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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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erschossen worden oder in der Hölle gelandet! Ach, und übrigens ist der blöde, fiese Marc tot, dank mir, aber du brauchst dich nicht zu bedanken!« Oh. Da fiel mir ein, dass die Marc-Kreatur auch nur dank mir existiert hatte. Wegen meines ekligen, stoischen Ichs aus der Zukunft.
    Doch das war jetzt nicht der Punkt! Marc hatte echt Nerven, am Leben zu sein, und wie sehr, würde ich ihm laut und schrill in allen Einzelheiten darlegen.
    »Betsy …« In einer irgendwie fließenden Bewegung kam er auf die Beine, nicht so schnell wie ein Vampir, sondern langsam und nicht eben elegant. Wenn man gerade Nagellack auf die Zehennägel aufgetragen hat und sich zur Seite rollt und vorsichtig aufsteht, damit nichts verschmiert … so etwa sah seine Bewegung aus. Nun kam er langsam auf mich zu.
    Alle möglichen Erklärungen gingen mir durch den Kopf, während ich meinen zur unpassenden Zeit auferstandenen Freund ankreischte. Ein Vampir war er nicht. Aber auch kein Mensch, auf keinen Fall! Er roch nämlich nicht mehr wie früher nach Baumwolle und Blut auf dem OP -Kittel. Und ein Werwolf wurde man nicht, wenn man gebissen wurde. Vor ein paar Jahren hatte ich herausgefunden, dass man als Werwolf geboren werden musste. Lykanthropie schied also auch aus. Dann konnte er nur …
    Ich fuchtelte mit dem Schemel herum, als wäre Marc ein Zombie-Stier. »Zurück! Bleib, wo du bist! Komm bloß nicht auf die Idee, mein Gehirn zu fressen, sonst schlag ich dir den Schädel ein. Und warum bin ich gar nicht überrascht, schon wieder einen Zombie auf meinem Speicher zu finden?«
    »Betsy …«
    »Denk nicht mal dran!«, warnte ich ihn und trat einen großen Schritt zurück. Ich hasste, hasste, hasste Zombies und machte mir nur deshalb nicht vor Angst in die Hose, weil ich’s zum einen gar nicht konnte und weil Marc nicht widerlich und klebrig war oder mein Gehirn essen wollte. Und weil er eben Marc war. »Denk ja nicht, ich würde dich nicht killen, Meister! Ich ramm dir diesen Schemel in den Hintern, dass du ’ne Woche lang Splitter kotzt! Und dann nehme ich dich mir so richtig vor!«
    »Ich glaube dir ja«, erwiderte er trocken. Er war stehen geblieben und hatte die Hände in der altbekannten Pose erhoben, die »Bitte nicht schießen« bedeutet. Besagte Hände waren voller Blut … nein. Seine OP -Handschuhe waren blutig. Denn er war gerade dabei gewesen … gerade dabei gewesen … »Hör zu, Betsy, ich …«
    »O Gott! Was hast du hier gemacht?« Immer noch suchte mein Hirn fieberhaft nach möglichen Erklärungen, doch keine wollte mir sonderlich gefallen. Ich starrte voller Horror auf die Katze, dann wieder auf Marc, der seinerseits auf den Boden schaute und einen seltsamen Ausdruck im Gesicht trug. Beschämung? Hunger? Wut? »Warum? Oh, Marc, was tust du bloß hier, und warum musstest du meine tote Katze aufschneiden? Wie kannst du mir das antun?«, heulte ich, warf mich nach vorn auf die Dielenbretter…
    (aua!)
    …und brach in Tränen aus.

10
    Es war nicht allein Sink Leers Schuld. Aber das wurde mir erst später klar. Zum Zeitpunkt der Ereignisse war alles ein einziges untotes, widerliches, entsetzliches, Furcht einflößendes Chaos. Und es war schon schlimm genug gewesen, bevor mein Ehemann im wahrsten Sinne des Wortes die Szene stürmte.
    Wie dem auch sei, Sinclair brauste wie ein Sturmwind durch die Speichertür und galoppierte die Treppe hoch, und weil er mich kreischen und weinen hörte und ausnahmsweise selbst einmal nicht der Grund dafür war, nahm er die siebzehn Stufen in einer knappen halben Sekunde.
    Dann platzte er gerade rechtzeitig auf den Speicher, um einen Zombie zu erblicken, der sich mit blutigen Händen über mich, seine Frau, beugte. »Ach komm schon, Betsy, jetzt wein doch nicht! Ich – krrrk!«
    »Rühr sie nicht an!«, mahnte Sinclair in einem Ton, der freundlich erscheinen konnte, wenn man meinen Gemahl nicht kannte, und versetzte damit zumindest einen von uns in Angst und Schrecken. »Und sag mir, was das zu bedeuten hat! Sofort! Und lüg mich nicht an: Ich weiß, dass du kein neuer Untertan bist.«
    Marcs Zombiefüße strampelten mittlerweile in der Luft. Sinclair, der ohnehin um einiges größer war, hatte seine Hände um Marcs Hals gelegt und hob ihn in die Höhe.
    »Krrrk!«
    »Lass ihn sofort los!« In einem quecksilberartigen Stimmungsumschwung schaltete ich auf Marcs Beschützerin um. »Er hat doch nichts getan, außer dass er ohne Erlaubnis von den Toten zurückgekehrt ist, bevor ich ihn

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