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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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was mir in dieser Woche widerfahren war. Und sie war schon beschissen genug gewesen.
    Aber egal. Wenn Jessica sich darauf verließ, dass die Schemel-Fee Gegenstände in den Speicher verfrachtete, dann konnte sie auf besagte Fee zählen. Ich war nicht länger die Vampirkönigin, sondern die gute alte Schemel-Fee. Scheiß auf die Wiedererweckung der Toten (und der erste Idiot, der in bester Monty-Python-Manier »Bringt eure Toten raus!« schrie, würde zerquetscht werden), dann würde ich eben jeden Hocker, der meinen Weg kreuzte, wieder zum Leben erwecken. Würde meine eigene Umzugsfirma eröffnen. Stressiger als dieser ganze Vampirkönigin-Mist konnte das ja auch nicht sein, oder?
    Also hob ich das kleine Ding – ungefähr dreißig Zentimeter breit und so verwittert, dass man nicht erkennen konnte, aus welchem Holz es geschnitzt war (ist Rost eine Holzart?) – auf und trampelte die Speichertreppe hoch. Es war an der Zeit, meine blöden Vampirkräfte für höhere Ziele einzusetzen, als sechs Gallonen Milch auf einmal ins Haus zu schleppen. Ich würde sämtlichen ekligen Müll auf den Speicher verfrachten. Das sollte ihr eine Lehre sein … und dem Ungeborenen ebenso. Es konnte nämlich gar nicht früh genug kapieren, wer in diesem Haus das Sagen hatte.
    (Ja. Ich muss es zugeben: Das Kind war noch nicht mal geboren, und schon war ich eifersüchtig. Ich wollte in Jessicas Leben die Nummer eins sein, seit ihre nichtsnutzigen Eltern einen wohlverdienten Tod gestorben waren. In einem anderen Zeitstrom hatte sie mich allen anderen vorgezogen. Doch in diesem, und mit Kind, und in einer Zukunft, die ich mit aller Macht verhindern wollte … würde sie vielleicht eine andere Wahl treffen.)
    »Blöde Babys«, murrte ich, während ich die Treppe hochstapfte, »die alles mit ihrem Gesabber und Gelalle zerstören. Außer Baby Jon, der zwar sabbert, aber nicht blöd ist. Und wie soll ich ihn bloß wiedererwecken und dabei noch Thanksgiving überstehen? Und meine Mom trifft sich mit einem Mann! Igitt!« (Ich schimpfte oft laut vor mich hin, auch wenn keiner meiner Mitbewohner es hören wollte, was öfter geschah, als Sie vielleicht glauben mögen. Und dass ich über das Baby schimpfte, hatte nichts damit zu tun, wie neidisch ich auf Jessica war, deren Körper etwas fertigbrachte, das meiner nicht … konnte, nicht mehr konnte, seit ich als Tote aufgewacht war. Nein, es hatte überhaupt nichts damit zu tun!) »Blöde Moms, die sich mit blöden Männern treffen, deren Namen sich auf Schweif reimen. Blöder Clive Lively, der aussieht wie ein Riesenbaby und meine Mom bespringen will! Und die blöde Giselle, mit der alles angefangen hat, weil sie absichtlich auf der Treppe …«
    Ich hörte auf, vor mich hin zu brummen. Verharrte mitten im Schritt. Vergaß zu atmen (was ich vermutlich ohnehin nicht getan hatte), denn mein Herz … genau: Es schlug ja gar nicht mehr.
    Denn Giselle lag in all ihrer toten und beschissenen Herrlichkeit auf einem sauberen Handtuch auf einem extra gefegten Bereich des Speicherbodens, alle viere von sich gestreckt. Und mein Freund Marc war dabei, sie zu sezieren.
    Er schaute auf. Seine grünen Augen blinzelten langsam, wie die einer Eule. »Jetzt flipp nicht gleich aus!«, riet er mir.
    Was ich natürlich doch tat.

9
    »Wer hat das gemacht?«, kreischte ich und zeigte mit zitterndem Finger auf ihn. Ein zitternder Finger mit abblätterndem Marshmallow-Nagellack (Immerhin war jemand gestorben, verdammt, und außerdem wollte Jess nicht mehr mit mir in den Beautysalon gehen. War es da ein Wunder, dass ich dringend einer Auffrischung bedurfte? Nicht, dass ich unbedingt die Dienste einer Nageldesignerin und einer Fußpflegerin benötigte … aber die Pflege war wichtig für mein seelisches Wohlbefinden.) »Wer hat dich wieder zum Leben erweckt? Hast du am Ende rausgefunden, wie du das selber machen kannst? Wenn du das wirklich getan hast, dann bist du tot! Du sollst so lange tot sein, bis Betsy kommt und dich von den Toten erweckt!«
    Marc öffnete den Mund.
    »Hast du überhaupt eine Ahnung, wie schlimm das alles für mich gewesen ist! He! Wahrscheinlich nicht, du Leiche! Ich wette, du hattest keinen Schimmer!«
    »Betsy …«
    »Ich dreh dir für fünf Sekunden den Rücken zu, und du begehst Selbstmord? Ist das der Dank dafür, dass ich eine der coolsten Mitbewohnerinnen seit der Erfindung menschlicher Behausungen bin? Kein Gedanke daran, was ich zu leiden habe, he? Als wären nicht schon genug Freunde

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