlte sie die winzigen Knochen, das warme Fell und das regelmäßige Pochen eines entschlossenen kleinen Herzens. Da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, drückte sie das Tier sanft an ihre Brust. Es rollte sich in ihren Händen zusammen und begann zu schnurren.
Sie konnte das Geräusch sowohl hören als auch spüren.Das Kätzchen knetete ihre Handfläche, scharfe, kleine Krallen gruben sich leicht in ihre Haut. Sie hätte erwartet, dass es sie ärgern würde, aber das Gegenteil war der Fall. Es war … schön.
„Sie brauchen noch eine kleine Box und Streu“, meinte Kathy. „Außerdem Wasser- und Futternapf, Futter und etwas Spielzeug.“
„Ich nehme das Kätzchen nicht mit.“ Obwohl es wirklich süß ist.
„Es ist ein Junge“, meinte Kathy, als sie anfing, die Sachen zusammenzusammeln. „Lassen sie ihn mit sechs bis acht Monaten kastrieren. Die ersten Impfungen hat er schon hinter sich. Um die nächsten müssen Sie sich kümmern.“ Sie legte noch ein Buch über Katzenpflege auf den wachsenden Stapel.
„Ich kann mich zurzeit wirklich nicht um ein Tier kümmern.“ Was in aller Welt sollte sie mit einem winzigen Kätzchen in Cruz’ Haus machen? „Ich bin den ganzen Tag außer Haus und arbeite.“
Kathy lächelte. „Sie werden schneller mit Ihren Babys zu Hause sein, als Sie denken.“
Lexi hustete. Babys? „Ich bin nicht schwanger.“
„Noch nicht.“
Sollte das heißen, bald schon? Sie dachte an die Pille, die sie jeden Morgen einnahm. „Das
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