Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
Vom Netzwerk:
zurückholen konnte, und dass er mich zu Tode erschreckt hat, weil er meine tote Katze in Scheibchen zerlegt hat. Daraufhin habe ich ihn mit einem Schemel bedroht. Lass ihn los!«
    Mein schrilles Kreischen zeitigte keinerlei Wirkung. Ich sprang auf, wobei ich innerlich über den Staub auf meinen weinroten Strümpfen stöhnte (der schwarze Minirock war vermutlich auch hinüber), und zog mit aller Kraft an Sinclairs Arm. Es war, als zerrte man an einem Eichenstamm. Er wollte … einfach … nicht … loslassen. Super: Wenn ich schon mal auf meine Vampirkräfte bauen wollte, dann musste ich ausgerechnet mit einem Vampir ringen, der selbst an seinen schlechten Tagen stärker war als ich an meinen besten.
    »Lass ihn … ächz … los!« Meine Güte, was hortete der Mann bloß in seinen Taschen: Goldbarren? »Bring mich nicht dazu … dir … den Sex … zu entziehen!« Bitte, bitte bring mich nicht dazu … Wenn es einen gütigen Gott gab (und in jüngster Zeit zweifelte ich stark daran), dann musste ich Sinclair nicht auf diese Weise bestrafen.
    Ich setzte mich fast auf den Hintern, als mein Mann meinem Wunsch entsprach. Er ließ Marc wieder herunter, und ich musste mich nicht mehr wie ein verdammter Wickelbär an seinen Arm klammern.
    »Was geht hier vor?«, wollte Sinclair wissen. Er nahm meine Hand und zog mich so mühelos hoch, als höbe er eine Schachtel Büroklammern vom Boden auf. Dann schleuderte er mich mit einer einzigen geschickten Bewegung hinter sich. Ich bewunderte seine raffinierte Geschicklichkeit, während ich mich gleichzeitig ärgerte, dass er schon wieder den Fred Feuerstein von der Leine gelassen hatte. »Erklär’s mir! Jetzt, Betsy!«
    »Was, woher soll ich denn wissen, was los ist? Ich komme völlig arglos auf den Speicher, und da steht er, vollkommen reanimiert und aus der Grube auferstanden.« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um über Sinclairs Schulter Marc anzuschauen. »Du steckst in großen Schwierigkeiten, Kumpel!«
    »Was du nicht sagst«, gab Marc trocken zurück. Er nutzte die Ruhepause, um sich seiner OP -Handschuhe zu entledigen, und warf sie, ohne hinzusehen, in den nächsten Papierkorb. Das war so typisch Marc, den ich viele Male blindlings OP -Handschuhe hatte werfen sehen, dass Angst und Zorn beinahe dahinschmolzen und ich zum ersten Mal froh war, meinen Freund lebendig wiederzusehen. »Wollt ihr die lange oder die kurze Version hören?«
    »Ich will die Version hören, die mit ›… dann bin ich dämlicherweise in meinem Zimmer abgekratzt, damit meine Mitbewohnerin mich findet und ein Trauma erleidet‹ beginnt und mit ›… und dann hat Sinclair mich wie eine Maraca geschüttelt‹ endet.«
    Marc grinste, und das tat mir im Herzen weh. Wenn Herzen Krämpfe erleiden können, dann krampfte mein Herz in diesem Augenblick. »Ich bin dämlicherweise in meinem Zimmer abgekratzt und hab mich plötzlich hier wiedergefunden. In der Villa.«
    »Du meinst …«, setzte Sinclair an, dann machte er einen Schritt zur Seite und vertrat mir den Weg, als ich mich an ihm vorbeischleichen wollte. »Äh … was willst du damit sagen?«
    »Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich habe keine Ahnung, wie ich hier gelandet bin. Ich hab irgendwie gehofft, ihr könntet mir das erklären.«
    Sinclair schaute mich an, und sein übliches Pokerface war ihm entglitten. Er sah so verblüfft aus, wie ich mich fühlte. Wir starrten einander eine Weile schweigend an und richteten dann unsere Blicke wieder auf Marc.
    »Na ja, zum Teufel«, sagte ich, weil ich fand, dass einer von uns etwas sagen sollte. »Ich schätze, jetzt müssen wir mit den anderen reden.«
    Marc seufzte. Bedeutete das, dass er atmen musste? »Das wird ihnen aber gar nicht gefallen.«
    Und so war es auch.

11
    Jessica wollte gar nicht mehr aufhören zu kreischen. Vermutlich wäre sie auch (vor Angst) hochgesprungen, konnte aber mit ›Dem Bauch, Der Die Welt Auffraß‹ der Schwerkraft nicht entkommen. Also beschränkte sie sich darauf, wie angewurzelt auf der Stelle zu stehen und zu kreischen.
    »Ich kann das erklären!«, rief ich in dem Versuch, die Fliegersirene zu übertönen. »Es ist nicht so, wie es aussieht!«
    »Es sieht so aus, als hättest du Marc wieder zum Leben erweckt, obwohl du versprochen hattest, es nicht zu tun!« Nick packte Jessica an der Schulter und brachte sie hinter sich in Sicherheit. Er hatte seine Waffe zwar noch nicht gezogen, aber seine Hand lag bereits auf dem Kolben, und er ließ Marc keine Sekunde aus

Weitere Kostenlose Bücher