Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
Vom Netzwerk:
strengte sich daher nach Kräften an, sein Zombie-Gehirn zu trainieren. Offenbar ernährte sich der Zombie der Moderne von mentaler Schwerstarbeit und nicht mehr von Gehirnen. Marc war der moderne Kuschel-Zombie, der nichts mehr mit der ekligen, furchterregenden Schöpfung eines George Romero gemeinsam hatte.
    Okay. Na schön. Wir konnten uns anpassen. Wir mussten uns ohnehin ständig unheimlichen und verrückten Umständen anpassen. Doch es blieb das Problem, dass ein Zombie in unserem Haus umherschlich und nach geistiger Beschäftigung suchte, damit er nur ja nicht verweste.
    Ich wälzte mich auf unserem neuen Bett herum (Sinclair und ich schrotteten gelegentlich das Bett, deshalb schliefen wir mittlerweile in Bett Nummer sieben … zum Glück war er ja so reich!) und zog ihm die Decke weg.
    »Jetzt bin ich besorgt und habe kalte Füße«, seufzte mein Gatte.
    »Glaubst du, mir ginge es besser? Es ist so unheimlich, dass er da so unheimlich herumschleicht.«
    Wir starrten weitere Minuten an die Decke. »Es könnte ein psychisches Problem sein«, bemerkte Sinclair dann.
    »Wovon zum Teufel redest du da?«
    »Ich höre eigentlich nichts. Wir haben nicht gewusst, dass er da war, bevor er sich zeigte. Jetzt wissen wir nicht nur, dass er da ist, sondern auch, dass er ein Zombie ist. Vielleicht ist unsere Spannung lediglich seelisch bedingt.«
    »Ich hab keine Ahnung, was du damit meinst. Oh, fuck.«
    »War das eine Anfrage oder ein Fluch?«
    »Morgen bringt Mom Baby Jon wieder zu uns.« Baby Jon war mein Halbbruder und Mündel und irgendwie auch mein Sohn. Aber weil ich ein Vampir war und um mich herum ständig unheimliche Dinge geschahen, schob ich ihn oft zu meiner Mutter ab. Weil sie so oft den Babysitter spielen musste, hatte sie den Kleinen inzwischen richtig lieb gewonnen. »Was soll ich ihr denn sagen? Ja, danke, dass du wieder auf ihn aufgepasst hast! Übrigens kannst du ihn gleich wieder mitnehmen, wir haben nämlich einen Zombie im Haus und wissen nicht, ob wir ihm trauen können. Hier ist Geld für Windeln. Uäh!«
    »Die Alternative wäre noch unerfreulicher.«
    »Verdammt!«
    Wieder starrten wir an die Decke. »Wenigstens hat Laura zurückgerufen.«
    »Ja?«
    »Ja. Aber sie will sich auf dieser Farm außerhalb treffen. Gott weiß, warum.« Bei dem Wort mit G zuckte mein Gemahl zusammen, und ich murmelte eine Entschuldigung. Für alle Vampire außer meiner Wenigkeit war das G-Wort wie ein Peitschenhieb oder eine Ladung vors Verkehrsgericht: unerträglich schmerzhaft. »Sie sagte, sie habe mir etwas zu zeigen, und wolle mich auf neutralem Boden treffen. Auf einer Farm am Rand von Mendota Heights.«
    »Ich werde dich begleiten.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    Schweigend fixierten wir noch einige Sekunden die Decke, dann äußerte Sinclair hoffnungsvoll: »Vielleicht würde es dich ein wenig ablenken, wenn wir …«
    »Äh, lieber nicht. Es ist einfach zu unheimlich. Ich würde ihn nicht mehr nicht hören können, während wir … Es geht nicht. Sorry.«
    »Ich schätze, du hast recht.«
    Blödes Thanksgiving.

15
    »Es ist hier, okay? Du musst links abbiegen, so heißt es in ihrer Beschreibung.«
    »Ihre Beschreibung heißt nicht irgendwie. Du musst sie lesen.«
    »Ach, spielst du jetzt Alec Baldwin in
Eine Intrige

    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Ich meine damit, dass du ein Trottel bist.«
    »Ist das erstrebenswerter, als eine Zicke zu sein?«
    »Gott, Gott, Gott, Gott, Gott, Gott, Gott.«
    »Hör sofort auf damit!« Mein Ehemann zitterte am ganzen Leib. Fast wären wir im Graben gelandet. Geschah ihm recht! Warum hatte er auch den Volkswagen genommen? Er hatte eine Garage voller schicker Schlitten und nahm ausgerechnet den Jetta? Das Ende aller Romantik. »Wirklich, Elizabeth. Das ist unter deinem Niveau.«
    »Ha! Das zeigt, wie wenig du von mir weißt. Es gibt nicht viel, was unter meinem Niveau ist.« Moment mal. Hatte ich mich gerade selbst beleidigt?
    »In der Tat«, murmelte er und bog endlich links ab. Wir waren in der Walachei irgendwo südlich von Mendota Heights, und die Farm, auf der meine Schwester uns treffen wollte, sah verlassen aus.
    Außerdem hatte dieses Anwesen nicht viel Ähnlichkeit mit einer Farm. Keine Scheunen, keine Wirtschaftsgebäude, abgesehen von einer großen gelblichen Garage, kein Vieh, keine Heuschober, keine Maisspeicher, keine Langweiler (außer dem, mit dem ich verheiratet war – hihi!). Bloß eine Garage, eine Zufahrt, ein kurzer Weg, der zum Haus

Weitere Kostenlose Bücher