Wer zuerst kommt, küsst zuerst
aber nicht begreifen. Noch nicht. Ein Baby? Sie? Was würde sich dadurch verändern?
Was würde Cruz denken? Dass sie versucht hatte, ihn reinzulegen? Dass sie absichtlich schwanger geworden war? Sie war sich nicht sicher, ob er ihr abnähme, dass es ein Unfall gewesen war, was nichts Gutes über ihre Beziehung verriet.
Sie hätte sich gern vorgestellt, dass er aufgeregt und glücklich wäre. Dass er ihr gestehen würde, unsterblich in sie verliebt zu sein und für immer mit ihr zusammenbleiben zu wollen. Aber das war nur ein Wunschtraum. Kein Mann benutzte Worte wie „unsterblich“. Männer liefen lieber davon.
Was hatte Kathy Duncan gedacht, als sie erfuhr, dass sie ein Kind von Jed Titan erwartete? War sie naiv genug gewesen zu glauben, dass er sie heiraten würde? Oder hatte sie gewusst, dass es vorbei wäre? Ohne ihren alten Charakter zu kennen, war das schwer zu sagen. Sie hatte das Geld genommen, aber das machte sie nicht zu einem schlechten Menschen. Immerhin hatte sie ein Baby gehabt, das es durchzubringen galt.
Der Gedanke an Geld machte sie traurig. Cruz hatte schonmal eine Abfindung an eine werdende Mutter gezahlt. Würde er es wieder tun? Empfand er irgendetwas für sie, oder war sie für ihn nach wie vor nur ein Mittel zum Zweck?
Der Impuls kam ohne Vorwarnung. Lexi fuhr nach Dallas und parkte in der Tiefgarage eines beeindruckenden Hochhauses. Sie fuhr mit dem Aufzug bis ganz nach oben, in die Etage, auf der die Büros der Geschäftsleitung lagen, und erklärte der schnippischen Empfangsdame, dass sie, nein, keinen Termin mit Garth Duncan habe, sich aber sicher sei, dass er sie empfange.
„Mr. Duncan empfängt keine unangekündigten Besucher“, belehrte die Frau sie.
„Da haben Sie bestimmt recht, aber bei mir wird er eine Ausnahme machen.“ Sie reichte ihr ihre Visitenkarte. „Ich bin Lexi Titan.“
In der Regel machte sie sich ihren Nachnamen nicht zunutze, aber hin und wieder war es ganz praktisch. Die Frau blickte von der Karte zu ihr auf, erhob sich dann von ihrem Platz und verschwand hinter einer großen, mit Schnitzereien verzierten Holztür.
Fünf Minuten später winkte sie Lexi in ein Büro, das fast so groß war wie Jeds, und von dem aus man einen Ausblick über die Stadt und die angrenzenden Bezirke hatte. Garths Schreibtisch war so groß wie ein Basketballfeld und offenbar eine Sonderanfertigung. Nicht minder mächtige Sofas verschönerten das Fenster. Der Architekt hatte das Gebäude so gestaltet, dass man das Gefühl hatte, vom Teppich direkt ins Nichts zu laufen. Nicht gerade beruhigend, wie Lexi fand.
Garth stand auf, als sie eintrat. Er hatte seine Anzugjacke ausgezogen und sich die Hemdsärmel hochgekrempelt. Er war attraktiv und strahlte Macht aus – ein Mann, bei dem sich die Frauen fragten, ob es in seinem Leben jemand Besonderes gab oder ob die Stelle noch frei war.
Hätten die Dinge anders gelegen, wenn sie einander von Anfang an gekannt hätten? Wenn sie zusammen aufgewachsen wären wie eine Familie?
„Miss Titan“, begrüßte er sie, kam hinter seinem Schreitisch hervor und schüttelte ihr die Hand. „Welch unerwartete Freude. Wir haben uns erst kürzlich getroffen. Sie erinnern sich?“
Sie starrte in seine dunklen Augen. Dachte er tatsächlich, sie wüsste es nicht?
„Ich weiß genau, wer du bist, Garth. Und du kannst mich Lexi nennen.“
„Mit Vergnügen.“ Mit einer einladenden Geste führte er sie zu den Sofas. „Wie kann ich dir helfen?“
Sie nahm Platz. „Ich dachte, wir sollten uns mal unterhalten.“
Er setzte sich ans andere Ende des Sofas und lächelte. „Ich genieße es immer, eine Unterhaltung mit einer attraktiven Frau zu führen. Ich hatte schon länger gehofft, dass wir etwas mehr Zeit miteinander verbringen könnten.“
„Dann hättest du mich anrufen sollen. Wir hätten Mittagessen gehen können. Oder hast du dir vielleicht mehr versprochen?“
Sie beobachtete ihn genau, doch sein Pokerface verriet nichts. „Ich dachte, du bist verlobt.“
„Das bin ich auch. Ich bin nur gespannt auf deine Absichten. Sind sie rein geschäftlich oder steckt etwas Persönliches dahinter?“
„Persönlich? Ich verstehe nicht.“
Er spielte also den Dummen. Na schön.
„Dann erlaube mir, die Dinge etwas deutlicher zu formulieren. Du bist Jed Titans Sohn.“
Garth hob eine Augenbraue. „Du hast Nachforschungen angestellt.“
„In der Tat, und es war sehr aufschlussreich.“ Sie wartete, doch er schwieg. „Du und ich, wir sind
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