Wer zuerst kommt, küsst zuerst
leicht aus der Sache raus. Und genau das wollte ich.“
Er sah sie an. „Ich war nicht dabei, als sie zur Welt kam. Ich wollte es nicht wissen. Ich weiß nicht, was Jeds Beweggründe bei Garth waren, aber ich bin mir sicher, ich hatte andere.“
Sie glaubte ihm. Er hatte einfach kein Kind gewollt. „Bist du sicher, dass du jetzt heiraten und eine Familie gründen willst?“
„Es wird langsam Zeit.“
„Du meinst, es wird langsam Zeit, in die private Altersvorsorge zu investieren?“
„So was in der Art.“
„Nicht gerade ein toller Grund um zu heiraten.“
„So gut wie jeder andere.“
Nein. Was war mit Liebe? Was war mit dem Wunsch, den Rest des Lebens mit einem bestimmten Menschen zu verbringen?Was war mit der Sehnsucht, jeden Teil von sich zu teilen – bis hin zu seiner Seele, bis hin zu seiner DNA?
Natürlich würde sie von diesen Fragen keine einzige stellen. Vor allem, weil sie die Antworten nicht hören wollte. Sie musste daran denken, was die Mutter einer Freundin einmal gesagt hatte: Wenn ein Mann etwas Schlechtes von sich preisgibt – wie zum Beispiel Unpünktlichkeit oder krankhafte Untreue –, sagt er wahrscheinlich die Wahrheit, und eine kluge Frau tut gut daran, aufmerksam zuzuhören.
Cruz erzählte ihr gerade die Wahrheit über sich. Sie sollte gut zuhören. Das Problem war nur, dass es zu spät für sie war. Sie hatte ihr Herz bereits verschenkt und wusste nicht, wie sie es sich zurückholen sollte.
Am nächsten Morgen betrat Lexi die Tierhandlung. Sie wusste zwar nicht, was sie herauszufinden hoffte, aber das hier war ein guter Ort, um mit der Suche zu beginnen. Sie fühlte sich besser, wenn sie irgendetwas unternahm … selbst wenn es sinnlos war.
Hinter dem Verkaufstresen saß dasselbe Mädchen wie beim letzten Mal. Es gab gerade eine telefonische Bestellung auf. Lexi formte die lautlosen Worte „Ich sehe mich mal um“. Das Mädchen nickte. Lexi bewegte sich zum hinteren Teil des Geschäfts und blieb stehen, als sie eine sanfte Stimme vernahm.
„Du bist aber ein hübscher Junge. Und das weißt du auch ganz genau, stimmt’s? So ein Hübscher. Genau. Hast du Hunger? Keine Angst, ich bin ja da.“
Sie drehte sich um und sah, wie Kathy behutsam einen kleinen Vogel streichelte, der auf ihrem Zeigefinger saß. Der Vogel sah aus wie ein Papagei und war quietschgrün. Sorgfältig darauf bedacht, keine lauten Geräusche zu machen, näherte Lexi sich den beiden.
„Hi“, flüsterte sie.
Kathy sah auf und lächelte. „Hallo. Sie sind wieder da. Das ist Max. Jemand hat ihn sich als Haustier gekauft und konnte ihn nicht mehr behalten. Deshalb ist er jetzt bei uns. Armer Max. Es ist schwer, nicht erwünscht zu sein, nicht wahr?“
Es war, als starrte der Vogel Kathy an. Er flatterte mit den Flügeln, rührte sich aber nicht vom Fleck.
„Hier bei mir bist du in Sicherheit“, sprach Kathy weiter. „Ich werde schon das richtige Zuhause für dich finden. Du wirst sehen. Vielleicht dauert es eine Weile. Vogelmenschen sind etwas Besonderes, so wie du. Wir müssen warten, bis wir den Menschen finden, zu dem du gehörst.“
Der Vogel starrte sie unverwandt an. Lexi hätte schwören können, dass er nickte, was natürlich unmöglich war. Aber sein Kopf schien sich leicht auf und ab zu bewegen. Entweder war es tatsächlich so, oder sie müsste ihre allmorgendliche Ration an Latte Macchiatos reduzieren.
Kathy bugsierte den Vogel zurück in den Käfig und schloss die kleine Tür. „Wie geht es Ihnen mit dem Kätzchen?“
„Sehr gut. C.C. wächst jeden Tag ein Stückchen, und er ist ja so neugierig. Zuerst war ich mir nicht sicher mit ihm. Ich hatte nie darüber nachgedacht, mir eine Katze anzuschaffen. Aber er ist …“ Lexi wusste nicht, wie sie erklären sollte, welchen Platz C.C. in ihrem Herzen eingenommen hatte. „Es ist schön, ihn um sich zu haben“, sagte sie letztlich.
„Ich weiß“, erwiderte Kathy. „Das freut mich. C.C. wird Ihnen guttun. Er wird Ihnen Gesellschaft leisten und Sie lieben, komme, was wolle. Ist das nicht wunderschön?“
„Ja, allerdings.“ Sie zögerte. Sie wusste nicht, wie sie am besten auf Garth zu sprechen kommen sollte. Kathy war herzlich und freundlich, aber irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Würde ein Gespräch über Garth sie zu sehr mitnehmen?
„Ich glaube, wir haben einen gemeinsamen Bekannten“,begann sie zögerlich. „Garth Duncan?“
Kathys Gesicht begann zu strahlen. „Garth? Sie kennen Garth? Ich auch. Ich liebe ihn. Er
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