Wer zuerst kommt, küsst zuerst
ist wunderbar. Finden Sie nicht auch, dass er wunderbar ist? Er hat mir dieses Geschäft gekauft. Er sagt, ich kann hier arbeiten solange ich will.“
„Ja, er ist wirklich nett“, log Lexi. „Woher kennen Sie ihn?“
Kathy nahm einen Besen und fing an, den Boden zu fegen. „Er war mal mein Sohn.“ Sie runzelte die Stirn. „Irgendwas ist passiert, und ich weiß nicht genau, was. Es ist schon lange her.“ Sie fasste sich an den Kopf. „Ich habe eine Narbe. Sie tut nicht weh. Aber manchmal bin ich nicht sicher …“
„Wir müssen nicht darüber sprechen“, unterbrach Lexi sie. Sie würde niemals eine gute Spionin abgeben. Gut, dass sie in die Wellnessbranche eingestiegen war.
„Hat Garth etwas über mich erzählt?“, erkundigte Kathy sich eifrig. „Er mag mich. Er ist sehr nett.“
„Wissen Sie noch, wann Sie sich verändert haben?“, fragte Lexi und ignorierte den Stein in ihrem Magen. „Wann Sie die Narbe bekommen haben?“
Kathy schüttelte den Kopf. „Es ist schon lange her“, wiederholte sie. „Das war … Das war davor. Jetzt ist danach.“
„Sie haben wirklich ein hübsches Geschäft“, wechselte Lexi das Thema.
Kathy strahlte. „Ich weiß. Ich arbeite so gern hier. Manchmal kommt Garth mich besuchen.“
Lexi speicherte diese Information ab, auch wenn sie nicht sicher war, ob ihr das etwas nützen würde. „Ich muss zurück zur Arbeit“, beendete sie das Gespräch. „Ich wollte mich nur kurz für C.C. bedanken.“
„Sie werden noch viel Freude mit Ihrer Katze haben“, versprach Kathy. „Soll ich Garth etwas von Ihnen ausrichten, wenn er anruft?“
„Nein, danke.“
„Na gut.“
Kathy fuhr damit fort, den Boden zu fegen. Lexi verließ das Geschäft und ging zum Parkplatz.
Was war Kathy Duncan zugestoßen? Offensichtlich hatte es sich nach Garths Geburt ereignet. Denn in ihrer heutigen Verfassung hätte Jed sich niemals für sie interessiert. Außerdem hätte der Staat vielleicht Zweifel gehabt, ob Kathy sich überhaupt als Mutter eignete.
Wann hatte sie sich verändert? Und warum? Und – das war das Schlimmste – hatte Jed etwas damit zu tun?
Während Lexi den Weg zu ihrem Wagen fortsetzte, wurde ihr klar, dass sie die Antwort auf die letzte Frage gar nicht hören wollte.
Am späten Nachmittag fuhr Lexi nach Hause. Normalerweise arbeitete sie länger, aber aus unerklärlichen Gründen war sie hundemüde. Sie hatte gut geschlafen. Vermutlich besser als je zuvor. Und trotzdem konnte sie ihre Lethargie einfach nicht abschütteln.
Wahrscheinlich ist es der Stress, dachte sie, als sie an einer roten Ampel hielt. In ihrem Leben passierte gerade zu viel. Ihr schwirrten zu viele verwirrende Fragen im Kopf herum. Von der ständigen Übelkeit gar nicht zu reden. Sie kam in Wellen, und obwohl sie sich nicht übergeben musste, hatte sie immerzu das Gefühl, gleich würde es doch passieren. Fast als ob …
Die Ampel sprang auf Grün. Lexi gab automatisch Gas, aber ihre Gedanken waren ganz woanders. Zwei Blocks später fuhr sie auf den Parkplatz einer Drogerie.
Ein Gedanke jagte den nächsten, so schnell, dass es unmöglich war, auch nur einen festzuhalten. Panik machte sich in ihr breit.
Als sie bei Cruz eingezogen war, hatte sie die Pille abgesetzt,damit sie ihre Periode bekäme und eine Ausrede hatte, um nicht mit ihm schlafen zu müssen. Später hatte sie sie zwar wieder genommen, aber was war mit den Tagen, in denen noch nicht der volle Empfängnisschutz bestanden hatte? Was war mit dem ersten Mal, als sie sich geliebt hatten … und dem zweiten?
Sie umklammerte das Lenkrad so fest, dass sie einen Krampf bekam, ließ aber trotzdem nicht los. Sie durfte nicht schwanger sein. Nicht jetzt. Nicht von Cruz. Er wollte keine Kinder – sie war sich nicht mal sicher, ob er überhaupt heiraten wollte. Er glaubte, zu lieben mache ihn schwach.
Okay, sie war in ihn verliebt. Und? Davon würde er auch kein treusorgender Familienvater. Er war die letzte Person, an die sie sich binden sollte, und ein gemeinsames Kind bedeutete, für immer aneinander gebunden zu sein. Sie wäre an einen Mann gefesselt, der sie nur benutzte, um einen angesehenen Platz in der Gesellschaft zu ergattern. Er hatte schon mal ein Kind verlassen. Sie könnte unmöglich ein Baby von ihm bekommen.
Sie betrat die Drogerie und kaufte drei verschiedene Schwangerschaftstests. Die Verkäuferin lächelte ihr mitfühlend zu und verabschiedete sich mit einem „Viel Glück“.
Dreißig Minuten später stand sie im
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