Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
eingeladen. Offenbar war sie nur an Sex interessiert. An nichts sonst. Er hatte noch nie eine Frau kennengelernt, die nur Sex wollte. Jedenfalls nicht, nachdem er ein paar Mal mit ihr im Bett war. Er hielt sich nicht für einen Egoisten. Es gefiel ihm nur, sich selbst zu übertreffen. Der Beste zu sein. Aufzugeben, bevor eine Arbeit erledigt war, gab es bei ihm nicht. Frauen wussten das zu schätzen und verlangten immer nach mehr. Aber Sadie nicht. Sie wollte nicht mehr, und er wusste nicht, wie er das finden sollte. Er hätte begeistert sein sollen. Im Grunde war es perfekt. Sie war wunderschön. Interessant. Gut im Bett und wollte ihn nur für Sex benutzen. Perfekt!
Warum also war er leicht angefressen? Und wenn sie nichts anderes wollte als Sex, was suchte er dann hier am helllichten Tag? Wo alle Rancharbeiter um sie rumsprangen? Warum hatte sie ihn dann nicht gebeten, nach Einbruch der Dunkelheit zu ihr rauszukommen?
Immerhin hatte er noch eine Menge zu erledigen, ehe sein Kumpel Blake Junger seine eigenen Arbeiten abschloss und seinen Arsch zu ihm nach Lovett bewegte. Blake war ein Tausendsassa. Todbringender Scharfschütze und amtlich geprüfter Bauschreiner waren nur zwei seiner Berufe.
»Vince!«
Als er nach rechts blickte, entdeckte er Sadie, die an einem Viehpferch an der großen Scheune stand. Sie trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit irgendeinem Spruch drauf und ein Paar Stiefel. Ihre blonden Haare waren im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie trug denselben weißen Cowboyhut wie auf dem Founders’-Day-Fest. Er hatte sie vier Tage nicht gesehen. Verflucht, sah sie gut aus, wie sie dort stand wie eine Schönheitskönigin, und aus irgendeinem Grund pisste ihn das noch ein bisschen mehr an.
Aber nicht genug, um auf dem Absatz kehrtzumachen und wieder zu gehen. Mercedes Jo Hollowell hatte was. Mehr als nur gutes Aussehen. Etwas, das ihn dazu brachte, seine Brechstange fallen zu lassen, sobald eine SMS von ihr kam. Was es genau war, wusste er nicht. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er mit ihr noch nicht fertig war.
Noch nicht.
»Hey, Vince.« Neben Sadie stand ein großer, hagerer Mann mit einem blau-weiß gestreiften Hemd und einem breiten Stetson. Ein Cowboy. Ein echter Cowboy. Von der Sonne gebräunt und vom Leben hart gemacht. Er war Mitte fünfzig und hieß Tyrus Pratt.
»Tyrus ist unser Vorarbeiter bei den Pferden.« Sadie machte sie miteinander bekannt.
»Freut mich, Sie kennenzulernen.« Vince schüttelte dem Mann die Hand. Sein Händedruck und der Ausdruck in seinen Augen waren so hart wie seine Haut. Vince hatte schon Blickduelle gegen Drill Sergeants gewonnen und wusste, wann er taxiert wurde.
»Vince ist Luraleen Jinks’ Neffe.«
Die tiefen Furchen um Tyrus’ Augen glätteten sich. »Der neue Besitzer vom Gas and Go?«
»Jawohl, Sir.« Es wunderte ihn nicht, dass der Vorarbeiter Bescheid wusste. Vince war lange genug in der Stadt, um zu wissen, dass sich Neuigkeiten hier in Windeseile verbreiteten.
»Sie waren ein Navy SEAL.«
Das überraschte ihn nun doch. »Ja, Sir. Chief Petty Officer in Team One, Alpha Platoon.«
»Danke für Ihren Einsatz.«
Damit hatte er immer Schwierigkeiten. Es gab viele Männer, die wie er aus Vaterlandsliebe dienten, nicht für Ruhm und Ehre. Männer, in deren Wortschatz der Begriff »aufgeben« nicht existierte, weil sie eine Lebensaufgabe darin sahen und nicht auf den Dank der Welt aus waren. »Gern geschehen.«
Tyrus ließ die Hand sinken. »Waren Sie in den Angriff auf bin Laden eingeweiht?«
Vince lächelte. »Fehlanzeige, aber ich wäre für mein Leben gern dabei gewesen.«
»Tyrus hat gerade Maribell nach Hause gebracht«, erklärte Sadie und zeigte auf ein schwarzes Pferd, das nahe am Zaun stand. »Sie war in Laredo, um sich von Diamond Dan decken zu lassen. Das Pferd, das meinen Daddy in die Rippen getreten hat.«
»Wie geht es ihm?«, fragte Vince.
Sie schüttelte den Kopf, und der Schatten ihrer Hutkrempe glitt über ihren Mund. »Er hatte hohes Fieber, das auf eine mögliche Infektion hindeutete, aber der Zustand seiner Lunge ist unverändert. Vorsichtshalber haben sie ihm ein stärkeres Antibiotikum verschrieben, und heute schien er wieder mehr er selbst zu sein. So unleidlich und griesgrämig wie vorher. Aber ich mache mir trotzdem Sorgen.«
»Er ist zäh«, versicherte Tyrus ihr. »Der ist bald wieder auf dem Damm.« Er wandte sich wieder an Vince. »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Viel Glück mit
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