Wer zuerst kommt, küsst zuerst
Strähnen vertragen.“
„Tatsächlich?“
Kendra sah zu Izzy hinüber, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte.
„Das ist also deine Strategie, ja?“, begann Izzy. „Andere zuerst verletzen. Das bringt sie zwar aus dem Gleichgewicht und verschafft dir einen Vorteil, aber es macht dich nicht gerade liebenswert. Nur zu deiner Information.“
Kendras Augen wurden schmal. „Wie Sie meinen“, murmelte sie.
Skye warf Izzy einen warnenden Blick zu. „Sei nett“, ermahnte sie sie.
„Was habe ich denn gemacht? Ich bin nicht die ungezogene Göre in diesem Raum.“
„Du bist auch nicht das Kind.“
Izzy schüttelte den Kopf. „Alles klar. Ich bin dann mal weg.“
„Warte“, bat Lexi. „Dann sind wir uns also einig. Wir sammeln noch mehr Informationen und sprechen dann wieder.“
„Genau“, meinte Skye.
„Ihr seid zwar feige, aber okay“, murmelte Izzy. „Ich habe nichts zu verlieren, also müsst ihr zwei entscheiden.“
Izzy winkte und ging.
Vielleicht hat sie recht, dachte Lexi. Izzy besaß weder ein Geschäft noch eine Stiftung, also war sie ein weniger interessantes Ziel für Garth. Diese Tatsache beruhigte sie.
„Ich schätze, Sie werden mir nicht sagen, worum es gerade ging?“, fragte Kendra. „Schon gut. Sprechen Sie nur länger in Geheimsprache. Ich mache mir derweil was zu essen.“
„Hast du Lust, reiten zu gehen?“, schlug Skye unerwartet vor.
Kendra starrte sie an. „Wie bitte? Reiten? Sie meinen, auf einem …“
„Pferd“, ergänzte Lexi. „Wir haben Pferde.“
Für eine Sekunde sah Kendra mehr aus wie ein Kind als wie eine Möchtegernnutte. „Ich weiß nicht, wie das geht, also nein.“
„Es ist nicht schwer“, versicherte Skye. „Erin kann es dir zeigen.“
„Anweisungen von einer Siebenjährigen? Ich kann’s kaum erwarten.“
Lexi fragte sich, ob sie näher an Kendra rankäme, wenn es ihr gelänge, sie aus Cruz’ Haus zu locken und auf ein Pferd zu setzen. Zumindest wäre es mal was anderes.
„Samstagmorgen?“, fragte Lexi.
„Abgemacht“, sagte Skye.
„Und wenn ich mich weigere?“, warf Kendra ein.
Lexi lachte. „Dann machen wir Armdrücken.“
„Ich will das nicht“, moserte Kendra. „Ich hasse Pferde.“
„Wann hast du denn mal eins aus der Nähe gesehen?“
„Schon oft. Reiten ist blöd.“
„Gestern Abend hast du gesagt, du würdest dich schon darauf freuen.“
„Ich habe gelogen. Aus Höflichkeit.“
„Seit wann bist du höflich?“
Kendra schnaubte und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. „Sie können mich nicht zwingen.“
„Das ist doch keine Bestrafung. Wir werden Spaß haben.“
„ Sie werden Spaß haben. Ich werde jede einzelne Minute hassen.“
„Vermutlich.“ Lexi klang fröhlich. „Wir sind fast da. Nur falls du dich gefragt hast, wie lange es noch dauert.“
„Hab ich aber nicht.“
Sie bogen von der Hauptstraße ab und fuhren durch ein breites, offen stehendes Tor, über dem ein großes Schild mit der Aufschrift „Glory’s Gate“ hing. Kendra vergaß, dass sie beleidigt war, als sie sich auf ihrem Sitz hin und her drehte und versuchte, sich alles auf einmal anzusehen.
„Ich habe schon mal von diesem Ort gehört“, sagte sie atemlos. „Soll riesengroß sein.“
„Eine der größten Ranches in Texas, die noch in Betrieb sind.“
„Sie sind reich.“
„Mein Vater.“
„Eines Tages wird das alles Ihnen gehören. Sie haben mit meinem Dad also nichts angefangen, weil sie scharf auf sein Geld sind.“
„Hast du das gedacht?“
„So ist es bei den meisten.“
„Bei mir nicht.“ Sie war da, weil sie eine Abmachung hatte, und das war etwas vollkommen anderes.
„Aber Sie sind trotzdem sein Typ.“
„Ich weiß.“
Kendra grinste. „Ist er Ihr Typ?“
„Manchmal.“
Das Mädchen lachte und sah dann wieder aus dem Fenster. „Ist das das Haus? Das sieht ja aus wie ein Hotel. Es muss super gewesen sein, hier aufzuwachsen.“
Lexi antwortete nicht. Einige Kapitel ihrer Kindheit waren schön gewesen, andere nicht. Vielleicht wie bei jedem anderen auch.
Sie fuhr zu den Stallungen, wo Skye und Erin bereits warteten. Lexi parkte den Wagen und stieg aus. Kendra bewegte sich nur langsam.
„Ich glaube, ich will das nicht mehr machen“, verkündete sie. „Ich weiß ja nicht mal, ob ich Pferde mag.“
„Du hast Angst. Das ist völlig normal, aber der einzige Weg, die Angst zu überwinden, ist, es zu versuchen.“
„Sie haben doch keine Ahnung, wovon Sie reden.“
„Wenn du
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