Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
dem Gas and Go, und richten Sie Luraleen Grüße von mir aus, wenn sie aus Las Vegas zurückkommt.«
»Danke, mach ich.« Er drehte sich ein wenig zu ihr und sah Tyrus nach, der in Richtung Scheune stiefelte. »Spezialeinsatzkräfte sind nichts gegen diese Stadt. Habt ihr im Keller der Bibliothek ein eigenes Zentralkommando?«
Sadie lachte, doch er kannte sie schon gut genug, um zu wissen, dass es das künstliche Lachen war, dessen sie sich bediente, wenn sie etwas nicht sehr komisch fand. »Ich glaube, die tun uns was ins Wasser, aber da wir hier draußen unseren eigenen Brunnen haben, entgeht Daddy und mir der ganze Klatsch. Nicht dass wir traurig darüber wären.« Sie schaute über die flache texanische Ebene, und Vince senkte den Blick auf den »Cowboysteiß macht Frauen heiß«-Aufdruck ihres T-Shirts. »Es ist eigenartig, wieder hier zu sein. In mancherlei Hinsicht kommt es mir vor, als wäre ich nie weg gewesen, und gleichzeitig, als wäre ich ewig fort gewesen. Ich weiß nicht mehr, was hier so abgeht.«
Er deutete auf die Kälberherde. »Was passiert dort drüben?«
»Nur eine der etwa hundert Arbeiten, die routinemäßig erledigt werden müssen.« Sie rückte ihre Hutkrempe zurecht. »Die Rancharbeiter treiben jedes Kalb einzeln in den Fangstand, bringen ihnen Ohrmarken an und wiegen sie. Dann geben sie die Informationen in ihre Computer ein, damit sie den Überblick über sie behalten und sicherstellen können, dass sie gesund sind.«
»Und du behauptest, nicht zu wissen, was hier abläuft.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich hab achtzehn Jahre auf der Ranch gelebt. Da schnappt man zwangsläufig so einiges auf.« Ihre Augenbrauen senkten sich, als sie den Blick über das Anwesen schweifen ließ. »Und jetzt bin ich wieder hier und weiß nicht, wann mein Daddy wieder gesund genug sein wird, damit ich wieder weg kann. Ich hab mir eingeredet, dass es sich nur um wenige Wochen handelt. Vielleicht um einen Monat, und dann könnte ich zurück in mein richtiges Leben. Häuser verkaufen, mit Freunden ausgehen, meine Pflanzen und Blumen gießen. Und nun hab ich keinen Job mehr. Meine Pflanzen sind alle verwelkt, und ich sitze hier noch bis Ende Juni fest. Mindestens. Im Juni wird kastriert.« Sie zog die Mundwinkel nach unten und erschauderte. »Gott, ich hasse Kastrationen.«
»Gut zu wissen.«
Sie lachte, während die Stute den Kopf über das Gatter hängen ließ. Ein aufrichtiges Lachen diesmal. Ein Lachen, das auf seiner Haut kribbelte und in ihm den Wunsch auslöste, sie auf den Hals zu küssen. Direkt hier vor einem halben Dutzend Cowboys. Am helllichten Tag. Obwohl er immer noch wegen nichts und wieder nichts leicht angefressen war.
»Kein Anlass zur Sorge, Seemann. Mir gefallen deine Eier.«
Er sah ihr ins Gesicht. Auf ihre lächelnden rosa Lippen und ihre weichen Backen. Er konnte sich nicht erinnern, dass ihm je die weichen Backen einer Frau aufgefallen wären. Jedenfalls nicht die im Gesicht. Genauso wenig, wie er sich erinnerte, warum er auch nur leicht angesäuert gewesen war. »Mir gefallen auch ein oder zwei Dinge an dir.«
Eine ihrer blonden Brauen schoss bis zum Anschlag hoch, und sie wandte sich zum Viehpferch. »Und die wären?«
Die zwei, die seine Hände ausfüllten und so hübsch hüpften, wenn sie ihn ritt. Er grinste. »Deine blauen Augen.«
»Hm-hm.« Sadie hob die Hand und kraulte Maribell unter dem blauen Halfter am Hals. »Tyrus sagt, du wirst wieder Mama. Geht’s dir gut, Maribell?«
Die Stute nickte, als wollte sie antworten.
»Diamond Dan ist ein ungehobeltes Arschloch. Wir hassen ihn, nicht?« Die Stute nickte nicht, und Sadie tätschelte ihre Nüstern.
Vince lehnte sich mit der Hüfte an den Zaun und verschränkte die Arme. »Ich kenne mich zwar nicht mit Pferdezucht aus, aber sollten da nicht in irgendeiner Form Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden? Warum stand dein Dad so nahe dabei, dass er getreten wurde?«
»Weil er seine festen Gewohnheiten hat.« Sadie zog ihre Sonnenbrille ab und steckte sie auf ihre Hutkrempe. »Hast du je so einen Deckungsvorgang gesehen? Nach der alten Schule?«
»Nicht direkt. Vielleicht als Kind in einem Naturfilm.«
»Es ist brutal. Die Stute wird angebunden und der Hengst mit Führstricken festgehalten. Er besteigt sie von hinten, und es wird viel geschrien und um sich geschlagen.«
Genau wie bei einigen Frauen, die er gekannt hatte. Er sah in die großen schwarzen Augen der Stute mit dem glänzend schwarzen Kopf. Sie sah nicht
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