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Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Titel: Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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gehalten.
    Nach wenigen Minuten kam die Antwort. Ich wollte dich nur zum Lunch einladen. Mit was für Typen gibst du dich denn ab?
    Oh. Nun fühlte sie sich schlecht und schrieb schleunigst zurück: Tut mir leid. Bin schlecht drauf und habe Krämpfe. Was gar nicht stimmte. Sie hatte schon immer das Glück gehabt, nur leichte Blutungen mit nur wenigen Beschwerden zu haben. Ihr Vater rührte sich wieder, und sie tippte eine letzte Nachricht, bevor sie das Handy weglegte. Lunch keine gute Idee. Melde mich.
    Sie griff nach der Hand ihres Vaters, die sich wärmer als sonst und trocken anfühlte. Jedenfalls trockener, als es bei einem Mann normal war, der sein ganzes Leben im Norden Texas verbracht hatte. Er schlug die Augen auf. »Hey, Daddy. Wie fühlst du dich?«
    »Kerngesund«, antwortete er wie immer. Selbst wenn ihm Blut aus der Halsschlagader spritzte, würde er noch behaupten, dass er kerngesund wäre. »Du bist ja da«, stellte er fest.
    »Wie jeden Tag.« Und wie jeden Tag fragte sie: »Was sollte ich sonst tun?«
    »Dein Leben leben«, antwortete er wie immer. Doch anders als sonst fügte er hinzu: »Ich wollte nie, dass das dein Leben ist, Sadie Jo. Du bist nicht dafür geschaffen.«
    Endlich hatte er es gesagt. Er traute ihr nicht zu, dass sie es packen würde. Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen, und sie senkte den Blick auf das Wirbelmuster der Bodenfliesen.
    »Du wolltest immer etwas anderes machen. Alles, nur kein Vieh treiben.«
    Das stimmte. Vielleicht immer noch. Sie war nun seit anderthalb Monaten in der Stadt und nicht einmal ansatzweise in die Fußstapfen ihres Vaters getreten, indem sie in irgendeiner Form Verantwortung für die Ranch übernommen hätte.
    »Du bist wie ich.«
    Überrascht blickte sie auf. »Aber du liebst die Ranch!«
    »Ich bin ein Hollowell.« Sein Husten klang leicht rasselnd, als er sich an die Seite fasste, und sie fragte sich, ob sie auf den Klingelknopf drücken sollte. »Aber ich hasse gottverdammte Rindviecher.«
    Sofort war ihre Sorge vergessen, und alles in ihr kam zum Stillstand, als hätte er ihr eröffnet, dass die Erde eine Scheibe wäre und man irgendwo bei China ins Nichts fiele. Dass er Texas hasste. Dass er den Verstand verloren hätte. Sie schnappte nach Luft und fasste sich an die Brust. »Was?«
    »Hirnlose stinkende Viecher. Anders als Pferde. Rinder sind nur für T-Bone-Steaks zu gebrauchen.« Er räusperte sich und seufzte. »Aber T-Bone-Steaks liebe ich.«
    »Und für Schuhe«, stieß sie hervor. Er sah zwar noch aus wie ihr Daddy, mit denselben grauen Haaren, der langen Nase und den blauen Augen. Aber er redete wirres Zeug. »Und echt schöne Handtaschen.«
    »Und Stiefel.«
    Sie hielt die Socken hoch. »Ich hab dir was mitgebracht«, verkündete sie wie durch einen Nebelschleier.
    »Ich brauch nichts.«
    »Ich weiß.« Sie reichte ihm die Socken trotzdem.
    Stirnrunzelnd betastete er die rutschsicheren Sohlen. »Ich glaub, die kann ich gebrauchen.«
    »Daddy?« Sie sah ihn an, und ihr war, als wäre die Erde tatsächlich eine Scheibe, und sie stürzte über den Rand. »Warum bist du Rancher geworden, wenn du Rinder hasst?«
    »Ich bin ein Hollowell. Wie mein Vater, Großvater und Urgroßvater. Seit John Hays Hollowell sein erstes Hereford-Rind gekauft hat, sind Hollowell-Männer Viehtreiber gewesen.«
    Sie wusste das alles, und vermutlich kannte sie auch die Antwort auf ihre nächste Frage. Sie stellte sie trotzdem. »Hast du dir je überlegt, etwas ganz anderes zu machen?«
    Seine Miene verdüsterte sich, und es hätte sie nicht verwundert, wenn er ihr nicht geantwortet oder abrupt das Thema gewechselt hätte wie sonst immer, wenn sie versuchte, mit ihm über etwas zu reden, das ihm unangenehm war. Stattdessen fragte er zurück: »Was denn zum Beispiel, Mädchen?«
    Sie zuckte mit den Achseln und strich sich die Haare hinter die Ohren. »Keine Ahnung. Was hättest du denn gern gemacht, wenn du nicht als Hollowell auf die Welt gekommen wärst?«
    Seine barsche, krächzende Stimme klang auf einmal wehmütig. »Ich hab immer davon geträumt, LKW zu fahren.«
    Sie ließ die Hände in den Schoß sinken. Sie wusste nicht, womit sie gerechnet hatte, aber damit ganz sicher nicht. »Brummifahrer?«
    »Kapitän der Landstraße«, korrigierte er sie, als lebte er den Traum im Geiste aus. »Ich hätte das ganze Land bereist. Viele unterschiedliche Dinge gesehen. Unterschiedliche Leben gelebt.« Er wandte den Kopf und sah sie an. Zum ersten Mal im Leben hatte sie

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