Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
persönliches Koran-Exemplar war. Woran Vince zwar immer so seine Zweifel gehabt hatte, doch es war eine gute Story.
Die Operationsbefehle hatten das Einfliegen von vier SEALs und einen elf Kilometer langen Aufstieg zu den Höhlen erfordert. Marine Corp Security gab ihnen an der rechten und linken Flanke Deckung und hielt nach feindlichen Heckenschützen Ausschau, die sich in den Fels- und Gletscherspalten versteckt hielten. Wegen des unwegsamen Geländes und der Hitze dauerte die Operation länger als geplant. Sie hatten auf halbem Wege Halt gemacht, um sich der Jacken zu entledigen, in denen sie eingeflogen worden waren, doch danach musste er immer noch Wasser, Notrationen, Schulterholster, verschiedenerlei Waffen, Panzerweste und Ballistikhelm mit sich herumschleppen.
Das Erste, was ihnen aufgefallen war, als sie sich dem Ziel näherten, war, dass die Bomben, die die Fliegerstaffel vorher abgeworfen hatte, um das Gelände sturmreif zu machen, etwa achtzig Prozent der Ziele verfehlt hatten. Der Zug patrouillierte bis zum Eingang der Höhlen und enterte sie wie ein Haus oder ein Schiff. Ihre Waffenlampen spendeten in den tiefen Höhlen nur schwaches Licht.
»Hinter jeder Ecke eine kleine Überraschung«, witzelte Wilson, als sie die Öffnung einer Höhle umrundeten. Bevor jemand nachfragen konnte, erklärte er: »Charlie und die Schokoladenfabrik. Das Original. Nicht die beschissene Neuverfilmung mit Johnny Depp.«
»Heiliger Strohsack! Das sind aber Unmengen von Plombenziehern.« Vince leuchtete mit dem Licht seiner Waffe auf Kisten mit Stinger-Raketen. »Sieht so aus, als wollte jemand mit uns Krieg spielen.«
Wilson lachte. Das tiefe Stakkato hahaha , das immer ein Lächeln auf Vinces Gesicht zauberte. Das Lachen, das er ganz besonders vermisste, wenn er an seinen Freund dachte.
Vince legte den Vorschlaghammer auf Luraleens alten Schreibtisch, den er um der alten Zeiten willen behalten wollte, und sammelte die Trümmer auf. Wenn er an Wilson dachte, musste er immer lächeln. Wenn er von ihm träumte, zitterte er wie Espenlaub und rannte gegen die Wand.
Er verließ das Büro und trat durch die Hintertür nach draußen, die er mit Hilfe eines Ziegelsteins offen gehalten hatte. Er lief ein paar Meter weiter zum Müllcontainer und entsorgte den Bauschutt darin. Es würde noch eine bis zwei Wochen dauern, bis die Abrissarbeiten abgeschlossen waren, und weitere drei oder vier, um zu renovieren.
Die verblassende Abendsonne sank am wolkenlosen texanischen Himmel, als ein roter VW hinter dem Haus hielt. Ein Schweißtropfen rann an seiner Schläfe hinab, und wieder hob er den Arm und wischte ihn mit der Schulter weg. Becca schaltete den Motor des VW-Käfer aus und winkte Vince durch die Windschutzscheibe zu.
»Gott steh mir bei.« Aus unerfindlichen Gründen kam sie immer noch mehrmals in der Woche auf dem Heimweg bei ihm vorbei. Dabei hatte er nie etwas getan, um dieser »Freundschaft« Vorschub zu leisten.
»Hallo, Vince«, rief sie fröhlich, während sie auf ihn zulief.
»Hey, Becca.« Er wandte sich zum Haus, stutzte und warf einen Blick zu ihr zurück. »Du hast dir die Haare abschneiden lassen.«
»Das war eins von den Mädchen an der Schule.«
Er deutete auf die linke Seite. »Eine Seite ist länger als die andere.«
»Das soll so sein.« Sie strich sich mit den Fingern durchs Haar. »Gefällt es dir?«
Er hätte lügen können, aber das hätte sie nur ermutigt, hier Wurzeln zu schlagen. »Nein.«
Statt beleidigt zu sein, lächelte sie. »Das gefällt mir so an dir, Vince. Du redest nichts schön.«
Dafür hatte er seine Gründe. Schönreden ermunterte zu Beziehungen, die er gar nicht wollte. »Bist du nicht stinksauer wegen deiner Haare?« Die Frauen, die er gekannt hatte, wären ausgerastet.
»Nein. Ich lasse es morgen wieder in Ordnung bringen. Brauchst du einen Haarschnitt? Ich werde langsam ziemlich gut mit den Scheren.«
Ziemlich gut? »Nein danke. Ich will keine Frisur mit Schlagseite.«
Wieder lachte sie. »Bei dir würde ich eine Nummer 2 benutzen. Du siehst aus, als würdest du auf kurz und knackig stehen.«
Prompt musste er an Sadie denken, und das nicht zum ersten Mal, seit er bei ihr gewesen war. Seitdem hatte er sogar mehrfach am Tag an sie gedacht. Wenn er außer diesen stumpfsinnigen Abbrucharbeiten noch was anderes zu tun gehabt hätte, hätte er sich Sorgen darüber gemacht, wie viel er über sie nachdachte.
»Ich brauche einen Rat.«
»Von mir? Warum?« Er hatte zwar seiner
Weitere Kostenlose Bücher