Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
Hintertreppe zur Küche runter. Der Saum ihres Morgenmantels flatterte um ihre Waden, als sie abrupt auf der letzten Stufe stehen blieb.
»Noch Kaffee, Vince?«
»Nein danke, Ma’am.«
»Ach du! Ich hab doch gesagt, du sollst mich Clara Anne nennen.«
Sadie lief barfuß über den Parkettboden und spähte durch die Küche zu der Idylle in der Essecke. In goldenes Morgenlicht getaucht saß Vince am Tisch, vor ihm die Überreste eines Festmahls.
Das war nun doch unangenehm und peinlich. »Guten Morgen«, murmelte sie betreten und band den Gürtel um ihren Morgenmantel fester.
Vince blickte zu ihr auf und schien nicht im Geringsten verlegen zu sein. »Hallo.«
»Sieh mal, wen ich beim Rausschleichen erwischt hab«, rief Clara Anne. Sie griff in den Schrank und zog einen Kaffeebecher heraus.
Da nur Vince am Tisch saß, hielt sie das für eine rhetorische Frage. Sie nahm den Becher von Clara Anne entgegen und schenkte sich Kaffee ein. Sie war schon öfter mit Männern aufgewacht, aber Vince hier zu sehen, haute sie um. Vielleicht weil er ihr Mann mit Vorzügen war. Vielleicht auch, weil jetzt alle auf der Ranch wussten, dass er über Nacht geblieben war. Und vielleicht auch, weil er so verdammt gut aussah und sie katastrophal. Wenn sie das gewusst hätte, hätte sie sich zumindest gekämmt.
»Du hast für Vince gekocht?«, fragte sie erstaunt, während sie sich eine großzügige Menge Haselnussmilch in den Kaffee goss. Clara Anne kochte sonst nie.
»Himmel, nein. Carolynn hat ihm einen Teller aus dem Küchenbau rübergebracht.«
Toll. Zweifellos planten sie schon ihre Hochzeit. Sie führte den Becher an die Lippen und pustete hinein. Als sie einen großen Schluck Kaffee nahm, fing sie Vinces interessierten Blick auf. Den Ausdruck in seinen Augen kannte sie; er erinnerte sie daran, dass sie unter dem Seidenmorgenmantel nackt war.
»Ich muss jetzt los«, verkündete er. Er warf seine Serviette auf den Tisch und stand auf. »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Clara Anne. Richten Sie Carolynn aus, dass mir ihr Frühstück vorzüglich geschmeckt hat.«
»Mach ich, und lass dich mal wieder blicken.« Clara Anne umarmte ihn, und er tätschelte zweimal ihren Rücken. »Mein Gott, du bist wirklich ein Riese.«
Er warf Sadie einen Blick zu, die nur achselzuckend an ihrem Kaffee nippte. Hey, er war hier in Texas. Unter Einheimischen. Einheimische, die sich gerne umarmten.
Clara Anne ließ ihn los, und er ging zu Sadie und nahm ihre Hand und führte sie zur Haustür. »Ich bin eingeschlafen. Entschuldige, ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Das passiert mir sonst nie«, erklärte er ihr im Eingangsbereich. »Und dann bin ich auch noch wie ein Verbrecher beim Rausschleichen ertappt worden.«
»Und Clara Anne hat dich gezwungen, hier zu frühstücken?«
»Sie hat es mir angeboten, und ich hatte Hunger.« Er grinste. »Ich hab mir letzte Nacht Appetit geholt.«
»Und dich völlig verausgabt?«
»Ja. Tut mir leid.«
»Das braucht es nicht. Ist schon okay.« Auch wenn ihr eine kleine Vorwarnung lieb gewesen wäre, damit sie sich zumindest hätte kämmen können. »Außer dass du blendend aussiehst und ich beschissen.«
Er küsste ihr zerzaustes Haar. »Das ist das Besondere an dir, Sadie. Du kannst beschissen aussehen, und ich will trotzdem mit dir schlafen.« Er hob den Kopf wieder und griff nach dem Drehknauf hinter sich. »Bis später.«
Sie nickte und trat einen Schritt zurück. »Vielleicht schaue ich mal beim Gas and Go vorbei.«
»Unbedingt, dann lasse ich dich vielleicht auch meinen Vorschlaghammer schwingen.« Er öffnete die Tür und trat nach draußen. »Oder den alten PVC-Fußboden aus den Fünfzigern rausreißen.«
»Igitt. Ich schick vorher ’ne SMS, um sicherzugehen, dass du damit fertig bist.« Sie verabschiedete sich und schloss die Tür hinter ihm. Tief durchatmend lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen. Sie nippte an ihrem Kaffee und überlegte, dass sie zwei Möglichkeiten hatte: Schnell nach oben zu flitzen und zu duschen oder zurück in die Küche zu gehen und Clara Anne davon zu überzeugen, dass eine Hochzeit nicht auf dem Programm stand. Sie nahm den leichteren Weg und stieg die Treppe hinauf, wo sie rasch unter die Dusche sprang und sich die Haare wusch. Sie machte ein Hautpeeling mit einem Luffaschwamm und putzte sich am Waschbecken die Zähne. In den letzten Tagen hatte ihr Daddy mehr und mehr mit ihr über die Ranch gesprochen und über den Tag, an dem er nicht mehr da
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