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Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Wer zweimal stirbt, ist laenger tot

Titel: Wer zweimal stirbt, ist laenger tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Kleine, allerdings unabsichtlich. Ich verändere die Dinge auch, aber mit Absicht … und nur als Reaktion auf deine Veränderungen. Und obwohl es mir zutiefst widerstrebt, dir etwas so Beschämendes und Persönliches zu gestehen … ich habe es nur deswegen gewagt, weil du in meiner Gegenwart, also deiner Zukunft, Dinge vollbracht hast, die nicht geschehen waren. Du hast Dinge gesagt und getan, an die ich mich nicht erinnern konnte, als ich du war.« Sie wedelte mit der Hand in meine Richtung.
    »Tja, das ist ja super. Danke, dass du in die Vergangenheit gereist bist, doch wir haben hier alles im Griff.«
    »Ha.«
    »Also geh deiner Wege oder fall tot um oder tu, was du sonst so tust, wenn du nicht gerade meine Klamotten klaust und rumschleichst und meine Freunde wieder zum Leben erweckst!«
    »Satan hat Angst vor dir.«
    »… und solches Zeug von dir gibst! Hör schon auf damit, ja?« Fast hätte ich sie angefleht. Und dann erschossen. Oder sie zuerst erschossen und dann angefleht. Oder sie einfach nur erschossen. Ihr eine Kugel mitten in die Stirn gejagt.
    »Findest du das denn überhaupt nicht interessant?«
    »Eher lästig als interessant, möchte ich meinen«, kam Marc mir zu Hilfe.
    »Als ich du war, begriff ich nicht wirklich, über welche Kräfte ich verfügte. Ich habe mich ständig unterschätzt. Erst Jahre später wurde mir klar, dass ich selbst mein größtes Hindernis gewesen war.«
    »Was für eine reizende Geschichte«, sagte ich mit falscher Bewunderung. »Endet sie wohl damit, dass du Blut spuckst?«
    »Es sind Werkzeuge«, erklärte sie kryptisch.
    »Was? Meinst du jetzt echte Werkzeuge wie den Schraubenzieher, oder willst du mich wieder mal beleidigen?«
    Sie schaute zur Decke empor, als flehte sie höhere Mächte um Beistand an. »Versuch doch einmal zuzuhören. Deine Fähigkeiten. Deine Kraft, deine Schnelligkeit, die schnell heilenden Wunden. Diese Fähigkeiten sind Werkzeuge, die dich – und ihn und die anderen – retten können. Wenn du jedoch nicht über die nötige Geschicklichkeit und Erfahrung verfügst, können diese Werkzeuge dich töten. Und die anderen auch.«
    »Du bist das Werkzeug, das dich töten kann.« Okay … das war vielleicht kindisch, doch so befriedigend. Obwohl ich sie schon verstand. Hatte ich nicht unendlich oft gezögert oder gar nicht gewusst, wie ich handeln sollte, weil ich eine dreißigjährige arbeitslose Sekretärin war, die nie einen Kampfsportkursus besucht hatte?
    »Bevor du über die nötige Erfahrung verfügst, musst du deine Stärken schulen«, dozierte sie weiter.
    Marc nickte so eifrig, als wäre die ältere Betsy die Stimme der Vernunft. »Du brauchst einen Yoda! Einen Vampir-Yoda.«
    »Mir will nichts einfallen, was ich weniger brauchte, echt nicht.« Eine Herpes-Infektion? Eine Steuerprüfung? Beides schönere Aussichten als struppige, untote Yodas, die meine Villa in Unordnung brachten, von meiner Psyche gar nicht erst zu reden.
    »Du willst doch wohl nicht vorschlagen, dass ich diese Rolle übernehme?« Bildete ich es mir ein, oder war die ältere Betsy ein wenig blass geworden?
    »Ähm …«
    »Nein!«, riefen mein älteres Ich und ich gleichermaßen entsetzt aus.
    »Jetzt kriegt euch wieder ein! War doch bloß eine Idee.«
    »Eine grässliche Idee.« Mein älteres Ich stürzte gierig drei Schlucke Milch hinunter. »Ahhh. Wie ich frische Milch vermisst habe!« Sie schaute wieder auf und richtete ihren Blick auf Marc. »Für einen wankenden Zombie, der seit beinahe einer Woche tot ist, siehst du ziemlich gut aus.«
    »Ja.« Er nickte.
    »Willst du wissen, warum?«
    »Äh … jaa?«
    »Das ist wahrscheinlich wieder so ein Trick«, warnte ich ihn. »Trau ihr nicht! Denk an die Marc-Kreatur!«
    »Was Marc am Ende wurde, war ebenso meine wie auch seine Schuld!«, fauchte die ältere Betsy. Wieder gab sie sich sichtlich Mühe, sich zu beruhigen. »Es liegt daran, dass sie dich liebt …« Sie zeigte auf (schluck!) mich. »Und sie steht dir nahe.«
    »Ich kann dir nicht ganz folgen«, murmelte Marc.
    »Ich auch nicht, und ich bin doch eigentlich die Expertin für Nichtraffen.«
    »Ja, deine Freunde können einem nur leidtun«, sagte sie.
    »Blöde Kuh!«
    »Tollpatsch!«
    Marc hob beschwichtigend die Hände. »Aber meine Damen! Was soll das? Wie hast du das gemeint, ältere … äh, Elizabeth?«
    Sie seufzte, als wäre sie total enerviert. Es war natürlich die reinste Show. Sie brauchte nicht mehr zu atmen und noch viel weniger leiderfüllte Seufzer

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